Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.p2b_001.001 Einleitung. p2b_001.002 p2b_001.003Charakter der Poesie und Einteilung derselben. ------ § 1. Objektive und subjektive Poesie. p2b_001.004 p2b_001.009 p2b_001.011 p2b_001.014 p2b_001.018 p2b_001.025 Am Buchenbaum. p2b_001.028 Jch sah im Herbst einen Buchenbaum p2b_001.029
Jm leeren Felde steh'n; p2b_001.030 Jm fahlen Laube sah ich kaum p2b_001.031 Ein grünes Blättlein weh'n. p2b_001.032 Lang stund ich da in tiefem Traum p2b_001.033 Jhn anzuseh'n. p2b_001.001 Einleitung. p2b_001.002 p2b_001.003Charakter der Poesie und Einteilung derselben. ────── § 1. Objektive und subjektive Poesie. p2b_001.004 p2b_001.009 p2b_001.011 p2b_001.014 p2b_001.018 p2b_001.025 Am Buchenbaum. p2b_001.028 Jch sah im Herbst einen Buchenbaum p2b_001.029
Jm leeren Felde steh'n; p2b_001.030 Jm fahlen Laube sah ich kaum p2b_001.031 Ein grünes Blättlein weh'n. p2b_001.032 Lang stund ich da in tiefem Traum p2b_001.033 Jhn anzuseh'n. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0023" n="E1"/> <div n="2"> <lb n="p2b_001.001"/> <head> <hi rendition="#c">Einleitung. <lb n="p2b_001.002"/> Charakter der Poesie und Einteilung derselben. ──────</hi> </head> <lb n="p2b_001.003"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c">§ 1. Objektive und subjektive Poesie.</hi> </head> <p><lb n="p2b_001.004"/> 1. Alles durch menschliche Thätigkeit Entstandene leitet seinen <lb n="p2b_001.005"/> Ursprung entweder aus dem Gebiete der Geistes- oder dem der Sinnenwelt <lb n="p2b_001.006"/> her: aus dem Anschauungs- und dem Empfindungsreiche. Auch <lb n="p2b_001.007"/> die Poesie hat ihren Ursprung entweder in einem derselben, oder in <lb n="p2b_001.008"/> beiden gemeinschaftlich.</p> <p><lb n="p2b_001.009"/> 2. Je weniger der äußere anregende Stoff als solcher ersichtlich <lb n="p2b_001.010"/> ist, je unbedeutender er ist, desto subjektiver wird die Poesie erscheinen.</p> <p><lb n="p2b_001.011"/> 3. Objektiven Charakter wird die Poesie an sich tragen, wenn <lb n="p2b_001.012"/> der von ihr behandelte Stoff als das Wesentliche, Bestimmende oder <lb n="p2b_001.013"/> Beabsichtigte entgegentritt.</p> <p><lb n="p2b_001.014"/> 1. Von der Außenwelt erhält der Dichter die Anregung, oder den Stoff, <lb n="p2b_001.015"/> welchen er nach innerer Aneignung in seinem Gedichte verwertet. Das Gedicht <lb n="p2b_001.016"/> entsteht somit aus der Durchdringung der dichterischen Subjektivität mit <lb n="p2b_001.017"/> der von außen entgegen tretenden Objektivität.</p> <p><lb n="p2b_001.018"/> 2. Zu jedem objektiven Stoffe muß der Lyriker von seiner Subjektivität <lb n="p2b_001.019"/> hinzusetzen. Man könnte einen geringfügigen Stoff einem glatten Stamme <lb n="p2b_001.020"/> vergleichen, an welchem sich die subjektive Empfindung des Dichters emporrankt <lb n="p2b_001.021"/> und fest hält. Je einfacher und geringfügiger der Stoff ist, desto bedeutender <lb n="p2b_001.022"/> wird sich das Überwiegen des Subjektiven vor dem Objektiven nötig <lb n="p2b_001.023"/> machen müssen, desto mehr wird sich die dichterische Schöpfungskraft zu bewähren <lb n="p2b_001.024"/> haben.</p> <p><lb n="p2b_001.025"/> Jn folgendem Gedichte von <hi rendition="#g">Martin Greif</hi> überwiegt die subjektive <lb n="p2b_001.026"/> Zuthat den objektiven geringfügigen Stoff um ein Bedeutendes:</p> <lb n="p2b_001.027"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Am Buchenbaum.</hi> </hi> <lb n="p2b_001.028"/> <lg> <l>Jch sah im Herbst einen Buchenbaum</l> <lb n="p2b_001.029"/> <l>Jm leeren Felde steh'n;</l> <lb n="p2b_001.030"/> <l>Jm fahlen Laube sah ich kaum</l> <lb n="p2b_001.031"/> <l>Ein grünes Blättlein weh'n.</l> <lb n="p2b_001.032"/> <l>Lang stund ich da in tiefem Traum</l> <lb n="p2b_001.033"/> <l>Jhn anzuseh'n.</l> </lg> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [E1/0023]
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Einleitung. p2b_001.002
Charakter der Poesie und Einteilung derselben. ────── p2b_001.003
§ 1. Objektive und subjektive Poesie. p2b_001.004
1. Alles durch menschliche Thätigkeit Entstandene leitet seinen p2b_001.005
Ursprung entweder aus dem Gebiete der Geistes- oder dem der Sinnenwelt p2b_001.006
her: aus dem Anschauungs- und dem Empfindungsreiche. Auch p2b_001.007
die Poesie hat ihren Ursprung entweder in einem derselben, oder in p2b_001.008
beiden gemeinschaftlich.
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2. Je weniger der äußere anregende Stoff als solcher ersichtlich p2b_001.010
ist, je unbedeutender er ist, desto subjektiver wird die Poesie erscheinen.
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3. Objektiven Charakter wird die Poesie an sich tragen, wenn p2b_001.012
der von ihr behandelte Stoff als das Wesentliche, Bestimmende oder p2b_001.013
Beabsichtigte entgegentritt.
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1. Von der Außenwelt erhält der Dichter die Anregung, oder den Stoff, p2b_001.015
welchen er nach innerer Aneignung in seinem Gedichte verwertet. Das Gedicht p2b_001.016
entsteht somit aus der Durchdringung der dichterischen Subjektivität mit p2b_001.017
der von außen entgegen tretenden Objektivität.
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2. Zu jedem objektiven Stoffe muß der Lyriker von seiner Subjektivität p2b_001.019
hinzusetzen. Man könnte einen geringfügigen Stoff einem glatten Stamme p2b_001.020
vergleichen, an welchem sich die subjektive Empfindung des Dichters emporrankt p2b_001.021
und fest hält. Je einfacher und geringfügiger der Stoff ist, desto bedeutender p2b_001.022
wird sich das Überwiegen des Subjektiven vor dem Objektiven nötig p2b_001.023
machen müssen, desto mehr wird sich die dichterische Schöpfungskraft zu bewähren p2b_001.024
haben.
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Jn folgendem Gedichte von Martin Greif überwiegt die subjektive p2b_001.026
Zuthat den objektiven geringfügigen Stoff um ein Bedeutendes:
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Am Buchenbaum. p2b_001.028
Jch sah im Herbst einen Buchenbaum p2b_001.029
Jm leeren Felde steh'n; p2b_001.030
Jm fahlen Laube sah ich kaum p2b_001.031
Ein grünes Blättlein weh'n. p2b_001.032
Lang stund ich da in tiefem Traum p2b_001.033
Jhn anzuseh'n.
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