Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

Bild:
<< vorherige Seite

p2b_345.001
[Beginn Spaltensatz] Jm Haus die Läng und in die Krumm p2b_345.002
Ein erschreckliches Wundertier, (Hahn) p2b_345.003
Dafür die Haut erschüttert mir, p2b_345.004
Vom Haupt zu Fuß aller Gestalt, p2b_345.005
Wie man ein Basilisken malt; p2b_345.006
Jch dacht, ob das der Murner wär, u. s. f. p2b_345.007
Als hätt mich der Donner geschlagen, p2b_345.008
So stürzt ich zu dem Loch hinein. p2b_345.009
Lief zu meinem Frau Mütterlein. p2b_345.010
Die erschrak und fragt, was mir wär, p2b_345.011
Daß ich fast hätt kein Atem mehr p2b_345.012
Und also sehr fing an zu beben; p2b_345.013
Wollt mir Arzenei für's Schrecken geben. p2b_345.014
Jch sprach: "O Mutter, der Murner p2b_345.015
Hat mich erschrecket also sehr, p2b_345.016
Daß ich schier nimmer Atem hol; p2b_345.017
Wie habt ihr mich gewarnt so wohl!" p2b_345.018
"Was that er denn?" die Mutter sprach. - p2b_345.019
Jch sagt: Jm Haus ich sitzen sach p2b_345.020
Ein zartes, schönes Jungfräulein p2b_345.021
Jm weißen Pelzlein artig fein, p2b_345.022
Das schmückt sich mit geleckter Hand; p2b_345.023
Jch hätt mich gern zu ihm gewandt p2b_345.024
Und um ein Kuß freundlich gebeten; p2b_345.025
So kömmt der Murner hergetreten p2b_345.026
Mit Gabelfüßen, mit der Kron, p2b_345.027
Mit brennendem Schwanz angethon, p2b_345.028
Daß mich däucht sehr erschrecklich stehen. p2b_345.029
Der Schelm hätt' mich im Loch gesehen, p2b_345.030
Springt auf die Thür und rufet laut, p2b_345.031
Wenn ichs gedenk, graust mir die Haut: p2b_345.032
"Rück, rück ihn herauser beim Krag'n!" p2b_345.033
Damit wollt er sein Dienern sag'n,[Spaltenumbruch] p2b_345.101
Daß sie mich sollten nehmen an; p2b_345.102
Und sie hättens wahrlich gethan, p2b_345.103
Wenn ich nicht bald entlaufen wär; p2b_345.104
Davon bin ich erschreckt so sehr. - p2b_345.105
Da sagt die Mutter: "Liebes Kind, p2b_345.106
Die so schrecklich anzusehen sind, p2b_345.107
Die thun uns Mäusen nichts zuleid; p2b_345.108
Die aber dichten Freundlichkeit, p2b_345.109
So leis und lieblich einherschleichen, p2b_345.110
Die Händlein küssen, Willkomm reichen, p2b_345.111
Die sind giftige Kreatur, p2b_345.112
Teufel unter englischer Figur; p2b_345.113
Die sind gefährliche Katzen, p2b_345.114
Die vorn lecken, hinten kratzen. u. s. f. p2b_345.115
Das Jungfräulein, das so schön war, p2b_345.116
Bringt uns Mäuschen die größt' Gefahr, p2b_345.117
Futtert sein Pelz mit unserm Blut; p2b_345.118
Gott sei Dank, daß er dich behut't!

p2b_345.119

Das Epos schließt mit folgender p2b_345.120
Moral:
p2b_345.121
S. 288.

p2b_345.122
So ward des Tags der Krieg vollbracht, p2b_345.123
Die Sonn' ging unter und es ward Nacht. p2b_345.124
So fahl, so schal, so kalt geht's aus, p2b_345.125
Wenn sich der Frosch rauft mit der Maus. p2b_345.126
Aller Welt Rat, Macht, Trotz und Streit p2b_345.127
Jst lauter Tand und Eitelkeit, p2b_345.128
Macht doch Mord, Armut, Herzeleid. p2b_345.129
Gott helf und tröst in Ewigkeit! Amen.
p2b_345.130
Salomon, p2b_345.131
Vanitas vanitatum et omnia vanitas.
[Ende Spaltensatz]
p2b_345.132
III. Der Muckenkrieg.

