Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_524.001 Frühling ward es und wieder blüht, p1b_524.003 p1b_524.009Vom sanftströmenden Bach getränkt, p1b_524.004 Der Kydonische Apfelbaum, p1b_524.005 Wo jungfräulicher Nymphen Schar p1b_524.006 Tief im Dunkel des Haines spielt p1b_524.007 Und die Blüte der Rebe schwillt p1b_524.008 Unter schattendem Weinlaub. (Jbykos. Aus Geibels klass. Liederbuch S. 44.) p1b_524.010 p1b_524.011 p1b_524.017 - - Breve Breve - Breve - Breve - p1b_524.019 p1b_524.022 a. Tragen will ich das Schwert verhüllt in Myrten, p1b_524.024 p1b_524.027Wie Harmodios und Aristogiton, p1b_524.025 Da von ihrer Hand fiel der Tyrann p1b_524.026 Und sie dem Volk Athens Freiheit und Recht erkämpft. (Aus Geibels klass. Liederbuch S. 61. Vgl. auch S. 53.) p1b_524.028b. Tausendstimmiges Lob mag euch vergöttern p1b_524.029 Mit laut krachendem Lärm Kanonen Machtruf p1b_524.030 Und Posaunenschall weit in das Land p1b_524.031 Donnern der Helden Siegsruhm, in der Schlacht erkämpft. p1b_524.032 Tausendstimmiges Lob mag Ruhm euch bringen p1b_524.034 Und Kanonengebrüll weit tönend dringen, p1b_524.035 Und Posaunenschall weit in das Land p1b_524.036 Steigern der Helden Siegsdurst in der Schlacht entbrannt. p1b_524.037 B. Antikisierende Strophen. p1b_524.038 § 162. Aus antiken Metren und Versen zusammengesetzte p1b_524.039 Strophen neuer deutscher Erfindung. p1b_524.040 p1b_524.001 Frühling ward es und wieder blüht, p1b_524.003 p1b_524.009Vom sanftströmenden Bach getränkt, p1b_524.004 Der Kydonische Apfelbaum, p1b_524.005 Wo jungfräulicher Nymphen Schar p1b_524.006 Tief im Dunkel des Haines spielt p1b_524.007 Und die Blüte der Rebe schwillt p1b_524.008 Unter schattendem Weinlaub. (Jbykos. Aus Geibels klass. Liederbuch S. 44.) p1b_524.010 p1b_524.011 p1b_524.017 – ⏒ – ⏑ ⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏒ p1b_524.019 p1b_524.022 a. Tragen will ich das Schwert verhüllt in Myrten, p1b_524.024 p1b_524.027Wie Harmodios und Aristogiton, p1b_524.025 Da von ihrer Hand fiel der Tyrann p1b_524.026 Und sie dem Volk Athens Freiheit und Recht erkämpft. (Aus Geibels klass. Liederbuch S. 61. Vgl. auch S. 53.) p1b_524.028b. Tausendstimmiges Lob mag euch vergöttern p1b_524.029 Mit laut krachendem Lärm Kanonen Machtruf p1b_524.030 Und Posaunenschall weit in das Land p1b_524.031 Donnern der Helden Siegsruhm, in der Schlacht erkämpft. p1b_524.032 Tausendstimmiges Lob mag Ruhm euch bringen p1b_524.034 Und Kanonengebrüll weit tönend dringen, p1b_524.035 Und Posaunenschall weit in das Land p1b_524.036 Steigern der Helden Siegsdurst in der Schlacht entbrannt. p1b_524.037 B. Antikisierende Strophen. p1b_524.038 § 162. 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Die phaläkische Strophe.</p> <p><lb n="p1b_524.011"/> Sie hat ihren Namen von dem griechischen Lyriker Phaläkos. <lb n="p1b_524.012"/> Sie entsteht durch Verbindung von 2 phaläkischen Versen mit Anapästjambus <lb n="p1b_524.013"/> und Choriambus, endlich dem logaödischen Teil des großen <lb n="p1b_524.014"/> sapphischen Verses und einem abschließenden Anapästjambus. Sie ist <lb n="p1b_524.015"/> ein trikolisches Tetrastichon und wurde am häufigsten von Catull angewandt.</p> <lb n="p1b_524.016"/> <p> <lb n="p1b_524.017"/> <hi rendition="#g">Schema:</hi> </p> <lb n="p1b_524.018"/> <p> <hi rendition="#c">– ⏒ – ⏑ ⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏒ <lb n="p1b_524.019"/> – ⏑ – ⏑ ⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏒ <lb n="p1b_524.020"/> ⏑ ⏑ – ⏑ – – ⏑ ⏑ – <lb n="p1b_524.021"/> – ⏑ ⏑ – ⏑ – – ⏑ ⏑ – ⏑ –</hi> </p> <p> <lb n="p1b_524.022"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_524.023"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">a</hi>.