Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_642.001 p1b_642.003 p1b_642.004 Das Grab ist tief und stille, p1b_642.006 p1b_642.009Und schauderhaft sein Rand, p1b_642.007 Es deckt mit schwarzer Hülle p1b_642.008 Ein unbekanntes Land. (Salis, Grablied. Ebenso: Goethe, Der König in Thule.) p1b_642.010 Hell glüh'n im Wald dem düstern p1b_642.012 Des Abendlichtes Brände, p1b_642.013 Die Blätter rauschen, flüstern, - p1b_642.014 O wer sie doch verstände. (Betti Paoli.) p1b_642.015 (I Breve - Breve - Breve - Breve II Breve Breve - Breve -) p1b_642.018Jn diesem grünen Wald p1b_642.019 Wir wollen fröhlich singen, p1b_642.020 Hört, wie es wiederhallt p1b_642.021 Und fröhlich thut erklingen. (Wunderhorn III. 71.) p1b_642.022 Du bist die Ruh, p1b_642.024 Der Friede mild, p1b_642.025 Die Sehnsucht du, p1b_642.026 Und was sie stillt. (Rückert.) p1b_642.027 a. Trochäisch=daktylisch. p1b_642.029Siehe, Verzicht p1b_642.030 p1b_642.033Wollt' ich nunmehr auf die Rosen leisten; p1b_642.031 Hab' ich doch nicht, p1b_642.032 Weil sie mir blühten, geträumt wie die Meisten. (Rückert.) p1b_642.034b. Jambisch. p1b_642.035Wenn ohne dich p1b_642.036 Jch eine einz'ge Stunde nur verlebte, p1b_642.037 So reute mich p1b_642.038 Dies Teilchen Leben, das in's Nichts verschwebte. (Rückert.) p1b_642.039 p1b_642.041 p1b_642.042 p1b_642.001 p1b_642.003 p1b_642.004 Das Grab ist tief und stille, p1b_642.006 p1b_642.009Und schauderhaft sein Rand, p1b_642.007 Es deckt mit schwarzer Hülle p1b_642.008 Ein unbekanntes Land. (Salis, Grablied. Ebenso: Goethe, Der König in Thule.) p1b_642.010 Hell glüh'n im Wald dem düstern p1b_642.012 Des Abendlichtes Brände, p1b_642.013 Die Blätter rauschen, flüstern, ─ p1b_642.014 O wer sie doch verstände. (Betti Paoli.) p1b_642.015 (I ⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏑ II ⏑ ⏑ – ⏑ –) p1b_642.018Jn diesem grünen Wald p1b_642.019 Wir wollen fröhlich singen, p1b_642.020 Hört, wie es wiederhallt p1b_642.021 Und fröhlich thut erklingen. (Wunderhorn III. 71.) p1b_642.022 Du bist die Ruh, p1b_642.024 Der Friede mild, p1b_642.025 Die Sehnsucht du, p1b_642.026 Und was sie stillt. (Rückert.) p1b_642.027 α. Trochäisch=daktylisch. p1b_642.029Siehe, Verzicht p1b_642.030 p1b_642.033Wollt' ich nunmehr auf die Rosen leisten; p1b_642.031 Hab' ich doch nicht, p1b_642.032 Weil sie mir blühten, geträumt wie die Meisten. (Rückert.) p1b_642.034β. Jambisch. p1b_642.035Wenn ohne dich p1b_642.036 Jch eine einz'ge Stunde nur verlebte, p1b_642.037 So reute mich p1b_642.038 Dies Teilchen Leben, das in's Nichts verschwebte. 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von unseren bedeutendsten Dichtern gepflegt worden. Sie erlebte bald soviele p1b_642.002
Modifikationen als die vorige.
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Beispiele:
p1b_642.004
a. Gebrochene Nibelungenverse mit Cäsurreim.
p1b_642.005
Das Grab ist tief und stille, p1b_642.006
Und schauderhaft sein Rand, p1b_642.007
Es deckt mit schwarzer Hülle p1b_642.008
Ein unbekanntes Land.
p1b_642.009
(Salis, Grablied. Ebenso: Goethe, Der König in Thule.)
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b. Klingende Reime.
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Hell glüh'n im Wald dem düstern p1b_642.012
Des Abendlichtes Brände, p1b_642.013
Die Blätter rauschen, flüstern, ─ p1b_642.014
O wer sie doch verstände.
(Betti Paoli.)
p1b_642.015
c. Das 2. Hemistichium der gebrochenen Zeile beginnt die p1b_642.016
Strophe.
p1b_642.017
(I ⏑ – ⏑ – ⏑ – ⏑ II ⏑ ⏑ – ⏑ –)
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Jn diesem grünen Wald p1b_642.019
Wir wollen fröhlich singen, p1b_642.020
Hört, wie es wiederhallt p1b_642.021
Und fröhlich thut erklingen.
(Wunderhorn III. 71.)
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d. Verkürzte Zeilen mit stumpfem Reim.
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Du bist die Ruh, p1b_642.024
Der Friede mild, p1b_642.025
Die Sehnsucht du, p1b_642.026
Und was sie stillt.
(Rückert.)
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e. Kurze und lange Zeilen wechselnd.
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α. Trochäisch=daktylisch.
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Siehe, Verzicht p1b_642.030
Wollt' ich nunmehr auf die Rosen leisten; p1b_642.031
Hab' ich doch nicht, p1b_642.032
Weil sie mir blühten, geträumt wie die Meisten.
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(Rückert.)
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β. Jambisch.
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Wenn ohne dich p1b_642.036
Jch eine einz'ge Stunde nur verlebte, p1b_642.037
So reute mich p1b_642.038
Dies Teilchen Leben, das in's Nichts verschwebte. (Rückert.)
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(Vgl. Goethes Goldschmiedsgesell, wo der gekreuzte b b=Reim in allen Strophen p1b_642.040
beibehalten ist.)
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6. a b b a. (Umarmende Reime.)
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Dieses Schema des ersten Teils der Sonettenform hat häufiger klingende p1b_642.043
als stumpfe Reime. Jst der a Reim stumpf, so spricht man von steigender p1b_642.044
Reimung; ist jedoch der b Reim stumpf, so nennt man es fallende Reimung.
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