Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_646.001 Die sehnenden Gedanken dabei meine Sinne allgemeine p1b_646.003 p1b_646.007Ganz ohne Wanken besorgen immer das eine, p1b_646.004 Wie ich ihr bescheine, p1b_646.005 Daß ich nun lange mit Sange sie meine p1b_646.006 Jn treuem Mute sie Gute sie Reine. (Heinrich von Veldeke. Aus Tieck XX. 50.) p1b_646.008 p1b_646.009 p1b_646.010 Schmeichl' ich dir mit süßem Worte, p1b_646.012 p1b_646.016Giebst du nur mit kaltem Ton p1b_646.013 Voller Groll und voller Hohn p1b_646.014 Antwort mir. Ja! so verdorrte p1b_646.015 Mein Verlangen keimend schon! (Amaru's Jndische Liebesliedchen, übers. in Fremde Blumen p1b_646.017 Ein Riese hatt' ein gutes Schwert, p1b_646.019 p1b_646.023Und wenn er's schwingt und dazu spricht: p1b_646.020 Alle Köpf' herunter, nur meiner nicht! p1b_646.021 So liegen auf der Erd' p1b_646.022 Alle Köpfe, nur seiner nicht. (Rückerts Ges. Ausg. III. 93.) p1b_646.024 p1b_646.025 p1b_646.030 Sei unbethört und unverstört! p1b_646.032 Was zu des Lebens Glück gehört, p1b_646.033 Hat dir ein Gott gegeben! p1b_646.034 Und was er dir nicht gab, gehört, p1b_646.035 O glaub' es, nicht zum Leben. p1b_646.036 p1b_646.038 p1b_646.039 p1b_646.042 a. Legt mir unter's Haupt Melissen; p1b_646.044 Meine Träume sind so wild. p1b_646.045 Jhrer Grabesnacht entrissen p1b_646.046 Schwebt vielleicht ihr süßes Bild p1b_646.047 Über mein verödet Kissen. (Martin Greif.) p1b_646.001 Die sehnenden Gedanken dabei meine Sinne allgemeine p1b_646.003 p1b_646.007Ganz ohne Wanken besorgen immer das eine, p1b_646.004 Wie ich ihr bescheine, p1b_646.005 Daß ich nun lange mit Sange sie meine p1b_646.006 Jn treuem Mute sie Gute sie Reine. (Heinrich von Veldeke. Aus Tieck XX. 50.) p1b_646.008 p1b_646.009 p1b_646.010 Schmeichl' ich dir mit süßem Worte, p1b_646.012 p1b_646.016Giebst du nur mit kaltem Ton p1b_646.013 Voller Groll und voller Hohn p1b_646.014 Antwort mir. Ja! so verdorrte p1b_646.015 Mein Verlangen keimend schon! (Amaru's Jndische Liebesliedchen, übers. in Fremde Blumen p1b_646.017 Ein Riese hatt' ein gutes Schwert, p1b_646.019 p1b_646.023Und wenn er's schwingt und dazu spricht: p1b_646.020 Alle Köpf' herunter, nur meiner nicht! p1b_646.021 So liegen auf der Erd' p1b_646.022 Alle Köpfe, nur seiner nicht. (Rückerts Ges. Ausg. III. 93.) p1b_646.024 p1b_646.025 p1b_646.030 Sei unbethört und unverstört! p1b_646.032 Was zu des Lebens Glück gehört, p1b_646.033 Hat dir ein Gott gegeben! p1b_646.034 Und was er dir nicht gab, gehört, p1b_646.035 O glaub' es, nicht zum Leben. p1b_646.036 p1b_646.038 p1b_646.039 p1b_646.042 a. Legt mir unter's Haupt Melissen; p1b_646.044 Meine Träume sind so wild. p1b_646.045 Jhrer Grabesnacht entrissen p1b_646.046 Schwebt vielleicht ihr süßes Bild p1b_646.047 Über mein verödet Kissen. (Martin Greif.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0680" n="646"/> <p> <lb n="p1b_646.001"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_646.002"/> <lg> <l>Die sehnenden Gedanken dabei meine Sinne allgemeine</l> <lb n="p1b_646.003"/> <l>Ganz ohne Wanken besorgen immer das eine,</l> <lb n="p1b_646.004"/> <l>Wie ich ihr bescheine,</l> <lb n="p1b_646.005"/> <l>Daß ich nun lange mit Sange sie meine</l> <lb n="p1b_646.006"/> <l>Jn treuem Mute sie Gute sie Reine.</l> </lg> <lb n="p1b_646.007"/> <p> <hi rendition="#right">(Heinrich von Veldeke. Aus Tieck <hi rendition="#aq">XX</hi>. 50.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_646.008"/> 2. <hi rendition="#aq">a b b a b</hi>.