</p> <lg> <l>Tragen will ich das Schwert verhüllt in Myrten,</l> <lb n="p1b_524.024"/> <l>Wie Harmodios und Aristogiton,</l> <lb n="p1b_524.025"/> <l> Da von ihrer Hand fiel der Tyrann</l> <lb n="p1b_524.026"/> <l> Und sie dem Volk Athens Freiheit und Recht erkämpft.</l> </lg> <lb n="p1b_524.027"/> <p> <hi rendition="#right">(Aus Geibels klass. Liederbuch S. 61. 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c. Siebenzeilige glykonische Strophe.
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Frühling ward es und wieder blüht, p1b_524.003
Vom sanftströmenden Bach getränkt, p1b_524.004
Der Kydonische Apfelbaum, p1b_524.005
Wo jungfräulicher Nymphen Schar p1b_524.006
Tief im Dunkel des Haines spielt p1b_524.007
Und die Blüte der Rebe schwillt p1b_524.008
Unter schattendem Weinlaub.
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(Jbykos. Aus Geibels klass. Liederbuch S. 44.)
p1b_524.010
6. Die phaläkische Strophe.
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Sie hat ihren Namen von dem griechischen Lyriker Phaläkos. p1b_524.012
Sie entsteht durch Verbindung von 2 phaläkischen Versen mit Anapästjambus p1b_524.013
und Choriambus, endlich dem logaödischen Teil des großen p1b_524.014
sapphischen Verses und einem abschließenden Anapästjambus. Sie ist p1b_524.015
ein trikolisches Tetrastichon und wurde am häufigsten von Catull angewandt.
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Schema:
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– ⏒ – ⏑ ⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏒ p1b_524.019
– ⏑ – ⏑ ⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏒ p1b_524.020
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– ⏑ ⏑ – ⏑ – – ⏑ ⏑ – ⏑ –
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Beispiele:
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a.
Tragen will ich das Schwert verhüllt in Myrten, p1b_524.024
Wie Harmodios und Aristogiton, p1b_524.025
Da von ihrer Hand fiel der Tyrann p1b_524.026
Und sie dem Volk Athens Freiheit und Recht erkämpft.
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(Aus Geibels klass. Liederbuch S. 61. Vgl. auch S. 53.)
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b.
Tausendstimmiges Lob mag euch vergöttern p1b_524.029
Mit laut krachendem Lärm Kanonen Machtruf p1b_524.030
Und Posaunenschall weit in das Land p1b_524.031
Donnern der Helden Siegsruhm, in der Schlacht erkämpft.
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Dasselbe Beispiel geben wir gereimt:
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Tausendstimmiges Lob mag Ruhm euch bringen p1b_524.034
Und Kanonengebrüll weit tönend dringen, p1b_524.035
Und Posaunenschall weit in das Land p1b_524.036
Steigern der Helden Siegsdurst in der Schlacht entbrannt.
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B. Antikisierende Strophen. p1b_524.038
§ 162. Aus antiken Metren und Versen zusammengesetzte p1b_524.039
Strophen neuer deutscher Erfindung. p1b_524.040
Es kann dem denkenden Dichter nicht schwer fallen, die in den p1b_524.041
§§ 103 und 159 aufgeführten antiken Metren und Verse zu neuen p1b_524.042
Strophenformen zusammenzusetzen. Jn der That wurde unsere Litteratur p1b_524.043
durch Klopstock, Voß, Ramler, Hölty, Hölderlin, Platen,
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