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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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Leben bringt; daß seine Figuren also nicht bloß als personifizierte Abstrakta p2b_162.002
auftreten, sondern eine lebendige, bestimmte Gestaltung gewonnen haben; daß p2b_162.003
er unser Jnteresse nicht nur für den Sinn der Fabel erregt, sondern für die p2b_162.004
Form derselben; daß also die Fabel uns nicht mehr als bloße Einkleidung p2b_162.005
erscheint, sondern als selbständiges Werk, welches uns erfreut, auch wenn wir p2b_162.006
gar nicht auf Sinn und Zweck desselben sehen.

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3. Die Fabel (wie ja auch ihre für sittliche Lehren von höherer Bedeutung p2b_162.008
geeignete Seitenart: die Parabel) entwickelte sich am frühesten bei den p2b_162.009
Orientalen: den Jndern und den Juden, welche letztere die ältesten Fabeln p2b_162.010
und Parabeln besaßen. (Z. B. Richter 9. 8-15, und 2. Sam. 12. 1-4.)

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Die Griechen hatten nach dem Tierepos Batrachomyomachie (das p2b_162.012
fälschlich dem Homer zugeschrieben wird) die kurze, präcise, die Absichtlichkeit p2b_162.013
auf der Stirn tragende Fabel von Äsop um 600 v. Chr. (bearbeitet von p2b_162.014
Babrios im 2. Jahrhundert v. Chr.) mit ihrer Nutzanwendung. Man nennt p2b_162.015
diese äsopische Fabel die epigrammatische.

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Die Lateiner, welche dem Äsop als dem Vater der Fabel nachdichteten, p2b_162.017
besonders Phädrus, liebten ebenfalls den moralischen Anhang.

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Dies war auch bei unsern Fabeln des Mittelalters der Fall, die den p2b_162.019
Lateinern nachgedichtet sind. Unsere Fabel wurde bald redseliger, als bei den p2b_162.020
Lateinern und den Griechen, und erhielt nach dem Latein eine angefügte Moral.

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Wir hatten bereits einen um den Fuchs Reinecke gesammelten Tiersagenkreis, p2b_162.022
ließen uns aber gern die äsopische Fabel gefallen. Man behandelte p2b_162.023
und verdarb teilweise einheimische Tiersagen; d. h. man äsopisierte sie p2b_162.024
ebenso, wie man äsopische Fabeln nationalisierte. So verschwand die epische p2b_162.025
Tiersage aus der Poesie der Gebildeten und das dem Altertum entlehnte p2b_162.026
Fremde, die didaktische äsopische Tierfabel, siegte. (Jm Fuchs Reinhart, wie p2b_162.027
später in Rollenhagens Froschmäusler (1505), welch letzterer auf der p2b_162.028
Batrachomyomachie aufgebaut war, wiederholte sich der Versuch, eine ganze Epopöe p2b_162.029
didaktisch auszuführen, wobei trotzdem der symbolische Charakter (d. i. die Lehrabsicht) p2b_162.030
fehlt. Reinecke Fuchs, der bis nach Altindien hinüber reicht, und den p2b_162.031
Goethe in's Hochdeutsche übertrug, war anfangs auch bloß eine harmlose Schilderung p2b_162.032
des Tierlebens, und der Erzählung wegen da. Erst später wurde er absichtlich p2b_162.033
zum Sinnbilde des Menschenlebens gemacht, das ja dem Tierleben in p2b_162.034
so vielen Beziehungen so ähnlich ist, wurde er episch=didaktisch.)

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4. Die didaktisch gemeinten Fabeln und Erzählungen bezeichnete man im p2b_162.036
Mittelalter durch den gemeinschaftlichen mittelhochdeutschen Namen "Bispel", p2b_162.037
woraus unser Wort Beispiel wurde. (Nicht verwandt mit spel ist das Spiel, p2b_162.038
wohl aber in Kirchspiel. Grundwort lat. (s)pellare, z. B. ap - anreden, p2b_162.039
com - bereden; frz. epeler, engl. spell, wovon go(d)spel == Gotteswort, p2b_162.040
Evangelium, demnach beispel == Nebenerzählung : Parallele.)

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5. Lessing bildet in der Geschichte der Fabel eine Epoche.

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Er war es, der gegen die allmählich sich einbürgernde Breite und Geschwätzigkeit p2b_162.043
der deutschen Fabel reformatorisch vorging und die äsopische Fabel p2b_162.044
als Muster hinstellte. Nach seinem Vorgang beschränkte man sich bei uns in

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Leben bringt; daß seine Figuren also nicht bloß als personifizierte Abstrakta p2b_162.002
auftreten, sondern eine lebendige, bestimmte Gestaltung gewonnen haben; daß p2b_162.003
er unser Jnteresse nicht nur für den Sinn der Fabel erregt, sondern für die p2b_162.004
Form derselben; daß also die Fabel uns nicht mehr als bloße Einkleidung p2b_162.005
erscheint, sondern als selbständiges Werk, welches uns erfreut, auch wenn wir p2b_162.006
gar nicht auf Sinn und Zweck desselben sehen.

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3. Die Fabel (wie ja auch ihre für sittliche Lehren von höherer Bedeutung p2b_162.008
geeignete Seitenart: die Parabel) entwickelte sich am frühesten bei den p2b_162.009
Orientalen: den Jndern und den Juden, welche letztere die ältesten Fabeln p2b_162.010
und Parabeln besaßen. (Z. B. Richter 9. 8─15, und 2. Sam. 12. 1─4.)

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Die Griechen hatten nach dem Tierepos Batrachomyomachie (das p2b_162.012
fälschlich dem Homer zugeschrieben wird) die kurze, präcise, die Absichtlichkeit p2b_162.013
auf der Stirn tragende Fabel von Äsop um 600 v. Chr. (bearbeitet von p2b_162.014
Babrios im 2. Jahrhundert v. Chr.) mit ihrer Nutzanwendung. Man nennt p2b_162.015
diese äsopische Fabel die epigrammatische.

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Die Lateiner, welche dem Äsop als dem Vater der Fabel nachdichteten, p2b_162.017
besonders Phädrus, liebten ebenfalls den moralischen Anhang.

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Dies war auch bei unsern Fabeln des Mittelalters der Fall, die den p2b_162.019
Lateinern nachgedichtet sind. Unsere Fabel wurde bald redseliger, als bei den p2b_162.020
Lateinern und den Griechen, und erhielt nach dem Latein eine angefügte Moral.

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Wir hatten bereits einen um den Fuchs Reinecke gesammelten Tiersagenkreis, p2b_162.022
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so vielen Beziehungen so ähnlich ist, wurde er episch=didaktisch.)

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4. Die didaktisch gemeinten Fabeln und Erzählungen bezeichnete man im p2b_162.036
Mittelalter durch den gemeinschaftlichen mittelhochdeutschen Namen „Bispel“, p2b_162.037
woraus unser Wort Beispiel wurde. (Nicht verwandt mit spel ist das Spiel, p2b_162.038
wohl aber in Kirchspiel. Grundwort lat. (s)pellare, z. B. ap ─ anreden, p2b_162.039
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Evangelium, demnach bîspël == Nebenerzählung : Parallele.)

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Er war es, der gegen die allmählich sich einbürgernde Breite und Geschwätzigkeit p2b_162.043
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/184>, abgerufen am 17.05.2024.