Dieses heroisch=komische Gedicht wurde p2b_345.133
von H. C. Fuchs verfaßt. F. W. Genthe hat es 1833 nach der p2b_345.134
Ausgabe von 1600 mit den Varianten der Schnurrschen Bearbeitung p2b_345.135
von 1612 neu herausgegeben.

p2b_345.136
Jnhalt: Die Mucken und ihre Verbündeten ziehen zu Feld gegen die Ameisen p2b_345.137
und deren Verbündete. Die Gegner treffen in großer Zahl auf einander und p2b_345.138
liefern sich eine greuliche Schlacht.

p2b_345.139
Probe des Muckenkriegs.

p2b_345.140

Das erste Buch. (Jnhalt:)

p2b_345.141
Jn diesem ersten Buch rüst' sich p2b_345.142
Der Mücken Heer zum Ameiskrieg, p2b_345.143
Die ihnen groß' Schaden und Hohn p2b_345.144
Bewiesen hatten. Auch kommt an p2b_345.145
Der Roßfliegen, Weinmücklein, Bremen p2b_345.146
Und Schnacken-Hülf. Die Haufen nehmen p2b_345.147
Jhren Heerzug für über Meer, p2b_345.148
Segeln mit gutem Wind daher. &c.
p2b_345.149

Das andere Buch. (Jnhalt:)

p2b_345.150
Jm andern Buch da rüsten sich p2b_345.151
Gleicher Gestalt mit Gewalt zum Krieg, p2b_345.152
Die Ameisen, und kommen ihnen p2b_345.153
Die Wanzen, Läuse, Flöhe und Spinnen p2b_345.154
Zu Hülf. Auch greift die Mucken an p2b_345.155
Zu Meer ein schreckliches Fortun.

p2b_345.001
[Beginn Spaltensatz] Jm Haus die Läng und in die Krumm p2b_345.002
Ein erschreckliches Wundertier, (Hahn) p2b_345.003
Dafür die Haut erschüttert mir, p2b_345.004
Vom Haupt zu Fuß aller Gestalt, p2b_345.005
Wie man ein Basilisken malt; p2b_345.006
Jch dacht, ob das der Murner wär, u. s. f. p2b_345.007
Als hätt mich der Donner geschlagen, p2b_345.008
So stürzt ich zu dem Loch hinein. p2b_345.009
Lief zu meinem Frau Mütterlein. p2b_345.010
Die erschrak und fragt, was mir wär, p2b_345.011
Daß ich fast hätt kein Atem mehr p2b_345.012
Und also sehr fing an zu beben; p2b_345.013
Wollt mir Arzenei für's Schrecken geben. p2b_345.014
Jch sprach: „O Mutter, der Murner p2b_345.015
Hat mich erschrecket also sehr, p2b_345.016
Daß ich schier nimmer Atem hol; p2b_345.017
Wie habt ihr mich gewarnt so wohl!“ p2b_345.018
„Was that er denn?“ die Mutter sprach. ─ p2b_345.019
Jch sagt: Jm Haus ich sitzen sach p2b_345.020
Ein zartes, schönes Jungfräulein p2b_345.021
Jm weißen Pelzlein artig fein, p2b_345.022
Das schmückt sich mit geleckter Hand; p2b_345.023
Jch hätt mich gern zu ihm gewandt p2b_345.024
Und um ein Kuß freundlich gebeten; p2b_345.025
So kömmt der Murner hergetreten p2b_345.026
Mit Gabelfüßen, mit der Kron, p2b_345.027
Mit brennendem Schwanz angethon, p2b_345.028
Daß mich däucht sehr erschrecklich stehen. p2b_345.029
Der Schelm hätt' mich im Loch gesehen, p2b_345.030
Springt auf die Thür und rufet laut, p2b_345.031
Wenn ichs gedenk, graust mir die Haut: p2b_345.032
„Rück, rück ihn herauser beim Krag'n!“ p2b_345.033
Damit wollt er sein Dienern sag'n,[Spaltenumbruch] p2b_345.101
Daß sie mich sollten nehmen an; p2b_345.102
Und sie hättens wahrlich gethan, p2b_345.103
Wenn ich nicht bald entlaufen wär; p2b_345.104
Davon bin ich erschreckt so sehr. ─ p2b_345.105
Da sagt die Mutter: „Liebes Kind, p2b_345.106
Die so schrecklich anzusehen sind, p2b_345.107
Die thun uns Mäusen nichts zuleid; p2b_345.108
Die aber dichten Freundlichkeit, p2b_345.109
So leis und lieblich einherschleichen, p2b_345.110
Die Händlein küssen, Willkomm reichen, p2b_345.111
Die sind giftige Kreatur, p2b_345.112
Teufel unter englischer Figur; p2b_345.113
Die sind gefährliche Katzen, p2b_345.114
Die vorn lecken, hinten kratzen. u. s. f. p2b_345.115
Das Jungfräulein, das so schön war, p2b_345.116
Bringt uns Mäuschen die größt' Gefahr, p2b_345.117
Futtert sein Pelz mit unserm Blut; p2b_345.118
Gott sei Dank, daß er dich behut't!

