Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_610.001 An anegenge und ane letze p1b_610.004 Bis du got ewic lebende. p1b_610.005 Dein kraft an undersetze p1b_610.006 Himmel und erde helt enbor uf swebende. p1b_610.007 Din ie din nimmer ist gar ungefehtet. p1b_610.008 Sam ist die hoch und ouch die breit p1b_610.009 Die lenge die tieff die ist gar ungetrehtet. p1b_610.010 Dich, meine Jugend, ruf' ich an, p1b_610.012 Die du, ein schöner Traum, vorbeigeflogen! p1b_610.013 Auf rosenüberstreuter Bahn, p1b_610.014 O komm, noch einmal komm zu mir zurückgezogen. p1b_610.015 Mein Auge fülle mit dem Glanze p1b_610.016 Der Liebeschwärmerei, und birg p1b_610.017 Ergraute Locken unter grünem Kranze! p1b_610.018
(Aus Minnesinger von v. d. Hagen II, 246.) p1b_610.040 p1b_610.042 Ich seite iu gerne, ich weiz wol, waz: p1b_610.044
diu ware minne Got verwungen hat, nu merket daz, p1b_610.045 erber mede unde guete die (en) klagten Gote, wir wären gar verlorn; p1b_610.001 An anegenge und ane letze p1b_610.004 Bis du got ewic lebende. p1b_610.005 Dein kraft an undersetze p1b_610.006 Himmel und erde helt enbor uf swebende. p1b_610.007 Din ie din nimmer ist gar ungefehtet. p1b_610.008 Sam ist die hoch und ouch die breit p1b_610.009 Die lenge die tieff die ist gar ungetrehtet. p1b_610.010 Dich, meine Jugend, ruf' ich an, p1b_610.012 Die du, ein schöner Traum, vorbeigeflogen! p1b_610.013 Auf rosenüberstreuter Bahn, p1b_610.014 O komm, noch einmal komm zu mir zurückgezogen. p1b_610.015 Mein Auge fülle mit dem Glanze p1b_610.016 Der Liebeschwärmerei, und birg p1b_610.017 Ergraute Locken unter grünem Kranze! p1b_610.018
(Aus Minnesinger von v. d. Hagen II, 246.) p1b_610.040 p1b_610.042 Ich seite iu gerne, ich weiz wol, waz: p1b_610.044
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Beispiel der neuen Titurelstrophe: (Aus Titurel, herausgeg. von p1b_610.002
K. A. Hahn.)
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An anegenge und ane letze p1b_610.004
Bis du got ewic lebende. p1b_610.005
Dein kraft an undersetze p1b_610.006
Himmel und erde helt enbor uf swebende. p1b_610.007
Din ie din nimmer ist gar ungefehtet. p1b_610.008
Sam ist die hoch und ouch die breit p1b_610.009
Die lenge die tieff die ist gar ungetrehtet.
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Rückerts neue Titurelstrophe.
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Dich, meine Jugend, ruf' ich an, p1b_610.012
Die du, ein schöner Traum, vorbeigeflogen! p1b_610.013
Auf rosenüberstreuter Bahn, p1b_610.014
O komm, noch einmal komm zu mir zurückgezogen. p1b_610.015
Mein Auge fülle mit dem Glanze p1b_610.016
Der Liebeschwärmerei, und birg p1b_610.017
Ergraute Locken unter grünem Kranze!
p1b_610.018
b. Marners langer Ton.
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Die maler malent an ein want p1b_610.020
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daz ist Sinagoga genant, p1b_610.022
nach sinem reht, in Gotes pflage, p1b_610.023
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Als ich daz bild' entworfen vant, p1b_610.025
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(Aus Minnesinger von v. d. Hagen II, 246.)
p1b_610.040
(Die folgenden 43 Strophen dieses langen Gedichtes entsprechen dieser p1b_610.041
ersten Strophe genau.)
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c. Frauenehrenton. (Vroun Eren don von Reinmar von Zweter.)
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Ich seite iu gerne, ich weiz wol, waz: p1b_610.044
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erber mede unde guete die (en) klagten Gote, wir wären gar verlorn;
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