Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_637.001 Ungefroren ist die Erde, p1b_637.002 p1b_637.004Daß zu meiner Kinder Grüften p1b_637.003 Leichter sie erwühlet werde. &c. (Rückert, Kindertotenlieder 181.) p1b_637.005 p1b_637.006 p1b_637.010 Jm Dorfe Kolbeck liegt des Schneees Decke, p1b_637.012 Warm auf den Gräbern in des Friedhofs Räumen, p1b_637.013 Daß nicht der Frost die müden Schläfer wecke. p1b_637.014 p1b_637.017Schon webt die Dämmrung ihren Flor, die Glocken p1b_637.015 Zum heilgen Weihnachtsfest mit ihren Zungen p1b_637.016 Die frommen Beter zur Kapelle locken. (Künzel, Weihnachtsreigen.) p1b_637.018 p1b_637.019 p1b_637.021 p1b_637.022 p1b_637.026 a. Dünste steigen auf und werden p1b_637.028 Jn den Wolken Blitz und Donner p1b_637.029 Oder Regentropfen. p1b_637.030 p1b_637.033Dünste steigen auf und werden p1b_637.031 Jn dem Haupte Zorn und Unmut p1b_637.032 Oder werden Thränen. &c.(Herder, der Himmel.) b. Was fiel, o Jüngling, p1b_637.034 Dein liebend Auge p1b_637.035 Auf mich verwaistes Mägdlein, p1b_637.036 p1b_637.039Die ich nicht habe p1b_637.037 Weder Vater noch Mutter, p1b_637.038 Noch irgend einen Verwandten? &c. (Litthauisches Volkslied. Aus Rhesas Dainos S. 150.) p1b_637.040 p1b_637.041 Es stehn die Stern' am Himmel, p1b_637.043
Es scheint der Mond so hell, p1b_637.044 Die Toten reiten schnell. p1b_637.001 Ungefroren ist die Erde, p1b_637.002 p1b_637.004Daß zu meiner Kinder Grüften p1b_637.003 Leichter sie erwühlet werde. &c. (Rückert, Kindertotenlieder 181.) p1b_637.005 p1b_637.006 p1b_637.010 Jm Dorfe Kolbeck liegt des Schneees Decke, p1b_637.012 Warm auf den Gräbern in des Friedhofs Räumen, p1b_637.013 Daß nicht der Frost die müden Schläfer wecke. p1b_637.014 p1b_637.017Schon webt die Dämmrung ihren Flor, die Glocken p1b_637.015 Zum heilgen Weihnachtsfest mit ihren Zungen p1b_637.016 Die frommen Beter zur Kapelle locken. (Künzel, Weihnachtsreigen.) p1b_637.018 p1b_637.019 p1b_637.021 p1b_637.022 p1b_637.026 a. Dünste steigen auf und werden p1b_637.028 Jn den Wolken Blitz und Donner p1b_637.029 Oder Regentropfen. p1b_637.030 p1b_637.033Dünste steigen auf und werden p1b_637.031 Jn dem Haupte Zorn und Unmut p1b_637.032 Oder werden Thränen. &c.(Herder, der Himmel.) b. Was fiel, o Jüngling, p1b_637.034 Dein liebend Auge p1b_637.035 Auf mich verwaistes Mägdlein, p1b_637.036 p1b_637.039Die ich nicht habe p1b_637.037 Weder Vater noch Mutter, p1b_637.038 Noch irgend einen Verwandten? &c. (Litthauisches Volkslied. Aus Rhesas Dainos S. 150.) p1b_637.040 p1b_637.041 Es stehn die Stern' am Himmel, p1b_637.043
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Ungefroren ist die Erde, p1b_637.002
Daß zu meiner Kinder Grüften p1b_637.003
Leichter sie erwühlet werde. &c.
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(Rückert, Kindertotenlieder 181.)
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4. a b a, d e d, g f g. &c. (Falsche Terzine.)
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weil sie den Mittelreim nicht fortzuführen brauchen. Dafür entbehren sie des p1b_637.008
verbindenden Charakters der Terzine. Julius Mosen hat diese Form im p1b_637.009
Ritter Wahn gewählt.
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Beispiel:
p1b_637.011
Jm Dorfe Kolbeck liegt des Schneees Decke, p1b_637.012
Warm auf den Gräbern in des Friedhofs Räumen, p1b_637.013
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(Künzel, Weihnachtsreigen.)
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5. a b c, a b c, a b c. &c.
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Als Beispiel vgl. die in § 139. 5, S. 457 gegebene Probe aus Rückerts p1b_637.020
Kindertotenl. 266.
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6. a b c, d e f.
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Dieses Schema bezeichnet die nicht gereimte dreizeilige Strophe, die im p1b_637.023
früheren lateinischen Hymnengesang aus trochäischen Trimetern bestand. Später p1b_637.024
kürzte man zuweilen die 3. Zeile behufs Erlangung eines strophischen Charakteristikums, p1b_637.025
wodurch sich die Strophe der freieren Odendichtung näherte.
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Beispiele:
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a.
Dünste steigen auf und werden p1b_637.028
Jn den Wolken Blitz und Donner p1b_637.029
Oder Regentropfen.
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Dünste steigen auf und werden p1b_637.031
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b.
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Weder Vater noch Mutter, p1b_637.038
Noch irgend einen Verwandten? &c.
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(Litthauisches Volkslied. Aus Rhesas Dainos S. 150.)
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7. a b b, c d d, e f f &c.
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Beispiel:
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Es stehn die Stern' am Himmel, p1b_637.043
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Die Toten reiten schnell.
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