Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_672.001 p1b_672.002 p1b_672.006 Es kamen grüne Vögelein p1b_672.008 Geflogen her vom Himmel, p1b_672.009 Und setzten sich im Sonnenschein p1b_672.010 Jn fröhlichem Gewimmel p1b_672.011 All an des Baumes Äste, p1b_672.012 Und saßen da so feste p1b_672.013 Als ob sie angewachsen sein. (Rückert.) p1b_672.014 p1b_672.015 p1b_672.019 Am Bienenhause liegt der Strahl p1b_672.021 Der Sonn' und weckt die Bienen; p1b_672.022 Zur Arbeit möchten sie in's Thal, p1b_672.023 Allein, was wehrt es ihnen? p1b_672.024 Ach, das Thal noch kahl zumal p1b_672.025 Liegt im winterlichen Bann, p1b_672.026 Ohne Blum' und Blüten. (3 gleichgebaute Strophen.) p1b_672.027(Rückert, Frühlingsruf.) p1b_672.028 p1b_672.030 p1b_672.031 p1b_672.034 Die Pinzgauer wollten wallfahren gahn, p1b_672.036 Kyrie eleison! p1b_672.037 Dahin, wo Sankt Salvator thät stahn, p1b_672.038 Kyrie eleison! p1b_672.039 Deshalben wär'n wir kommen, deshalben wär'n wir do, p1b_672.040 Juch, juchhe! Kyri, Kyrie! p1b_672.041 Gelobet sei die Krispel und die Salome. (Pinzgauerlied.) p1b_672.042 p1b_672.043 p1b_672.001 p1b_672.002 p1b_672.006 Es kamen grüne Vögelein p1b_672.008 Geflogen her vom Himmel, p1b_672.009 Und setzten sich im Sonnenschein p1b_672.010 Jn fröhlichem Gewimmel p1b_672.011 All an des Baumes Äste, p1b_672.012 Und saßen da so feste p1b_672.013 Als ob sie angewachsen sein. (Rückert.) p1b_672.014 p1b_672.015 p1b_672.019 Am Bienenhause liegt der Strahl p1b_672.021 Der Sonn' und weckt die Bienen; p1b_672.022 Zur Arbeit möchten sie in's Thal, p1b_672.023 Allein, was wehrt es ihnen? p1b_672.024 Āch, dăs Thal noch kahl zumal p1b_672.025 Liegt im winterlichen Bann, p1b_672.026 Ohne Blum' und Blüten. (3 gleichgebaute Strophen.) p1b_672.027(Rückert, Frühlingsruf.) p1b_672.028 p1b_672.030 p1b_672.031 p1b_672.034 Die Pinzgauer wollten wallfahren gahn, p1b_672.036 Kyrie eleison! p1b_672.037 Dahin, wo Sankt Salvator thät stahn, p1b_672.038 Kyrie eleison! p1b_672.039 Deshalben wär'n wir kommen, deshalben wär'n wir do, p1b_672.040 Juch, juchhe! Kyri, Kyrie! p1b_672.041 Gelobet sei die Krispel und die Salome. (Pinzgauerlied.) p1b_672.042 p1b_672.043 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0706" n="672"/> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_672.001"/> 8. <hi rendition="#aq">a b a b c c a</hi>. (<hi rendition="#g">Rückerts Kinderstrophe</hi>.)</p> <p><lb n="p1b_672.002"/> Diese von Mörike (in Die traurige Krönung) sowie von H. Lingg (in <lb n="p1b_672.003"/> Mondaufgang) gut gebaute Strophe kam durch Rückerts „Kinderlied von den <lb n="p1b_672.004"/> grünen Sommervögeln“ in alle Schullesebücher. Wir bezeichnen sie als Rückerts <lb n="p1b_672.005"/> Kinderstrophe.</p> <p> <lb n="p1b_672.006"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_672.007"/> <lg> <l>Es kamen grüne Vögelein</l> <lb n="p1b_672.008"/> <l>Geflogen her vom Himmel,</l> <lb n="p1b_672.009"/> <l>Und setzten sich im Sonnenschein</l> <lb n="p1b_672.010"/> <l>Jn fröhlichem Gewimmel</l> <lb n="p1b_672.011"/> <l>All an des Baumes Äste,</l> <lb n="p1b_672.012"/> <l>Und saßen da so feste</l> <lb n="p1b_672.013"/> <l>Als ob sie angewachsen sein.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Rückert.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_672.014"/> 9. <hi rendition="#aq">a b a b a c d</hi>.</p> <p><lb n="p1b_672.015"/> Eine herrliche Strophe dieses Schemas hat Rückert in Frühlingsruf <lb n="p1b_672.016"/> geschaffen. Er markiert den Abgesang durch trochäischen Rhythmus (Rhythmuswechsel) <lb n="p1b_672.017"/> und gefälligen Binnenreim in der ersten Zeile desselben. Vgl. auch <lb n="p1b_672.018"/> Voß, Die frühe Melkerin.</p> <p> <lb n="p1b_672.019"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_672.020"/> <lg> <l>Am Bienenhause liegt der Strahl</l> <lb n="p1b_672.021"/> <l>Der Sonn' und weckt die Bienen;</l> <lb n="p1b_672.022"/> <l>Zur Arbeit möchten sie in's Thal,</l> <lb n="p1b_672.023"/> <l>Allein, was wehrt es ihnen?</l> <lb n="p1b_672.024"/> <l>Āch, dăs <hi rendition="#g">Thal</hi> noch <hi rendition="#g">kahl zumal</hi></l> <lb n="p1b_672.025"/> <l>Liegt im winterlichen Bann,</l> <lb n="p1b_672.026"/> <l>Ohne Blum' und Blüten.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(3 gleichgebaute Strophen.)</hi> </p> <lb n="p1b_672.027"/> <p> <hi rendition="#right">(Rückert, Frühlingsruf.