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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.

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Wir finden diese Form schon bei folgenden Minnesingern: Gottfried p1b_669.002
v. Nifen (vgl. v. d. Hagen, Minnesinger I. 60. Nr. 43), Kristan v. Hamle p1b_669.003
(ebd. I. 112. 3), Ulr. v. Liechtenstein (ebd. II. S. 75. 2), Walther von der p1b_669.004
Vogelweide in seinem durch Görres' Bearbeitung neu eingeführten Vaterlandslied p1b_669.005
"Deutschlands Ehre". (Andere patriotische Lieder, die in dieser Strophe p1b_669.006
gedichtet wurden, s. in Liliencrons Samml. hist. Volksl. Nr. 149, 387, 388, p1b_669.007
405, 538; gesellige Lieder aus dem 16. u. 17. Jahrh. s. in Hoffmann v. Fallerslebens p1b_669.008
Gesellschaftsl. Nr. 59, 102, 184.) Von neueren Dichtern wandten p1b_669.009
diese Strophenform an: Arndt, Schlegel, Hebbel, Voß (Das Röselein), Goethe p1b_669.010
(Sänger, Totentanz, Das Blümlein Wunderschön, Der untreue Knabe, Der p1b_669.011
Müllerin Reue), Uhland (Rolands Schildträger, Vom treuen Walther, Metzelsuppenlied, p1b_669.012
Jungfrau Sieglinde), Blumauer (Travestierte Äneis), Rückert (Lied p1b_669.013
des lustigen Teufels), A. Mosen (Frühlingslied), Mörike (Tag und Nacht), p1b_669.014
Kinkel (Dietrich von Berne), Wolfg. Müller (Nächtliche Erscheinung zu Speier, p1b_669.015
Deutschlands Wächter), Körner (Wir treten hier im Gotteshaus), A. Knapp p1b_669.016
(Der Glaube bleibt), Chamisso (Der rechte Barbier, Böser Markt, Das Urteil p1b_669.017
des Schemjaka), Th. Apel (Maiklänge), Julius vom Hag (Dort an den drei p1b_669.018
Eichen), Heinr. Pröhle (Das Posthorn), Ernst Ziel (An meine Mutter), Ernst p1b_669.019
Rauscher (So willst du noch einmal), Geibel (Mene Tekel, Herbstklage).

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Beispiele:

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a.

Ob bei uns ist der Sünden viel, p1b_669.022
Bei Gott ist viel mehr Gnaden. p1b_669.023
Sein Hand zu helfen hat kein Ziel, p1b_669.024
Wie groß auch sei der Schaden. p1b_669.025
Er ist allein der gute Hirt, p1b_669.026
Der Jsrael erlösen wird p1b_669.027
Aus seinen Sünden allen.
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(Altdeutsches Kirchenlied. Vgl. Luthers geistl. Lieder von G. König. S. 8.)

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b.

Was hör' ich draußen vor dem Thor, p1b_669.030
Was auf der Brücke schallen? p1b_669.031
Laß den Gesang vor unserm Ohr p1b_669.032
Jm Saale wiederhallen! p1b_669.033
Der König sprach's, der Page lief; p1b_669.034
Der Knabe kam, der König rief: p1b_669.035
Laßt mir herein den Alten!

(Goethe, Der Sänger.)

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4. a b a b c d c. (Neue Titurelstrophe.)

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Diese bereits in § 193. a S. 609 charakterisierte Strophe ist nur durch ihren p1b_669.038
Schluß von der vorigen verschieden. Durch Verlegung des c=Reimes wird p1b_669.039
der Schluß befriedigender, gefälliger. Es ist zu beklagen, daß so wenige Dichter p1b_669.040
die Feinheiten der Strophik studieren, um die Schönheit dieser Strophe zu erkennen p1b_669.041
und einzusehen, wie z. B. das Einförmige des Reimes in Formen wie p1b_669.042
a b a b c b c, oder a b a b c a c, oder a b a b c c c durch die reimlose p1b_669.043
d=Zeile verhindert wird. Man kann diese Strophe zweifellos eine der freundlichsten p1b_669.044
Blüten unserer deutschen Strophik nennen. Trotzdem hat sie von den

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Wir finden diese Form schon bei folgenden Minnesingern: Gottfried p1b_669.002
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Beispiele:

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(Altdeutsches Kirchenlied. Vgl. Luthers geistl. Lieder von G. König. S. 8.)

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4. a b a b c d c. (Neue Titurelstrophe.)

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 669. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/703>, abgerufen am 22.11.2024.