Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_103.001 Nationale Heldenlieder. p2b_103.002 Viktoria! mit uns ist Gott. (Gleim.) p2b_103.003Fridericus Rex. (Wilibald Alexis.) p2b_103.004Nachts um die zwölfte Stunde. (Zedlitz.) p2b_103.005Was blasen die Trompeten? Husaren heraus! (Arndt.) p2b_103.006Bedeckt mit Moos und Schorfe. (Rückert.) p2b_103.007Der alte Barbarossa. (Derselbe.) p2b_103.008Schlachtenlieder und Soldatenlieder. p2b_103.009Der Ritter muß zum blut'gen Kampf hinaus. (Körner.) p2b_103.010Jch hatt' einen Kameraden. (Uhland.) p2b_103.011Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein? (Körner.) p2b_103.012Vater, ich rufe Dich! (Körner.) p2b_103.013Du Schwert an meiner Linken. (Körner.) p2b_103.014Wohlauf, Kameraden, auf's Pferd, auf's Pferd. (Schiller.) p2b_103.015Nun weg mit Feder und Papier. (Emil Rittershaus.) p2b_103.016b) Bardiet (sprich: Bar=di=et). p2b_103.017 p2b_103.027 p2b_103.035 p2b_103.001 Nationale Heldenlieder. p2b_103.002 Viktoria! mit uns ist Gott. (Gleim.) p2b_103.003Fridericus Rex. (Wilibald Alexis.) p2b_103.004Nachts um die zwölfte Stunde. (Zedlitz.) p2b_103.005Was blasen die Trompeten? Husaren heraus! (Arndt.) p2b_103.006Bedeckt mit Moos und Schorfe. (Rückert.) p2b_103.007Der alte Barbarossa. (Derselbe.) p2b_103.008Schlachtenlieder und Soldatenlieder. p2b_103.009Der Ritter muß zum blut'gen Kampf hinaus. (Körner.) p2b_103.010Jch hatt' einen Kameraden. (Uhland.) p2b_103.011Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein? (Körner.) p2b_103.012Vater, ich rufe Dich! (Körner.) p2b_103.013Du Schwert an meiner Linken. (Körner.) p2b_103.014Wohlauf, Kameraden, auf's Pferd, auf's Pferd. (Schiller.) p2b_103.015Nun weg mit Feder und Papier. (Emil Rittershaus.) p2b_103.016b) Bardiet (sprich: Bar=di=et). p2b_103.017 p2b_103.027 p2b_103.035 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <pb facs="#f0125" n="103"/> <lb n="p2b_103.001"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Nationale Heldenlieder.</hi> </hi> </p> <p> <lb n="p2b_103.002"/> <lg> <l>Viktoria! mit uns ist Gott.</l> </lg> <hi rendition="#right">(Gleim.)</hi> <lb n="p2b_103.003"/> <lg> <l>Fridericus Rex.</l> </lg> <hi rendition="#right">(Wilibald Alexis.)</hi> <lb n="p2b_103.004"/> <lg> <l>Nachts um die zwölfte Stunde.</l> </lg> <hi rendition="#right">(Zedlitz.)</hi> <lb n="p2b_103.005"/> <lg> <l>Was blasen die Trompeten? 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Man versteht <lb n="p2b_103.019"/> unter Bardiet (auch Bardit ─ anklingend an den Namen Barden, den <lb n="p2b_103.020"/> die Dichter der keltischen oder gallischen Völker als besonderer Stand trugen) <lb n="p2b_103.021"/> Kriegs-Gesänge, deren Jnhalt aus der Bardenzeit ist, oder die wenigstens so <lb n="p2b_103.022"/> gedichtet sind, daß man sie für Bardengesänge halten könnte (vgl. Bd. <hi rendition="#aq">I</hi>. S. 25). <lb n="p2b_103.023"/> Nach Klopstocks Vorgang bildete man im 18. Jahrhundert viele Bardiete, also <lb n="p2b_103.024"/> Lieder, welche den fingierten Charakter der alten Bardenlieder tragen sollten, <lb n="p2b_103.025"/> z. B. eines Ossian, des Repräsentanten des schottischen Bardentums, den man <lb n="p2b_103.026"/> den Kaledonischen Barden nannte.</p> <p><lb n="p2b_103.027"/> Wenn dieselben auch nur von vorübergehender Bedeutung waren, so können <lb n="p2b_103.028"/> sie doch ihre Stellung und Einregistrierung in die Poetik verlangen. Sie dienten <lb n="p2b_103.029"/> zur Erweckung der Vaterlandsliebe, eines wesentlichen Elements deutscher Lyrik, <lb n="p2b_103.030"/> und sie trugen dazu bei, Sinn für nationale Gesänge zu schaffen. V. Gerstenbergs <lb n="p2b_103.031"/> († 1823) Bardiet „Lied eines Skalden“ ist ebenso ergreifend, als die <lb n="p2b_103.032"/> Bardiete Klopstocks (Hermannsschlacht, Hermann und die Fürsten, Hermanns <lb n="p2b_103.033"/> Tod) oder die Bardiete Kretschmanns († 1809), den man „Rhingulf der <lb n="p2b_103.034"/> Barde“ nannte.</p> <p><lb n="p2b_103.035"/> Klopstock hat dramatische Dichtungen geschaffen mit eingefügten lyrischen <lb n="p2b_103.036"/> Liedern (Bardiete im engeren Sinn), welche Vaterländisches aus der Zeit und <lb n="p2b_103.037"/> im Geist der Barden darstellen. Diesen Dichtungen gab er ebenfalls den umfassenden <lb n="p2b_103.038"/> Namen Bardiete. Da das Dramatische in denselben nur den Rahmen <lb n="p2b_103.039"/> und die Einleitung in die lyrischen Partieen bildet, so sind sie ─ wie die <lb n="p2b_103.040"/> übrigen Bardiete ─ an dieser Stelle zu erwähnen. Neuere Kriegssänger sind im <lb n="p2b_103.041"/> Unrecht, ihre gewöhnlichen Soldatenlieder als Bardiete einzuführen. Da dies <lb n="p2b_103.042"/> auch früher geschah, so bildete sich mit Recht eine Opposition gegen die Bardengesänge <lb n="p2b_103.043"/> überhaupt, und bekannt ist die komische Manier, in welcher Lichtenberg, <lb n="p2b_103.044"/> Kästner &c. gegen das überhandnehmende „Barden-Gebrüll“ loszogen.</p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0125]
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Nationale Heldenlieder.
