Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_655.001 Grasemückchen, p1b_655.003 An dem Brückchen, p1b_655.004 Trink' ein Schlückchen, p1b_655.005 Fang' ein Mückchen, p1b_655.006 Sing' ein Stückchen p1b_655.007 Grasemückchen! p1b_655.008 p1b_655.014Alle Brüder p1b_655.009 Singen Lieder p1b_655.010 Hin und wieder; p1b_655.011 Sträub's Gefieder, p1b_655.012 Sing' sie nieder, p1b_655.013 Alle Brüder! u. s. w. (Rückert, Ges. Ausg. II, 478. Vgl. auch II. 349. No. 68.) p1b_655.015 p1b_655.016 p1b_655.018 p1b_655.024 Auf der Kindheit frühsten Scenen p1b_655.026 Jm Erinnrungsdämmerschein p1b_655.027 Seh' ich um mich stehn zwo Lenen, p1b_655.028 Beide meine Schwesterlein. p1b_655.029 Alles kam von denen, p1b_655.030 Was von zarter Poesie ist mein.(Rückert.) p1b_655.031 p1b_655.037Gieße deine Blütenschale, p1b_655.032 Frühling, über Berg und Thal, p1b_655.033 Lade uns zum Göttermahle! p1b_655.034 Endlos war die Winterqual: p1b_655.035 Da, mit flammendem Pokale p1b_655.036 Tritt der Holde in den Saal. (Julius Bercht, Der goldne Mai.) p1b_655.038 p1b_655.039 p1b_655.001 Grasemückchen, p1b_655.003 An dem Brückchen, p1b_655.004 Trink' ein Schlückchen, p1b_655.005 Fang' ein Mückchen, p1b_655.006 Sing' ein Stückchen p1b_655.007 Grasemückchen! p1b_655.008 p1b_655.014Alle Brüder p1b_655.009 Singen Lieder p1b_655.010 Hin und wieder; p1b_655.011 Sträub's Gefieder, p1b_655.012 Sing' sie nieder, p1b_655.013 Alle Brüder! u. s. w. (Rückert, Ges. Ausg. II, 478. Vgl. auch II. 349. No. 68.) p1b_655.015 p1b_655.016 p1b_655.018 p1b_655.024 Auf der Kindheit frühsten Scenen p1b_655.026 Jm Erinnrungsdämmerschein p1b_655.027 Seh' ich um mich stehn zwo Lenen, p1b_655.028 Beide meine Schwesterlein. p1b_655.029 Alles kam von denen, p1b_655.030 Was von zarter Poesie ist mein.(Rückert.) p1b_655.031 p1b_655.037Gieße deine Blütenschale, p1b_655.032 Frühling, über Berg und Thal, p1b_655.033 Lade uns zum Göttermahle! p1b_655.034 Endlos war die Winterqual: p1b_655.035 Da, mit flammendem Pokale p1b_655.036 Tritt der Holde in den Saal. 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(<hi rendition="#g">Schillers Lehr- und Anapästenstrophe</hi>.)</p> <p><lb n="p1b_655.039"/> Diese wirkungsvolle Strophe, welche nach Art der Oktave mit einem <lb n="p1b_655.040"/> kräftigen Reimpaare abschließt, ist mehr als andere sechszeilige Strophen befähigt, <lb n="p1b_655.041"/> einer Lehre kräftig wirkenden Nachdruck zu verleihen. Jhr schönes <lb n="p1b_655.042"/> Ebenmaß räumt der logischen Ausbreitung des Gedankens vollen Spielraum <lb n="p1b_655.043"/> ein. Dies ist wohl der Grund ihrer überaus häufigen Verwendung. Schiller <lb n="p1b_655.044"/> der in dieser Strophe (vgl. Die vier Weltalter, und Worte des Glaubens) eine <lb n="p1b_655.045"/> jambisch anapästische Form von großer Nachfolge schuf, bediente sich ihrer </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [655/0689]
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Beispiele:
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Grasemückchen, p1b_655.003
An dem Brückchen, p1b_655.004
Trink' ein Schlückchen, p1b_655.005
Fang' ein Mückchen, p1b_655.006
Sing' ein Stückchen p1b_655.007
Grasemückchen!
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Alle Brüder p1b_655.009
Singen Lieder p1b_655.010
Hin und wieder; p1b_655.011
Sträub's Gefieder, p1b_655.012
Sing' sie nieder, p1b_655.013
Alle Brüder! u. s. w.
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(Rückert, Ges. Ausg. II, 478. Vgl. auch II. 349. No. 68.)
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2. a b a b a b.
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Sie ist eine monotone, wenig gebräuchliche Strophe, wahrscheinlich weil p1b_655.017
sie ─ wie die Siciliane ─ keinen charakteristischen Strophenabschluß bietet.
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Um dem fortdrängenden a b einen Damm entgegen zu setzen und das p1b_655.019
strophische Moment zu charakterisieren, hat Rückert die vorletzte Zeile verkürzt p1b_655.020
und die letzte verlängert. ─ Von den Dichtern der Gegenwart wandte diese p1b_655.021
Strophe außer Rückert an: Julius Bercht (Der goldne Mai), Eichendorff (Ach, p1b_655.022
was frommt das Wehen), dessen Strophenschluß wegen des identischen Reims p1b_655.023
unbefriedigt läßt.
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Beispiele:
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Auf der Kindheit frühsten Scenen p1b_655.026
Jm Erinnrungsdämmerschein p1b_655.027
Seh' ich um mich stehn zwo Lenen, p1b_655.028
Beide meine Schwesterlein. p1b_655.029
Alles kam von denen, p1b_655.030
Was von zarter Poesie ist mein.(Rückert.)
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Gieße deine Blütenschale, p1b_655.032
Frühling, über Berg und Thal, p1b_655.033
Lade uns zum Göttermahle! p1b_655.034
Endlos war die Winterqual: p1b_655.035
Da, mit flammendem Pokale p1b_655.036
Tritt der Holde in den Saal.
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(Julius Bercht, Der goldne Mai.)
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3. a b a b c c. (Schillers Lehr- und Anapästenstrophe.)
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Diese wirkungsvolle Strophe, welche nach Art der Oktave mit einem p1b_655.040
kräftigen Reimpaare abschließt, ist mehr als andere sechszeilige Strophen befähigt, p1b_655.041
einer Lehre kräftig wirkenden Nachdruck zu verleihen. Jhr schönes p1b_655.042
Ebenmaß räumt der logischen Ausbreitung des Gedankens vollen Spielraum p1b_655.043
ein. Dies ist wohl der Grund ihrer überaus häufigen Verwendung. Schiller p1b_655.044
der in dieser Strophe (vgl. Die vier Weltalter, und Worte des Glaubens) eine p1b_655.045
jambisch anapästische Form von großer Nachfolge schuf, bediente sich ihrer
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