Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_124.001 Leben wir, von Rückert. p2b_124.003 Leben wir, so leben wir dem Herren, p2b_124.005 Sterben wir, so sterben wir dem Herrn, p2b_124.006 Wer kann uns zu ihm den Zugang sperren? p2b_124.007 Er ist überall, uns nirgends fern. p2b_124.008 Dessen Hand durch's Leben uns geleitet, p2b_124.009 Auch im Tode bleibt uns ihr Geleit; p2b_124.010 Wer die Zeit mit Gottvertrau'n durchschreitet, p2b_124.011 Geht mit Gottvertrau'n zur Ewigkeit. p2b_124.012 p2b_124.016Deine Hand wird schützend mich bedecken, p2b_124.013 Wo des Grabes Dunkelheit mich deckt; p2b_124.014 Aus dem Grabe wird dein Hauch mich wecken, p2b_124.015 Der den Lenz im Winter auferweckt. Die Nähe des Herrn, von Novalis. p2b_124.017 Wenn in bangen trüben Stunden p2b_124.018 Unser Herz beinah verzagt, p2b_124.019 Wenn, von Krankheit überwunden, p2b_124.020 Angst an unserm Jnnern nagt, p2b_124.021 Wir der Treugeliebten denken, p2b_124.022 Wie sie Gram und Kummer drückt, p2b_124.023 Wolken unsern Blick beschränken, p2b_124.024 Die kein Hoffnungsstrahl durchblickt; p2b_124.025 p2b_124.033O, dann neigt sich Gott herüber, p2b_124.026 Seine Liebe kommt uns nah, p2b_124.027 Sehnen wir uns dann hinüber, p2b_124.028 Steht sein Engel vor uns da, p2b_124.029 Bringt den Kelch des frischen Lebens, p2b_124.030 Lispelt Mut und Trost uns zu, p2b_124.031 Und wir beten nicht vergebens p2b_124.032 Auch für der Geliebten Ruh. (Vgl. Wenn ich nur ihn habe, von Novalis.) p2b_124.034 Gott grüße dich, von Julius Sturm. p2b_124.035Gott grüße dich! kein andrer Gruß p2b_124.036 Gleicht dem an Jnnigkeit. p2b_124.037 Gott grüße dich! kein andrer Gruß p2b_124.038 Paßt so zu aller Zeit. p2b_124.039 Gott grüße dich! wenn dieser Gruß p2b_124.040 So recht vom Herzen geht, p2b_124.041 Gilt bei dem lieben Gott der Gruß p2b_124.042 Soviel, wie ein Gebet. p2b_124.043 p2b_124.044 p2b_124.045 p2b_124.001 Leben wir, von Rückert. p2b_124.003 Leben wir, so leben wir dem Herren, p2b_124.005 Sterben wir, so sterben wir dem Herrn, p2b_124.006 Wer kann uns zu ihm den Zugang sperren? p2b_124.007 Er ist überall, uns nirgends fern. p2b_124.008 Dessen Hand durch's Leben uns geleitet, p2b_124.009 Auch im Tode bleibt uns ihr Geleit; p2b_124.010 Wer die Zeit mit Gottvertrau'n durchschreitet, p2b_124.011 Geht mit Gottvertrau'n zur Ewigkeit. p2b_124.012 p2b_124.016Deine Hand wird schützend mich bedecken, p2b_124.013 Wo des Grabes Dunkelheit mich deckt; p2b_124.014 Aus dem Grabe wird dein Hauch mich wecken, p2b_124.015 Der den Lenz im Winter auferweckt. 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Wenn ich nur ihn habe, von Novalis.) p2b_124.034 Gott grüße dich, von Julius Sturm. p2b_124.035Gott grüße dich! kein andrer Gruß p2b_124.036 Gleicht dem an Jnnigkeit. p2b_124.037 Gott grüße dich! kein andrer Gruß p2b_124.038 Paßt so zu aller Zeit. p2b_124.039 Gott grüße dich! wenn dieser Gruß p2b_124.040 So recht vom Herzen geht, p2b_124.041 Gilt bei dem lieben Gott der Gruß p2b_124.042 Soviel, wie ein Gebet. p2b_124.043 p2b_124.044 p2b_124.045 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <div n="8"> <pb facs="#f0146" n="124"/> <p> <lb n="p2b_124.001"/> <hi rendition="#g">Beispiele des religiösen Liedes.</hi> </p> <lb n="p2b_124.002"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Leben wir, von Rückert.</hi><lb n="p2b_124.003"/> (Sein letztes 1861 gedichtetes religiöses Lied.)</hi> </p> <lb n="p2b_124.004"/> <lg> <l>Leben wir, so leben wir dem Herren,</l> <lb n="p2b_124.005"/> <l>Sterben wir, so sterben wir dem Herrn,</l> <lb n="p2b_124.006"/> <l>Wer kann uns zu ihm den Zugang sperren?</l> <lb n="p2b_124.007"/> <l>Er ist überall, uns nirgends fern. </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_124.008"/> <l>Dessen Hand durch's Leben uns geleitet,</l> <lb n="p2b_124.009"/> <l>Auch im Tode bleibt uns ihr Geleit;</l> <lb n="p2b_124.010"/> <l>Wer die Zeit mit Gottvertrau'n durchschreitet,</l> <lb n="p2b_124.011"/> <l>Geht mit Gottvertrau'n zur Ewigkeit. </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_124.012"/> <l>Deine Hand wird schützend mich bedecken,</l> <lb n="p2b_124.013"/> <l>Wo des Grabes Dunkelheit mich deckt;</l> <lb n="p2b_124.014"/> <l>Aus dem Grabe wird dein Hauch mich wecken,</l> <lb n="p2b_124.015"/> <l>Der den Lenz im Winter auferweckt.