</p> <p><lb n="p1b_646.009"/> Diese Strophe ist eine Vierzeile (§ 172. 6) mit angefügtem Abgesange.</p> <p> <lb n="p1b_646.010"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_646.011"/> <lg> <l>Schmeichl' ich dir mit süßem Worte,</l> <lb n="p1b_646.012"/> <l>Giebst du nur mit kaltem Ton</l> <lb n="p1b_646.013"/> <l>Voller Groll und voller Hohn</l> <lb n="p1b_646.014"/> <l>Antwort mir. Ja! so verdorrte</l> <lb n="p1b_646.015"/> <l>Mein Verlangen keimend schon!</l> </lg> <lb n="p1b_646.016"/> <p> <hi rendition="#right">(Amaru's Jndische Liebesliedchen, übers. in Fremde Blumen <lb n="p1b_646.017"/> von Vagamundo. Nr. 6.)</hi> </p> <lb n="p1b_646.018"/> <lg> <l>Ein Riese hatt' ein gutes Schwert,</l> <lb n="p1b_646.019"/> <l>Und wenn er's schwingt und dazu spricht:</l> <lb n="p1b_646.020"/> <l>Alle Köpf' herunter, nur meiner nicht!</l> <lb n="p1b_646.021"/> <l>So liegen auf der Erd'</l> <lb n="p1b_646.022"/> <l>Alle Köpfe, nur seiner nicht.</l> </lg> <lb n="p1b_646.023"/> <p> <hi rendition="#right">(Rückerts Ges. Ausg. <hi rendition="#aq">III</hi>. 93.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_646.024"/> 3. <hi rendition="#aq">a a b a b</hi>.</p> <p><lb n="p1b_646.025"/> Diese Strophe ist eigentlich die bequeme vierzeilige Strophe <hi rendition="#aq">a b a b</hi> mit <lb n="p1b_646.026"/> vorausgehender <hi rendition="#aq">a</hi>=Zeile. Sie ist seit dem 15. Jahrhundert in Gebrauch und <lb n="p1b_646.027"/> namentlich von Fr. Rückert häufig verwendet worden. (Vgl. dessen Ges. Ausg. <lb n="p1b_646.028"/> <hi rendition="#aq">II. 54. 385. 450. 479. 565. 581. V. 337. VII</hi>. 438. 447. Ferner: <lb n="p1b_646.029"/> Sanders „Aus d. besten Lebensst.“ S. 281.)</p> <p> <lb n="p1b_646.030"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_646.031"/> <lg> <l>Sei unbethört und unverstört!</l> <lb n="p1b_646.032"/> <l>Was zu des Lebens Glück gehört,</l> <lb n="p1b_646.033"/> <l>Hat dir ein Gott gegeben!</l> <lb n="p1b_646.034"/> <l>Und was er dir nicht gab, gehört,</l> <lb n="p1b_646.035"/> <l>O glaub' es, nicht zum Leben.</l> </lg> <p><lb n="p1b_646.036"/> (Rückert. Vgl. dessen Liebesgedanken 1, wo die 3 <hi rendition="#aq">a</hi> weiblich und die beiden <hi rendition="#aq">b</hi> <lb n="p1b_646.037"/> männlich sind.)</p> <p><lb n="p1b_646.038"/> 4. <hi rendition="#aq">a b a b a</hi>.</p> <p><lb n="p1b_646.039"/> Diese Strophe bildet die Antithesis zur vorigen Strophe, nämlich <hi rendition="#aq">a b a b</hi> <lb n="p1b_646.040"/> mit <hi rendition="#aq">a</hi>=Abgesang. Mit Macht drängt sie zur sechszeiligen Strophe hin, für <lb n="p1b_646.041"/> welche nur noch die sechste <hi rendition="#aq">b</hi> Zeile fehlt.</p> <p> <lb n="p1b_646.042"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_646.043"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">a</hi>.</p> <lg> <l>Legt mir unter's Haupt Melissen;</l> <lb n="p1b_646.044"/> <l>Meine Träume sind so wild.</l> <lb n="p1b_646.045"/> <l>Jhrer Grabesnacht entrissen</l> <lb n="p1b_646.046"/> <l>Schwebt vielleicht ihr süßes Bild</l> <lb n="p1b_646.047"/> <l>Über mein verödet Kissen.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Martin Greif.)</hi> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [646/0680]
p1b_646.001
Beispiel:
p1b_646.002
Die sehnenden Gedanken dabei meine Sinne allgemeine p1b_646.003
Ganz ohne Wanken besorgen immer das eine, p1b_646.004
Wie ich ihr bescheine, p1b_646.005
Daß ich nun lange mit Sange sie meine p1b_646.006
Jn treuem Mute sie Gute sie Reine.
