p1b_703.001 gebilden ein anderes Schema. Nur einzelne wenige Formen mit dem p1b_703.002 Aufgesange a b c a b c und a a b c c b wiederholen sich. Von den p1b_703.003 neueren Dichtern wurde die zehnzeilige Strophe nur ausnahmsweise p1b_703.004 verwendet. Jeder wählte hierbei eine besondere Form. Nur die p1b_703.005 Schemata a b a b c d c d e e und a b a b c c d e e d wurden von p1b_703.006 hervorragenden Dichtern wiederholt.
p1b_703.007 Die Gliederung ist meist unsymmetrisch. Bei der Teilung 5 + 5 p1b_703.008 ist es nötig, die letzte Strophenhälfte in Etwas von der ersteren zu p1b_703.009 unterscheiden, um dem Auseinanderfallen in 2 fünfzeilige Strophen p1b_703.010 vorzubeugen.
p1b_703.011 Die Minnesinger, welche nur dreigeteilte Zehnzeilen bauten, hatten p1b_703.012 folgende Gliederung: 2 + 2 + 6 oder 3 + 3 + 4, zuweilen auch p1b_703.013 4 + 4 + 2. (Vgl. Hadlaub in Hagens Minnes. II. 290. 21.)
p1b_703.014 Die übergroße Zahl der zehnzeiligen Strophenkombinationen kann p1b_703.015 sich jeder Dichter nach Maßgabe der Kombinationen bei fünf=, acht= p1b_703.016 und neunzeiligen Strophen leicht herstellen. Wir beschränken uns p1b_703.017 darauf, die in der deutschen Poesie gebräuchlichen Formen vorzuführen, p1b_703.018 wobei wir nur solche Beispiele abdrucken, welche der Nachahmung p1b_703.019 würdig erscheinen oder originell, neu sind.
p1b_703.020
Formen der zehnzeiligen Strophe.
p1b_703.021 1. a a a a c c d e e d.
p1b_703.022 Beispiel: Heinrich von Sax (Hagens Minnes. I. 93. 4).
p1b_703.023 2. a a a b c c b d d d.
p1b_703.024 Beispiel: Walther von der Vogelweide (Hagens Minnes. I. 267. 17).
p1b_703.025 3. a a b a a b c d d c.
p1b_703.026 Beispiel: Gottfried v. Nifen (Hagens Minnes. I. 51. 21).
p1b_703.027 4. a a b c c b d d e e.
p1b_703.028 Diese von Walther von der Vogelweide wie von Steimar (Hagens p1b_703.029 Minnes. II. 154. 1) gebrauchte Strophe, von der sich auch ein Beispiel in p1b_703.030 Gödeke-Tittmanns Sammlung (I. Nr. 78) findet, wurde unter den Neueren p1b_703.031 nur von Goethe verwendet.
p1b_703.032 Beispiel:
p1b_703.033
Ein großer Teich war zugefroren;p1b_703.034 Die Fröschlein, in der Tiefe verloren,p1b_703.035 Durften nicht ferner quaken noch springen,p1b_703.036 Versprachen sich aber, im halben Traum,p1b_703.037 Fänden sie nur da oben Raum,p1b_703.038 Wie Nachtigallen wollten sie singen.p1b_703.039 Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz,p1b_703.040 Nun ruderten sie und landeten stolz,p1b_703.041 Und saßen am Ufer weit und breitp1b_703.042 Und quakten wie vor alter Zeit.
