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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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§ 82. Sinnbild.

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1. Sinnbilder sind symbolische Gedichte, welche keinen religiösen p2b_174.003
Charakter haben, auch nicht die Sprache der biblischen Gleichnisse p2b_174.004
nachahmen, sondern im Bilde eine allgemeine Wahrheit darstellen, ohne p2b_174.005
Lob oder Tadel (vgl. § 91 das Sinngedicht). Sie sind der Ausdruck p2b_174.006
einer übersinnlichen Wahrheit durch etwas Sichtbares, durch die Sinne p2b_174.007
Wahrnehmbares.

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2. Sie unterscheiden sich von der Allegorie und vom Gleichnis. p2b_174.009
(S. Bd. I. § 35. und § 39.)

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1. Jmmer sind es menschliche Gefühle, Jdeen und Zustände, welche p2b_174.011
im Sinnbilde gezeichnet werden. Das Sinnbild bedeutet wie die Allegorie p2b_174.012
etwas anderes, als es äußerlich darstellt.

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2. Doch unterscheidet es sich von der Allegorie dadurch, daß es immer p2b_174.014
nur ein Symbol für einen sinnlichen Gegenstand giebt, während die Allegorie p2b_174.015
eine Reihe Symbole zu einem Ganzen vereint, zu einem Sinnbild für eine p2b_174.016
Jdee. (Vgl. § 83.) Die einzelnen Jdeen des Ganzen entsprechen den einzelnen p2b_174.017
Eigenschaften des sinnlichen Gegenstandes.

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Vom Vergleich unterscheidet sich das Sinnbild dadurch, daß jener die p2b_174.019
Sache nicht statt der andern nennt, sondern nur neben ihr.

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Rückert definiert den Begriff des Sinnbilds folgendermaßen: p2b_174.021

Was ist ein Sinnbild? Was der schöne Name meint: p2b_174.022
Ein Sinn mit einem Bild auf's innigste vereint.
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Ein tiefer Sinn, der in ein schönes Bild sich senkt, p2b_174.024
Ein schönes Bild, bei dem ein tiefer Sinn sich denkt.
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Schön sei das Bild und klar, tief sei der Sinn und wahr, p2b_174.026
Und mit einander eins untrennbar sei das Paar.
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(Ges. Ausg. VIII. 43.)

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Beispiele des Sinnbildes.

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Den Gärtnern, von Rückert. p2b_174.030

Jch zog eine Wind' am Zaune; p2b_174.031
Und was sich nicht wollte winden p2b_174.032
Von Ranken nach meiner Laune, p2b_174.033
Begann ich denn anzubinden, p2b_174.034
Und dachte, für meine Mühen p2b_174.035
Sollt' es nun fröhlich blühen.
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Doch bald hab' ich gefunden, p2b_174.037
Daß ich umsonst mich mühte; p2b_174.038
Nicht, was ich angebunden, p2b_174.039
War was am schönsten blühte, p2b_174.040
Sondern was ich ließ ranken p2b_174.041
Nach seinen eignen Gedanken.
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(Sinn: Die Erziehung darf natürliche Triebe und Anlagen nicht hemmen.)

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§ 82. Sinnbild.

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1. Sinnbilder sind symbolische Gedichte, welche keinen religiösen p2b_174.003
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Wahrnehmbares.

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2. Sie unterscheiden sich von der Allegorie und vom Gleichnis. p2b_174.009
(S. Bd. I. § 35. und § 39.)

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1. Jmmer sind es menschliche Gefühle, Jdeen und Zustände, welche p2b_174.011
im Sinnbilde gezeichnet werden. Das Sinnbild bedeutet wie die Allegorie p2b_174.012
etwas anderes, als es äußerlich darstellt.

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2. Doch unterscheidet es sich von der Allegorie dadurch, daß es immer p2b_174.014
nur ein Symbol für einen sinnlichen Gegenstand giebt, während die Allegorie p2b_174.015
eine Reihe Symbole zu einem Ganzen vereint, zu einem Sinnbild für eine p2b_174.016
Jdee. (Vgl. § 83.) Die einzelnen Jdeen des Ganzen entsprechen den einzelnen p2b_174.017
Eigenschaften des sinnlichen Gegenstandes.

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Vom Vergleich unterscheidet sich das Sinnbild dadurch, daß jener die p2b_174.019
Sache nicht statt der andern nennt, sondern nur neben ihr.

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Rückert definiert den Begriff des Sinnbilds folgendermaßen: p2b_174.021

Was ist ein Sinnbild? Was der schöne Name meint: p2b_174.022
Ein Sinn mit einem Bild auf's innigste vereint.
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Ein tiefer Sinn, der in ein schönes Bild sich senkt, p2b_174.024
Ein schönes Bild, bei dem ein tiefer Sinn sich denkt.
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Schön sei das Bild und klar, tief sei der Sinn und wahr, p2b_174.026
Und mit einander eins untrennbar sei das Paar.
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(Ges. Ausg. VIII. 43.)

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Beispiele des Sinnbildes.

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Den Gärtnern, von Rückert. p2b_174.030

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/196>, abgerufen am 22.11.2024.