p2b_345.119

Das Epos schließt mit folgender p2b_345.120
Moral:
p2b_345.121
S. 288.

p2b_345.122
So ward des Tags der Krieg vollbracht, p2b_345.123
Die Sonn' ging unter und es ward Nacht. p2b_345.124
So fahl, so schal, so kalt geht's aus, p2b_345.125
Wenn sich der Frosch rauft mit der Maus. p2b_345.126
Aller Welt Rat, Macht, Trotz und Streit p2b_345.127
Jst lauter Tand und Eitelkeit, p2b_345.128
Macht doch Mord, Armut, Herzeleid. p2b_345.129
Gott helf und tröst in Ewigkeit! Amen.
p2b_345.130
Salomon, p2b_345.131
Vanitas vanitatum et omnia vanitas.
[Ende Spaltensatz]
p2b_345.132
III. Der Muckenkrieg.

Dieses heroisch=komische Gedicht wurde p2b_345.133
von H. C. Fuchs verfaßt. F. W. Genthe hat es 1833 nach der p2b_345.134
Ausgabe von 1600 mit den Varianten der Schnurrschen Bearbeitung p2b_345.135
von 1612 neu herausgegeben.

p2b_345.136
Jnhalt: Die Mucken und ihre Verbündeten ziehen zu Feld gegen die Ameisen p2b_345.137
und deren Verbündete. Die Gegner treffen in großer Zahl auf einander und p2b_345.138
liefern sich eine greuliche Schlacht.

p2b_345.139
Probe des Muckenkriegs.

p2b_345.140

Das erste Buch. (Jnhalt:)

p2b_345.141
Jn diesem ersten Buch rüst' sich p2b_345.142
Der Mücken Heer zum Ameiskrieg, p2b_345.143
Die ihnen groß' Schaden und Hohn p2b_345.144
Bewiesen hatten. Auch kommt an p2b_345.145
Der Roßfliegen, Weinmücklein, Brëmen p2b_345.146
Und Schnacken-Hülf. Die Haufen nehmen p2b_345.147
Jhren Heerzug für über Meer, p2b_345.148
Segeln mit gutem Wind daher. &c.
p2b_345.149

Das andere Buch. (Jnhalt:)