(Goethe, Die Frösche.)
p1b_703.001 gebilden ein anderes Schema. Nur einzelne wenige Formen mit dem p1b_703.002 Aufgesange a b c a b c und a a b c c b wiederholen sich. Von den p1b_703.003 neueren Dichtern wurde die zehnzeilige Strophe nur ausnahmsweise p1b_703.004 verwendet. Jeder wählte hierbei eine besondere Form. Nur die p1b_703.005 Schemata a b a b c d c d e e und a b a b c c d e e d wurden von p1b_703.006 hervorragenden Dichtern wiederholt.
p1b_703.007 Die Gliederung ist meist unsymmetrisch. Bei der Teilung 5 + 5 p1b_703.008 ist es nötig, die letzte Strophenhälfte in Etwas von der ersteren zu p1b_703.009 unterscheiden, um dem Auseinanderfallen in 2 fünfzeilige Strophen p1b_703.010 vorzubeugen.
p1b_703.011 Die Minnesinger, welche nur dreigeteilte Zehnzeilen bauten, hatten p1b_703.012 folgende Gliederung: 2 + 2 + 6 oder 3 + 3 + 4, zuweilen auch p1b_703.013 4 + 4 + 2. (Vgl. Hadlaub in Hagens Minnes. II. 290. 21.)
p1b_703.014 Die übergroße Zahl der zehnzeiligen Strophenkombinationen kann p1b_703.015 sich jeder Dichter nach Maßgabe der Kombinationen bei fünf=, acht= p1b_703.016 und neunzeiligen Strophen leicht herstellen. Wir beschränken uns p1b_703.017 darauf, die in der deutschen Poesie gebräuchlichen Formen vorzuführen, p1b_703.018 wobei wir nur solche Beispiele abdrucken, welche der Nachahmung p1b_703.019 würdig erscheinen oder originell, neu sind.
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Formen der zehnzeiligen Strophe.
p1b_703.021 1. a a a a c c d e e d.
p1b_703.022 Beispiel: Heinrich von Sax (Hagens Minnes. I. 93. 4).
p1b_703.023 2. a a a b c c b d d d.
p1b_703.024 Beispiel: Walther von der Vogelweide (Hagens Minnes. I. 267. 17).
p1b_703.025 3. a a b a a b c d d c.
p1b_703.026 Beispiel: Gottfried v. Nifen (Hagens Minnes. I. 51. 21).
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p1b_703.028 Diese von Walther von der Vogelweide wie von Steimar (Hagens p1b_703.029 Minnes. II. 154. 1) gebrauchte Strophe, von der sich auch ein Beispiel in p1b_703.030 Gödeke-Tittmanns Sammlung (I. Nr. 78) findet, wurde unter den Neueren p1b_703.031 nur von Goethe verwendet.
p1b_703.032 Beispiel:
p1b_703.033
Ein großer Teich war zugefroren;p1b_703.034 Die Fröschlein, in der Tiefe verloren,p1b_703.035 Durften nicht ferner quaken noch springen,p1b_703.036 Versprachen sich aber, im halben Traum,p1b_703.037 Fänden sie nur da oben Raum,p1b_703.038 Wie Nachtigallen wollten sie singen.p1b_703.039 Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz,p1b_703.040 Nun ruderten sie und landeten stolz,p1b_703.041 Und saßen am Ufer weit und breitp1b_703.042 Und quakten wie vor alter Zeit.
(Goethe, Die Frösche.)
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gebilden ein anderes Schema. Nur einzelne wenige Formen mit dem p1b_703.002
Aufgesange a b c a b c und a a b c c b wiederholen sich. Von den p1b_703.003
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Die Gliederung ist meist unsymmetrisch. Bei der Teilung 5 + 5 p1b_703.008
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vorzubeugen.
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Die Minnesinger, welche nur dreigeteilte Zehnzeilen bauten, hatten p1b_703.012
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Formen der zehnzeiligen Strophe.
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p1b_703.028
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Minnes. II. 154. 1) gebrauchte Strophe, von der sich auch ein Beispiel in p1b_703.030
Gödeke-Tittmanns Sammlung (I. Nr. 78) findet, wurde unter den Neueren p1b_703.031
nur von Goethe verwendet.
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Beispiel:
p1b_703.033
Ein großer Teich war zugefroren; p1b_703.034
Die Fröschlein, in der Tiefe verloren, p1b_703.035
Durften nicht ferner quaken noch springen, p1b_703.036
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Und saßen am Ufer weit und breit p1b_703.042
Und quakten wie vor alter Zeit.
(Goethe, Die Frösche.)
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/737>, abgerufen am 22.11.2024.
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