</l> </lg> <lb n="p2b_124.016"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Die Nähe des Herrn, von Novalis.</hi> </hi> <lb n="p2b_124.017"/> <lg> <l>Wenn in bangen trüben Stunden</l> <lb n="p2b_124.018"/> <l>Unser Herz beinah verzagt,</l> <lb n="p2b_124.019"/> <l>Wenn, von Krankheit überwunden,</l> <lb n="p2b_124.020"/> <l>Angst an unserm Jnnern nagt,</l> <lb n="p2b_124.021"/> <l>Wir der Treugeliebten denken,</l> <lb n="p2b_124.022"/> <l>Wie sie Gram und Kummer drückt,</l> <lb n="p2b_124.023"/> <l>Wolken unsern Blick beschränken,</l> <lb n="p2b_124.024"/> <l>Die kein Hoffnungsstrahl durchblickt; </l> </lg> <lg> <lb n="p2b_124.025"/> <l>O, dann neigt sich Gott herüber,</l> <lb n="p2b_124.026"/> <l>Seine Liebe kommt uns nah,</l> <lb n="p2b_124.027"/> <l>Sehnen wir uns dann hinüber,</l> <lb n="p2b_124.028"/> <l>Steht sein Engel vor uns da,</l> <lb n="p2b_124.029"/> <l>Bringt den Kelch des frischen Lebens,</l> <lb n="p2b_124.030"/> <l>Lispelt Mut und Trost uns zu,</l> <lb n="p2b_124.031"/> <l>Und wir beten nicht vergebens</l> <lb n="p2b_124.032"/> <l>Auch für der Geliebten Ruh.</l> </lg> <lb n="p2b_124.033"/> <hi rendition="#right">(Vgl. 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Beispiele des religiösen Liedes.
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Leben wir, von Rückert. p2b_124.003
(Sein letztes 1861 gedichtetes religiöses Lied.)
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Leben wir, so leben wir dem Herren, p2b_124.005
Sterben wir, so sterben wir dem Herrn, p2b_124.006
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Dessen Hand durch's Leben uns geleitet, p2b_124.009
Auch im Tode bleibt uns ihr Geleit; p2b_124.010
Wer die Zeit mit Gottvertrau'n durchschreitet, p2b_124.011
Geht mit Gottvertrau'n zur Ewigkeit.
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Deine Hand wird schützend mich bedecken, p2b_124.013
Wo des Grabes Dunkelheit mich deckt; p2b_124.014
Aus dem Grabe wird dein Hauch mich wecken, p2b_124.015
Der den Lenz im Winter auferweckt.
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Die Nähe des Herrn, von Novalis. p2b_124.017
Wenn in bangen trüben Stunden p2b_124.018
Unser Herz beinah verzagt, p2b_124.019
Wenn, von Krankheit überwunden, p2b_124.020
Angst an unserm Jnnern nagt, p2b_124.021
Wir der Treugeliebten denken, p2b_124.022
Wie sie Gram und Kummer drückt, p2b_124.023
Wolken unsern Blick beschränken, p2b_124.024
Die kein Hoffnungsstrahl durchblickt;
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O, dann neigt sich Gott herüber, p2b_124.026
Seine Liebe kommt uns nah, p2b_124.027
Sehnen wir uns dann hinüber, p2b_124.028
Steht sein Engel vor uns da, p2b_124.029
Bringt den Kelch des frischen Lebens, p2b_124.030
Lispelt Mut und Trost uns zu, p2b_124.031
Und wir beten nicht vergebens p2b_124.032
Auch für der Geliebten Ruh.
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(Vgl. Wenn ich nur ihn habe, von Novalis.)
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Gott grüße dich, von Julius Sturm.
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Gott grüße dich! kein andrer Gruß p2b_124.036
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Gott grüße dich! kein andrer Gruß p2b_124.038
Paßt so zu aller Zeit.
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Gott grüße dich! wenn dieser Gruß p2b_124.040
So recht vom Herzen geht, p2b_124.041
Gilt bei dem lieben Gott der Gruß p2b_124.042
Soviel, wie ein Gebet.
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Weitere Beispiele des religiösen Liedes.
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J. A. Cramer: Der menschliche Geist.
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R. Reinick: Weihnachtsfest. (Der Winter ist gekommen.)
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