p2b_345.150
Jm andern Buch da rüsten sich p2b_345.151
Gleicher Gestalt mit Gewalt zum Krieg, p2b_345.152
Die Ameisen, und kommen ihnen p2b_345.153
Die Wanzen, Läuse, Flöhe und Spinnen p2b_345.154
Zu Hülf. Auch greift die Mucken an p2b_345.155
Zu Meer ein schreckliches Fortun.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <lg>
                  <pb facs="#f0367" n="345"/>
                  <lb n="p2b_345.001"/>
                  <cb type="start"/>
                  <l>Jm Haus die Läng und in die Krumm</l>
                  <lb n="p2b_345.002"/>
                  <l>Ein erschreckliches Wundertier, (Hahn)</l>
                  <lb n="p2b_345.003"/>
                  <l>Dafür die Haut erschüttert mir,</l>
                  <lb n="p2b_345.004"/>
                  <l>Vom Haupt zu Fuß aller Gestalt,</l>
                  <lb n="p2b_345.005"/>
                  <l>Wie man ein Basilisken malt;</l>
                  <lb n="p2b_345.006"/>
                  <l>Jch dacht, ob das der Murner wär, u. s. f.</l>
                  <lb n="p2b_345.007"/>
                  <l>Als hätt mich der Donner geschlagen,</l>
                  <lb n="p2b_345.008"/>
                  <l>So stürzt ich zu dem Loch hinein.</l>
                  <lb n="p2b_345.009"/>
                  <l>Lief zu meinem Frau Mütterlein.</l>
                  <lb n="p2b_345.010"/>
                  <l>Die erschrak und fragt, was mir wär,</l>
                  <lb n="p2b_345.011"/>
                  <l>Daß ich fast hätt kein Atem mehr</l>
                  <lb n="p2b_345.012"/>
                  <l>Und also sehr fing an zu beben;</l>
                  <lb n="p2b_345.013"/>
                  <l>Wollt mir Arzenei für's Schrecken geben.</l>
                  <lb n="p2b_345.014"/>
                  <l>Jch sprach: &#x201E;O Mutter, der Murner</l>
                  <lb n="p2b_345.015"/>
                  <l>Hat mich erschrecket also sehr,</l>
                  <lb n="p2b_345.016"/>
                  <l>Daß ich schier nimmer Atem hol;</l>
                  <lb n="p2b_345.017"/>
                  <l>Wie habt ihr mich gewarnt so wohl!&#x201C;</l>
                  <lb n="p2b_345.018"/>
                  <l>&#x201E;Was that er denn?&#x201C; die Mutter sprach. &#x2500;</l>
                  <lb n="p2b_345.019"/>
                  <l>Jch sagt: Jm Haus ich sitzen sach</l>
                  <lb n="p2b_345.020"/>
                  <l>Ein zartes, schönes Jungfräulein</l>
                  <lb n="p2b_345.021"/>
                  <l>Jm weißen Pelzlein artig fein,</l>
                  <lb n="p2b_345.022"/>
                  <l>Das schmückt sich mit geleckter Hand;</l>
                  <lb n="p2b_345.023"/>
                  <l>Jch hätt mich gern zu ihm gewandt</l>
                  <lb n="p2b_345.024"/>
                  <l>Und um ein Kuß freundlich gebeten;</l>
                  <lb n="p2b_345.025"/>
                  <l>So kömmt der Murner hergetreten</l>
                  <lb n="p2b_345.026"/>
                  <l>Mit Gabelfüßen, mit der Kron,</l>
                  <lb n="p2b_345.027"/>
                  <l>Mit brennendem Schwanz angethon,</l>
                  <lb n="p2b_345.028"/>
                  <l>Daß mich däucht sehr erschrecklich stehen.</l>
                  <lb n="p2b_345.029"/>
                  <l>Der Schelm hätt' mich im Loch gesehen,</l>
                  <lb n="p2b_345.030"/>
                  <l>Springt auf die Thür und rufet laut,</l>
                  <lb n="p2b_345.031"/>
                  <l>Wenn ichs gedenk, graust mir die Haut:</l>
                  <lb n="p2b_345.032"/>
                  <l>&#x201E;Rück, rück ihn herauser beim Krag'n!&#x201C;</l>
                  <lb n="p2b_345.033"/>
                  <l>Damit wollt er sein Dienern sag'n,</l>
                  <cb/>
                  <lb n="p2b_345.101"/>
                  <l>Daß sie mich sollten nehmen an;</l>
                  <lb n="p2b_345.102"/>
                  <l>Und sie hättens wahrlich gethan,</l>
                  <lb n="p2b_345.103"/>
                  <l>Wenn ich nicht bald entlaufen wär;</l>
                  <lb n="p2b_345.104"/>
                  <l>Davon bin ich erschreckt so sehr. &#x2500;</l>
                  <lb n="p2b_345.105"/>
                  <l>Da sagt die Mutter: &#x201E;Liebes Kind,</l>
                  <lb n="p2b_345.106"/>
                  <l>Die so schrecklich anzusehen sind,</l>
                  <lb n="p2b_345.107"/>
                  <l>Die thun uns Mäusen nichts zuleid;</l>
                  <lb n="p2b_345.108"/>
                  <l>Die aber dichten Freundlichkeit,</l>
                  <lb n="p2b_345.109"/>
                  <l>So leis und lieblich einherschleichen,</l>
                  <lb n="p2b_345.110"/>
                  <l>Die Händlein küssen, Willkomm reichen,</l>
                  <lb n="p2b_345.111"/>
                  <l>Die sind giftige Kreatur,</l>