p1b_646.007
(Heinrich von Veldeke. Aus Tieck XX. 50.)
p1b_646.008
2. a b b a b.
p1b_646.009
Diese Strophe ist eine Vierzeile (§ 172. 6) mit angefügtem Abgesange.
p1b_646.010
Beispiel:
p1b_646.011
Schmeichl' ich dir mit süßem Worte, p1b_646.012
Giebst du nur mit kaltem Ton p1b_646.013
Voller Groll und voller Hohn p1b_646.014
Antwort mir. Ja! so verdorrte p1b_646.015
Mein Verlangen keimend schon!
p1b_646.016
(Amaru's Jndische Liebesliedchen, übers. in Fremde Blumen p1b_646.017
von Vagamundo. Nr. 6.)
p1b_646.018
Ein Riese hatt' ein gutes Schwert, p1b_646.019
Und wenn er's schwingt und dazu spricht: p1b_646.020
Alle Köpf' herunter, nur meiner nicht! p1b_646.021
So liegen auf der Erd' p1b_646.022
Alle Köpfe, nur seiner nicht.
p1b_646.023
(Rückerts Ges. Ausg. III. 93.)
p1b_646.024
3. a a b a b.
p1b_646.025
Diese Strophe ist eigentlich die bequeme vierzeilige Strophe a b a b mit p1b_646.026
vorausgehender a=Zeile. Sie ist seit dem 15. Jahrhundert in Gebrauch und p1b_646.027
namentlich von Fr. Rückert häufig verwendet worden. (Vgl. dessen Ges. Ausg. p1b_646.028
II. 54. 385. 450. 479. 565. 581. V. 337. VII. 438. 447. Ferner: p1b_646.029
Sanders „Aus d. besten Lebensst.“ S. 281.)
p1b_646.030
Beispiel:
p1b_646.031
Sei unbethört und unverstört! p1b_646.032
Was zu des Lebens Glück gehört, p1b_646.033
Hat dir ein Gott gegeben! p1b_646.034
Und was er dir nicht gab, gehört, p1b_646.035
O glaub' es, nicht zum Leben.
p1b_646.036
(Rückert. Vgl. dessen Liebesgedanken 1, wo die 3 a weiblich und die beiden b p1b_646.037
männlich sind.)
p1b_646.038
4. a b a b a.
p1b_646.039
Diese Strophe bildet die Antithesis zur vorigen Strophe, nämlich a b a b p1b_646.040
mit a=Abgesang. Mit Macht drängt sie zur sechszeiligen Strophe hin, für p1b_646.041
welche nur noch die sechste b Zeile fehlt.
p1b_646.042
Beispiel:
p1b_646.043
a.
Legt mir unter's Haupt Melissen; p1b_646.044
Meine Träume sind so wild. p1b_646.045
Jhrer Grabesnacht entrissen p1b_646.046
Schwebt vielleicht ihr süßes Bild p1b_646.047
Über mein verödet Kissen.
(Martin Greif.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |