Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882.p1b_710.001 p1b_710.002 Beispiel: Der erste Trunk aus diesem Glas, p1b_710.012 Jhr sei zum Dank er dargebracht, p1b_710.013 Die einst an unsrer Wiege saß, p1b_710.014 Und manche Nacht um uns durchwacht; p1b_710.015 Die samt den Schwestern uns gelenkt p1b_710.016 Mit guten Worten klug belehrt: - p1b_710.017 Wer dankbar nicht der Mutter denkt, p1b_710.018 War nie der Mutter Sorge wert. p1b_710.019 Ob auch in's Glas die Thräne sinkt, p1b_710.020 Der Mutter gilts, ihr Brüder trinkt! p1b_710.021 p1b_710.022 p1b_710.036 a. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, p1b_710.038 p1b_710.047Jm altertümlichen Saale, p1b_710.039 Saß König Rudolfs heilige Macht p1b_710.040 Beim festlichen Krönungsmahle. p1b_710.041 Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, p1b_710.042 Es schenkte der Böhme des perlenden Weins, p1b_710.043 Und alle die Wähler, die sieben, p1b_710.044 Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, p1b_710.045 Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt, p1b_710.046 Die Würde des Amtes zu üben. (12 Strophen.) (Schiller, Graf von Habsburg.) p1b_710.001 p1b_710.002 Beispiel: Der erste Trunk aus diesem Glas, p1b_710.012 Jhr sei zum Dank er dargebracht, p1b_710.013 Die einst an unsrer Wiege saß, p1b_710.014 Und manche Nacht um uns durchwacht; p1b_710.015 Die samt den Schwestern uns gelenkt p1b_710.016 Mit guten Worten klug belehrt: ─ p1b_710.017 Wer dankbar nicht der Mutter denkt, p1b_710.018 War nie der Mutter Sorge wert. p1b_710.019 Ob auch in's Glas die Thräne sinkt, p1b_710.020 Der Mutter gilts, ihr Brüder trinkt! p1b_710.021 p1b_710.022 p1b_710.036 a. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, p1b_710.038 p1b_710.047Jm altertümlichen Saale, p1b_710.039 Saß König Rudolfs heilige Macht p1b_710.040 Beim festlichen Krönungsmahle. p1b_710.041 Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, p1b_710.042 Es schenkte der Böhme des perlenden Weins, p1b_710.043 Und alle die Wähler, die sieben, p1b_710.044 Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, p1b_710.045 Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt, p1b_710.046 Die Würde des Amtes zu üben. (12 Strophen.) (Schiller, Graf von Habsburg.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0744" n="710"/> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_710.001"/> 54. <hi rendition="#aq">a b a b c d c d e e</hi>. 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S. 83) <lb n="p1b_710.010"/> verbreitet, weshalb sie seinen Namen tragen möge.</p> <lb n="p1b_710.011"/> <p rendition="#left"> <hi rendition="#g">Beispiel:</hi> </p> <lg> <l>Der erste Trunk aus diesem Glas,</l> <lb n="p1b_710.012"/> <l><hi rendition="#g">Jhr</hi> sei zum Dank er dargebracht,</l> <lb n="p1b_710.013"/> <l>Die einst an unsrer Wiege saß,</l> <lb n="p1b_710.014"/> <l>Und manche Nacht um uns durchwacht;</l> <lb n="p1b_710.015"/> <l>Die samt den Schwestern uns gelenkt</l> <lb n="p1b_710.016"/> <l>Mit guten Worten klug belehrt: ─</l> <lb n="p1b_710.017"/> <l>Wer dankbar nicht der Mutter denkt,</l> <lb n="p1b_710.018"/> <l>War nie der Mutter Sorge wert.</l> <lb n="p1b_710.019"/> <l>Ob auch in's Glas die Thräne sinkt,</l> <lb n="p1b_710.020"/> <l>Der Mutter gilts, ihr Brüder trinkt!</l> </lg> </div> <div n="4"> <p><lb n="p1b_710.021"/> 55. <hi rendition="#aq">a b a b c c d e e d</hi>. 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Außerdem <lb n="p1b_710.030"/> schrieben treffliche Dichtungen in dieser Form: Schiller (Graf von Habsburg, <lb n="p1b_710.031"/> und Die Blumen), Hagedorn (Der Wein), Voß (Das Begräbnis, und <lb n="p1b_710.032"/> Knecht Robert), Chamisso (Chios), Schmidt von Lübeck (Paul Gerhard, mit <lb n="p1b_710.033"/> verlängerter Schlußzeile), Herm. Lingg (Lepanto und Normanenzug), Geibel <lb n="p1b_710.034"/> (Fragment und Minnelied), Herwegh (Frühlingslied und Morgenzuruf), <lb n="p1b_710.035"/> Freiligrath (Ungarn) u. A.