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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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"An Ebert" bekundet seine Wehmut, die der Gedanke an ein mögliches Scheiden p2b_149.002
veranlaßt. Einst in stiller Nacht erwog Klopstock das Gefühl eines Menschen, p2b_149.003
der alle seine Freunde verloren. Er sah plötzlich seine engern Freunde, von p2b_149.004
denen keiner gestorben war, wie aus den Gräbern erstandene Tote an sich p2b_149.005
vorüberziehen. Jn der traulichen Gesellschaft Eberts erinnert er sich dieses p2b_149.006
trüben Gedankens, die Wehmut entpreßt ihm Thränen, er weint sich aus, erzählt p2b_149.007
dem Freunde seine Ahndung und spricht seine Anhänglichkeit und Liebe p2b_149.008
aus in der reizenden Elegie, die er also schließt:

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Leidender, ewiger Geist p2b_149.010
Rufe, wenn du erwachst, das Bild von dem Grabe der Freunde, p2b_149.011
Das nur rufe zurück! p2b_149.012
O ihr Gräber der Toten! ihr Gräber meiner Entschlafnen! p2b_149.013
Warum liegt ihr zerstreut? p2b_149.014
Warum lieget ihr nicht in blühenden Thalen beisammen? p2b_149.015
Oder in Hainen vereint? p2b_149.016
Leitet den sterbenden Greis! Jch will mit wankendem Fuße p2b_149.017
Gehn, auf jegliches Grab p2b_149.018
Eine Cypresse pflanzen, die noch nicht schattenden Bäume p2b_149.019
Für die Enkel erziehn, p2b_149.020
Oft in der Nacht auf biegsamem Wipfel die himmlische Bildung p2b_149.021
Meiner Unsterblichen sehn, p2b_149.022
Zitternd gen Himmel erheben mein Haupt, und weinen, und sterben! p2b_149.023
Senket den Toten dann ein p2b_149.024
Bei dem Grabe, bei dem er starb! Nimm dann, o Verwesung! p2b_149.025
Meine Thränen, und mich! ... p2b_149.026
Finstrer Gedanke, laß ab! laß ab in die Seele zu donnern! p2b_149.027
Wie die Ewigkeit ernst, p2b_149.028
Furchtbar, wie das Gericht, laß ab! die verstummende Seele p2b_149.029
Faßt dich, Gedanke, nicht mehr!

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Jn der Elegie "Die tote Clarissa" stellt sich Klopstock Clarissa (die Heldin p2b_149.031
des Richardsonschen Romans) so lebhaft vor, daß er sie da, wo ihr Ende p2b_149.032
erzählt wird, mit rosigen Wangen sieht u. s. w. (Vgl. die Anmerkung in der p2b_149.033
Göschenschen Ausg. 1876. S. 69.)

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Wir bieten diese Elegie als mustergültige Probe der Elegie:

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Blume, du stehst verpflanzet, wo du blühest, p2b_149.036
Wert, in dieser Beschattung nicht zu wachsen, p2b_149.037
Wert, schnell wegzublühen, der Blumen Edens p2b_149.038
Beßre Gespielin!(Soll heißen: Gespielin der Engel solltest du sein.)
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Lüfte, wie diese, so die Erd' umatmen, p2b_149.040
Sind, die leiseren selbst, dir rauhe Weste. p2b_149.041
Doch ein Sturmwind wird (o er kömmt! entflieh du, p2b_149.042
Eh' er daher rauscht),
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Grausam, indem du nun am hellsten glänzest, p2b_149.044
Dich hinstürzen! allein, auch hingestürzet, p2b_149.045
Wirst du schön sein, werden wir dich bewundern, p2b_149.046
Aber durch Thränen!

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„An Ebert“ bekundet seine Wehmut, die der Gedanke an ein mögliches Scheiden p2b_149.002
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der alle seine Freunde verloren. Er sah plötzlich seine engern Freunde, von p2b_149.004
denen keiner gestorben war, wie aus den Gräbern erstandene Tote an sich p2b_149.005
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O ihr Gräber der Toten! ihr Gräber meiner Entschlafnen! p2b_149.013
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Warum lieget ihr nicht in blühenden Thalen beisammen? p2b_149.015
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Jn der Elegie „Die tote Clarissa“ stellt sich Klopstock Clarissa (die Heldin p2b_149.031
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Göschenschen Ausg. 1876. S. 69.)

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Wir bieten diese Elegie als mustergültige Probe der Elegie:

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/171>, abgerufen am 22.11.2024.