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_672.028"/> (Die 5. Zeile dieser Strophe könnte wegen des Binnenreims gebrochen <lb n="p1b_672.029"/> werden, wodurch jedoch die Strophe zur Achtzeile werden müßte.)</p> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_672.030"/> 10. <hi rendition="#aq">a b a b c d d</hi>. (<hi rendition="#g">Pinzgauer Strophe</hi>.)</p> <p><lb n="p1b_672.031"/> Diese zuerst von Ulrich von Liechtenstein angewandte Strophe (vgl. <lb n="p1b_672.032"/> v. d. Hagens Minnesinger <hi rendition="#aq">II</hi>. 59. Nr. 54) hat große Popularität durch das <lb n="p1b_672.033"/> Pinzgauerlied erhalten (s. Kretzschmers Volkslieder <hi rendition="#aq">I</hi>. Nr. 135).</p> <p> <lb n="p1b_672.034"/> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lb n="p1b_672.035"/> <lg> <l>Die Pinzgauer wollten wallfahren gahn,</l> <lb n="p1b_672.036"/> <l>Kyrie eleison!</l> <lb n="p1b_672.037"/> <l>Dahin, wo Sankt Salvator thät stahn,</l> <lb n="p1b_672.038"/> <l>Kyrie eleison!</l> <lb n="p1b_672.039"/> <l>Deshalben wär'n wir kommen, deshalben wär'n wir do,</l> <lb n="p1b_672.040"/> <l>Juch, juchhe! Kyri, Kyrie!</l> <lb n="p1b_672.041"/> <l>Gelobet sei die Krispel und die Salome.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right">(Pinzgauerlied.)</hi> </p> <p><lb n="p1b_672.042"/> 11. <hi rendition="#aq">a b a b c a b</hi>.</p> <p><lb n="p1b_672.043"/> Beispiele s. v. d. Hagens Minnesinger <hi rendition="#aq">I</hi>. 37. Nr. 7 (Heinr. v. Veldeke).</p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [672/0706]
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8. a b a b c c a. (Rückerts Kinderstrophe.)
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Diese von Mörike (in Die traurige Krönung) sowie von H. Lingg (in p1b_672.003
Mondaufgang) gut gebaute Strophe kam durch Rückerts „Kinderlied von den p1b_672.004
grünen Sommervögeln“ in alle Schullesebücher. Wir bezeichnen sie als Rückerts p1b_672.005
Kinderstrophe.
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Beispiel:
p1b_672.007
Es kamen grüne Vögelein p1b_672.008
Geflogen her vom Himmel, p1b_672.009
Und setzten sich im Sonnenschein p1b_672.010
Jn fröhlichem Gewimmel p1b_672.011
All an des Baumes Äste, p1b_672.012
Und saßen da so feste p1b_672.013
Als ob sie angewachsen sein.
(Rückert.)
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9. a b a b a c d.
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Eine herrliche Strophe dieses Schemas hat Rückert in Frühlingsruf p1b_672.016
geschaffen. Er markiert den Abgesang durch trochäischen Rhythmus (Rhythmuswechsel) p1b_672.017
und gefälligen Binnenreim in der ersten Zeile desselben. Vgl. auch p1b_672.018
Voß, Die frühe Melkerin.
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Beispiel:
p1b_672.020
Am Bienenhause liegt der Strahl p1b_672.021
Der Sonn' und weckt die Bienen; p1b_672.022
Zur Arbeit möchten sie in's Thal, p1b_672.023
Allein, was wehrt es ihnen? p1b_672.024
Āch, dăs Thal noch kahl zumal p1b_672.025
Liegt im winterlichen Bann, p1b_672.026
Ohne Blum' und Blüten.
(3 gleichgebaute Strophen.)
p1b_672.027
(Rückert, Frühlingsruf.)
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(Die 5. Zeile dieser Strophe könnte wegen des Binnenreims gebrochen p1b_672.029
werden, wodurch jedoch die Strophe zur Achtzeile werden müßte.)
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10. a b a b c d d. (Pinzgauer Strophe.)
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Diese zuerst von Ulrich von Liechtenstein angewandte Strophe (vgl. p1b_672.032
v. d. Hagens Minnesinger II. 59. Nr. 54) hat große Popularität durch das p1b_672.033
Pinzgauerlied erhalten (s. Kretzschmers Volkslieder I. Nr. 135).
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Beispiel:
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Die Pinzgauer wollten wallfahren gahn, p1b_672.036
Kyrie eleison! p1b_672.037
Dahin, wo Sankt Salvator thät stahn, p1b_672.038
Kyrie eleison! p1b_672.039
Deshalben wär'n wir kommen, deshalben wär'n wir do, p1b_672.040
Juch, juchhe! Kyri, Kyrie! p1b_672.041
Gelobet sei die Krispel und die Salome.
(Pinzgauerlied.)
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11. a b a b c a b.
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Beispiele s. v. d. Hagens Minnesinger I. 37. Nr. 7 (Heinr. v. Veldeke).
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