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Viktoria! mit uns ist Gott.
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Fridericus Rex.
(Wilibald Alexis.) p2b_103.004
Nachts um die zwölfte Stunde.
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Was blasen die Trompeten? Husaren heraus!
(Arndt.) p2b_103.006
Bedeckt mit Moos und Schorfe.
(Rückert.) p2b_103.007
Der alte Barbarossa.
(Derselbe.)
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Schlachtenlieder und Soldatenlieder.
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Der Ritter muß zum blut'gen Kampf hinaus.
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Jch hatt' einen Kameraden.
(Uhland.) p2b_103.011
Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?
(Körner.) p2b_103.012
Vater, ich rufe Dich!
(Körner.) p2b_103.013
Du Schwert an meiner Linken.
(Körner.) p2b_103.014
Wohlauf, Kameraden, auf's Pferd, auf's Pferd.
(Schiller.) p2b_103.015
Nun weg mit Feder und Papier.
(Emil Rittershaus.)
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b) Bardiet (sprich: Bar=di=et).
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Durch Klopstock, der eine gewaltige Vorstellung von der alten Bardendichtung p2b_103.018
hatte, wurde unsere Litteratur mit dem Bardiet bereichert. Man versteht p2b_103.019
unter Bardiet (auch Bardit ─ anklingend an den Namen Barden, den p2b_103.020
die Dichter der keltischen oder gallischen Völker als besonderer Stand trugen) p2b_103.021
Kriegs-Gesänge, deren Jnhalt aus der Bardenzeit ist, oder die wenigstens so p2b_103.022
gedichtet sind, daß man sie für Bardengesänge halten könnte (vgl. Bd. I. S. 25). p2b_103.023
Nach Klopstocks Vorgang bildete man im 18. Jahrhundert viele Bardiete, also p2b_103.024
Lieder, welche den fingierten Charakter der alten Bardenlieder tragen sollten, p2b_103.025
z. B. eines Ossian, des Repräsentanten des schottischen Bardentums, den man p2b_103.026
den Kaledonischen Barden nannte.
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Wenn dieselben auch nur von vorübergehender Bedeutung waren, so können p2b_103.028
sie doch ihre Stellung und Einregistrierung in die Poetik verlangen. Sie dienten p2b_103.029
zur Erweckung der Vaterlandsliebe, eines wesentlichen Elements deutscher Lyrik, p2b_103.030
und sie trugen dazu bei, Sinn für nationale Gesänge zu schaffen. V. Gerstenbergs p2b_103.031
(† 1823) Bardiet „Lied eines Skalden“ ist ebenso ergreifend, als die p2b_103.032
Bardiete Klopstocks (Hermannsschlacht, Hermann und die Fürsten, Hermanns p2b_103.033
Tod) oder die Bardiete Kretschmanns († 1809), den man „Rhingulf der p2b_103.034
Barde“ nannte.
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Klopstock hat dramatische Dichtungen geschaffen mit eingefügten lyrischen p2b_103.036
Liedern (Bardiete im engeren Sinn), welche Vaterländisches aus der Zeit und p2b_103.037
im Geist der Barden darstellen. Diesen Dichtungen gab er ebenfalls den umfassenden p2b_103.038
Namen Bardiete. Da das Dramatische in denselben nur den Rahmen p2b_103.039
und die Einleitung in die lyrischen Partieen bildet, so sind sie ─ wie die p2b_103.040
übrigen Bardiete ─ an dieser Stelle zu erwähnen. Neuere Kriegssänger sind im p2b_103.041
Unrecht, ihre gewöhnlichen Soldatenlieder als Bardiete einzuführen. Da dies p2b_103.042
auch früher geschah, so bildete sich mit Recht eine Opposition gegen die Bardengesänge p2b_103.043
überhaupt, und bekannt ist die komische Manier, in welcher Lichtenberg, p2b_103.044
Kästner &c. gegen das überhandnehmende „Barden-Gebrüll“ loszogen.
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