p1b_733.002 Beispiel: Lob der Frauen von Fr. Schlegel. (Werke 8. 121. 6 Str.)
p1b_733.003 33. a x x x x x x x x x x a x. (Schefers Liebesstrophe.)
p1b_733.004 Beispiel:
p1b_733.005
Alles schön ist in der Liebe,p1b_733.006 Jn der Lieb' ist alles süß,p1b_733.007 Süß das Schauen, süß das Glühen,p1b_733.008 Süß ist Wünschen, süß ist Hoffen,p1b_733.009 Das Erwerben, das Erreichen.p1b_733.010 Das Erinnern, o wie lächelnd;p1b_733.011 Das Verlieren, noch wie rührend -p1b_733.012 Aber über alles seligp1b_733.013 Jst das liebliche Verweigern!p1b_733.014 Darin flammt das Unerreichtep1b_733.015 Schon noch himmlischer erreicht!p1b_733.016 Alles süß ist in der Liebe,p1b_733.017 Jn der Lieb ist alles schön. (1 Strophe.)
p1b_733.018
(Leop. Schefer.)
p1b_733.019 (Der a=Reim ist jedenfalls nicht beabsichtigt, somit diese Strophe reimlos.)
p1b_733.020 § 211. Die vierzehnzeilige Strophe.
p1b_733.021 Die deutsche 14zeilige Strophe ist bei den Minnesingern in p1b_733.022 16 Formen vertreten. Jn der neueren poetischen Litteratur findet sie p1b_733.023 sich häufiger als die 13zeilige. Kopisch, Sallet, Goethe, Rückert, p1b_733.024 Gottschall, Karl Beck, Hoffmann von Fallersleben und Bodenstedt p1b_733.025 sind ihre hauptsächlichsten Bearbeiter.
p1b_733.026 Goethe, der in "Rastlose Liebe" mit Jamben beginnt, um in p1b_733.027 Anapäste und Daktylen überzugehen, schließt eine freundliche Vierzehnzeile p1b_733.028 im Zauberlehrling durch einen 6zeiligen Refrain. Rückert, der p1b_733.029 in seiner einreimigen Lobstrophe eine der originellsten Vierzehnzeilen p1b_733.030 bildet, weiß im Guckkasten sehr geschickt den Rhythmus zu wechseln; p1b_733.031 seine alle Gebiete berührende, im beweglichen Jambus einherschreitende p1b_733.032 Schilderung erhält in den letzten 4 Zeilen jeder Strophe durch den p1b_733.033 Trochäus einen Halt, der jedesmal die Rückkehr zum Guckkasten beginnt.
p1b_733.034 Freundliche, an die Rückertschen selbständig auftretenden Achtzeilen p1b_733.035 erinnernde Gebilde sind die Goetheschen Vierzehnzeilen "Seance" p1b_733.036 (Bd. II. 199) und "Versus memoriales" (Bd. II. 238). Die Rückertschen p1b_733.037 Vierzehnzeilen zeichnen sich vor den Goetheschen aus durch strophisch p1b_733.038 schönen Abschluß, z. B. Das Lob, und Der Stern des Lebens (Rückerts p1b_733.039 Ges. Ausg. VII. 131 u. 433) wie durch architektonische Gliederung, p1b_733.040 z. B. Zwölf Freier (Ges. Ausg. I. 534). Zwar liebt die Architektonik p1b_733.041 der Strophe im allgemeinen keine allzugroßen Gruppen; doch hat Rückert p1b_733.042 die Monotonie durch den Wechsel im Reimgeschlecht, durch Verschiedenheit p1b_733.043 in der Zeilenlänge und im Rhythmus zu beseitigen verstanden.
p1b_733.001 32. a b c b a c c d e e d f f.
p1b_733.002 Beispiel: Lob der Frauen von Fr. Schlegel. (Werke 8. 121. 6 Str.)
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Alles schön ist in der Liebe,p1b_733.006 Jn der Lieb' ist alles süß,p1b_733.007 Süß das Schauen, süß das Glühen,p1b_733.008 Süß ist Wünschen, süß ist Hoffen,p1b_733.009 Das Erwerben, das Erreichen.p1b_733.010 Das Erinnern, o wie lächelnd;p1b_733.011 Das Verlieren, noch wie rührend ─p1b_733.012 Aber über alles seligp1b_733.013 Jst das liebliche Verweigern!p1b_733.014 Darin flammt das Unerreichtep1b_733.015 Schon noch himmlischer erreicht!p1b_733.016 Alles süß ist in der Liebe,p1b_733.017 Jn der Lieb ist alles schön. (1 Strophe.)
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(Leop. Schefer.)
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p1b_733.021 Die deutsche 14zeilige Strophe ist bei den Minnesingern in p1b_733.022 16 Formen vertreten. Jn der neueren poetischen Litteratur findet sie p1b_733.023 sich häufiger als die 13zeilige. Kopisch, Sallet, Goethe, Rückert, p1b_733.024 Gottschall, Karl Beck, Hoffmann von Fallersleben und Bodenstedt p1b_733.025 sind ihre hauptsächlichsten Bearbeiter.
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Beispiel: Lob der Frauen von Fr. Schlegel. (Werke 8. 121. 6 Str.)
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(Bd. II. 199) und „Versus memoriales“ (Bd. II. 238). Die Rückertschen p1b_733.037
Vierzehnzeilen zeichnen sich vor den Goetheschen aus durch strophisch p1b_733.038
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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Erster Band. Stuttgart, 1882, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik01_1882/767>, abgerufen am 22.11.2024.
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