</p> <p> <lb n="p1b_710.036"/> <hi rendition="#g">Beispiele:</hi> </p> <lb n="p1b_710.037"/> <p rendition="#left"><hi rendition="#aq">a</hi>.</p> <lg> <l>Zu Aachen in seiner Kaiserpracht,</l> <lb n="p1b_710.038"/> <l> Jm altertümlichen Saale,</l> <lb n="p1b_710.039"/> <l>Saß König Rudolfs heilige Macht</l> <lb n="p1b_710.040"/> <l> Beim festlichen Krönungsmahle.</l> <lb n="p1b_710.041"/> <l>Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins,</l> <lb n="p1b_710.042"/> <l>Es schenkte der Böhme des perlenden Weins,</l> <lb n="p1b_710.043"/> <l> Und alle die Wähler, die sieben,</l> <lb n="p1b_710.044"/> <l>Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt,</l> <lb n="p1b_710.045"/> <l>Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt,</l> <lb n="p1b_710.046"/> <l>Die Würde des Amtes zu üben. (12 Strophen.)</l> </lg> <lb n="p1b_710.047"/> <p> <hi rendition="#right">(Schiller, Graf von Habsburg.)</hi> </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [710/0744]
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54. a b a b c d c d e e. (Feodor Löwes Schwesternstrophe.)
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Diese Strophe mit dem charakteristisch abschließenden Reimpaare findet p1b_710.003
sich bei Walther von der Vogelweide (Hagens Minnes. I. 244. 44), Burkh. p1b_710.004
v. Hohenfels (ebd. I. 204. 7) und Walther von Metz (ebd. I. 309. 7). p1b_710.005
Haller hat seine didaktische Dichtung Die Alpen in dieser Strophe gedichtet, p1b_710.006
Schiller Die Macht des Gesanges (Ein Regenstrom aus Felsenrissen), Geibel p1b_710.007
den Frühling (I. 232), Lingg Die Kinder Kreuzfahrt, Freiligrath Hurrah p1b_710.008
Germania, Kinkel seinen Grobschmied. Feodor Löwe hat sie in seinem p1b_710.009
3strophigen Gedicht: Den Schwestern (Dichtungen, Leipzig. 1871. S. 83) p1b_710.010
verbreitet, weshalb sie seinen Namen tragen möge.
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Beispiel:
Der erste Trunk aus diesem Glas, p1b_710.012
Jhr sei zum Dank er dargebracht, p1b_710.013
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Ob auch in's Glas die Thräne sinkt, p1b_710.020
Der Mutter gilts, ihr Brüder trinkt!
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55. a b a b c c d e e d. (Schillers Habsburgstrophe.)
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Wir finden diese beliebte Strophe bei Reinmar dem Alten (Hagens p1b_710.023
Minnes. I. 175. 3) und bei Walther von Prisach (ebd. II. 141. 2). Jn p1b_710.024
Gödeke-Tittmanns Sammlung finden sich 2 Beispiele (Nr. 64 und 65). Jos. p1b_710.025
Christian Günther dichtete in ihr sein bekanntes Gedicht: Auf den Frieden von p1b_710.026
Passarowitz 1718 (Gedichte 1764. S. 95). Zu geistlichen Liedern verwandten p1b_710.027
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aus dem Lichte), Paul Gerhard (Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld), p1b_710.029
Julius Sturm (Nimm Christus in dein Lebensschiff), Gerok (Kidron). Außerdem p1b_710.030
schrieben treffliche Dichtungen in dieser Form: Schiller (Graf von Habsburg, p1b_710.031
und Die Blumen), Hagedorn (Der Wein), Voß (Das Begräbnis, und p1b_710.032
Knecht Robert), Chamisso (Chios), Schmidt von Lübeck (Paul Gerhard, mit p1b_710.033
verlängerter Schlußzeile), Herm. Lingg (Lepanto und Normanenzug), Geibel p1b_710.034
(Fragment und Minnelied), Herwegh (Frühlingslied und Morgenzuruf), p1b_710.035
Freiligrath (Ungarn) u. A.
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Beispiele:
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a.
Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, p1b_710.038
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Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, p1b_710.042
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Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt, p1b_710.046
Die Würde des Amtes zu üben. (12 Strophen.)
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(Schiller, Graf von Habsburg.)
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