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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Man beachte das durch das ganze Gedicht durchgeführte schöne strophische p1b_618.002
Charakteristikum des um 1 Jambus verlängerten Abgesangs. Einen einzeiligen p1b_618.003
Abgesang haben die Strophen noch in Erinnerungs-Runen mit dem Reimschema: p1b_618.004
a b a b a.

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Aurora.

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Schon glüht der erste Purpursaum p1b_618.007
Jm Ost, der Tag kehrt wieder, p1b_618.008
Der Vögel Chor in Strauch und Baum p1b_618.009
Singt frohe Morgenlieder. p1b_618.010
Ein neues Leben ist erwacht p1b_618.011
Und die Natur in goldner Pracht p1b_618.012
Kredenzt den Freudenbecher.

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Ähnlich ist Die erste Lerche gebaut. Reimschema: a b a b c c b.

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Provence.

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Heiliges Dichterland, p1b_618.016
Heimat von Lied und Lieb'! p1b_618.017
Deinem gepriesenen Strand p1b_618.018
Jch auch entgegen trieb: p1b_618.019
Jch sah dich ruhen in Südens Glut, p1b_618.020
Zaub'rin, am Spiegel der tiefblauen Flut.

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Man beachte den wirksamen Rhythmuswechsel im Abgesang. Ähnlich p1b_618.022
gebildet ist "Tasso": Vorwort zur Übersetzung von Goethes Tasso durch den p1b_618.023
königlichen Dichter. Reimschema: a b a b c c.

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Ersatz für die Dreiteilung.

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Nur wenige Dichter der Neuzeit kennen in ihrer Lyrik das Gesetz der p1b_618.026
dreiteiligen Strophen. Einen Ersatz bietet die zweiteilige Gliederung p1b_618.027
in Haupt- und Gegenstrophe,
die dem Dichter leichter wird als die Dreiteilung, p1b_618.028
da er den zweiten Stollen nicht zu bilden braucht.

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Beispiel der zweigeteilten Strophe:

p1b_618.030
Jch bin mit meiner Liebe p1b_618.031
Vor Gott gestanden, p1b_618.032
Jch stellte diese Triebe p1b_618.033
Zu seinen Handen. p1b_618.034
Jch bin von diesen Trieben p1b_618.035
Nun unbetreten: p1b_618.036
Jch kann dich, Liebster, lieben p1b_618.037
Zugleich und beten.

(Rückert.)

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(Die erste Hälfte bildet hier den Aufgesang, die zweite den Abgesang. p1b_618.039
Vgl. noch "Ganz verdumpft" von Rückert.)

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Ein gründliches Studium der Minnesinger dürfte unseren jüngeren Lyrikern p1b_618.041
dringend zu raten sein, wenn ihre meist armselige, aus nur wenigen abgenützten p1b_618.042
Tönen bestehende Strophik mannigfaltiger, reicher, schöner und kunstvoller p1b_618.043
werden soll.

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Man beachte das durch das ganze Gedicht durchgeführte schöne strophische p1b_618.002
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Man beachte den wirksamen Rhythmuswechsel im Abgesang. Ähnlich p1b_618.022
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Ersatz für die Dreiteilung.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/652>, abgerufen am 22.11.2024.