                  <lb n="p2b_345.112"/>
                  <l>Teufel unter englischer Figur;</l>
                  <lb n="p2b_345.113"/>
                  <l>Die sind gefährliche Katzen,</l>
                  <lb n="p2b_345.114"/>
                  <l>Die vorn lecken, hinten kratzen. u. s. f.</l>
                  <lb n="p2b_345.115"/>
                  <l>Das Jungfräulein, das so schön war,</l>
                  <lb n="p2b_345.116"/>
                  <l>Bringt uns Mäuschen die größt' Gefahr,</l>
                  <lb n="p2b_345.117"/>
                  <l>Futtert sein Pelz mit unserm Blut;</l>
                  <lb n="p2b_345.118"/>
                  <l>Gott sei Dank, daß er dich behut't!</l>
                </lg>
                <lb n="p2b_345.119"/>
                <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Das Epos schließt mit folgender <lb n="p2b_345.120"/>
Moral:</hi><lb n="p2b_345.121"/>
S. 288.</hi> </p>
                <lb n="p2b_345.122"/>
                <lg>
                  <l>So ward des Tags der Krieg vollbracht,</l>
                  <lb n="p2b_345.123"/>
                  <l>Die Sonn' ging unter und es ward Nacht.</l>
                  <lb n="p2b_345.124"/>
                  <l>So fahl, so schal, so kalt geht's aus,</l>
                  <lb n="p2b_345.125"/>
                  <l>Wenn sich der Frosch rauft mit der Maus.</l>
                  <lb n="p2b_345.126"/>
                  <l>Aller Welt Rat, Macht, Trotz und Streit</l>
                  <lb n="p2b_345.127"/>
                  <l>Jst lauter Tand und Eitelkeit,</l>
                  <lb n="p2b_345.128"/>
                  <l>Macht doch Mord, Armut, Herzeleid.</l>
                  <lb n="p2b_345.129"/>
                  <l>Gott helf und tröst in Ewigkeit! Amen.</l>
                </lg>
                <lb n="p2b_345.130"/>
                <lg>
                  <l> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">Salomon,</hi> </hi> </l>
                  <lb n="p2b_345.131"/>
                  <l> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq"> Vanitas vanitatum et omnia vanitas</hi>.</hi> </l>
                </lg>
                <cb type="end"/>
              </div>
              <div n="5">
                <lb n="p2b_345.132"/>
                <head><hi rendition="#aq">III</hi>. <hi rendition="#g">Der Muckenkrieg.</hi></head>
                <p> Dieses heroisch=komische Gedicht wurde <lb n="p2b_345.133"/>
von H. C. Fuchs verfaßt. F. W. Genthe hat es 1833 nach der <lb n="p2b_345.134"/>
Ausgabe von 1600 mit den Varianten der Schnurrschen Bearbeitung <lb n="p2b_345.135"/>
von 1612 neu herausgegeben.</p>
                <p><lb n="p2b_345.136"/>
Jnhalt: Die Mucken und ihre Verbündeten ziehen zu Feld gegen die Ameisen <lb n="p2b_345.137"/>
und deren Verbündete. Die Gegner treffen in großer Zahl auf einander und <lb n="p2b_345.138"/>
liefern sich eine greuliche Schlacht.</p>
                <p>
                  <lb n="p2b_345.139"/> <hi rendition="#g">Probe des Muckenkriegs.</hi> </p>
                <lb n="p2b_345.140"/>
                <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Das erste Buch.</hi> (Jnhalt:)</hi> </p>
                <lb n="p2b_345.141"/>
                <lg>
                  <l>Jn diesem ersten Buch rüst' sich</l>
                  <lb n="p2b_345.142"/>
                  <l>Der Mücken Heer zum Ameiskrieg,</l>
                  <lb n="p2b_345.143"/>
                  <l>Die ihnen groß' Schaden und Hohn</l>
                  <lb n="p2b_345.144"/>
                  <l>Bewiesen hatten. Auch kommt an</l>
                  <lb n="p2b_345.145"/>
                  <l>Der Roßfliegen, Weinmücklein, Br<hi rendition="#aq">ë</hi>men</l>
                  <lb n="p2b_345.146"/>
                  <l>Und Schnacken-Hülf. Die Haufen nehmen</l>
                  <lb n="p2b_345.147"/>
                  <l>Jhren Heerzug für über Meer,</l>
                  <lb n="p2b_345.148"/>
                  <l>Segeln mit gutem Wind daher. &amp;c.</l>
                </lg>
                <lb n="p2b_345.149"/>
                <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Das andere Buch.</hi> (Jnhalt:)</hi> </p>
                <lb n="p2b_345.150"/>
                <lg>
                  <l>Jm andern Buch da rüsten sich</l>
                  <lb n="p2b_345.151"/>
                  <l>Gleicher Gestalt mit Gewalt zum Krieg,</l>
                  <lb n="p2b_345.152"/>
                  <l>Die Ameisen, und kommen ihnen</l>
                  <lb n="p2b_345.153"/>
                  <l>Die Wanzen, Läuse, Flöhe und Spinnen</l>
                  <lb n="p2b_345.154"/>
                  <l>Zu Hülf. Auch greift die Mucken an</l>
                  <lb n="p2b_345.155"/>
                  <l>Zu Meer ein schreckliches Fortun.</l>
                </lg>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[345/0367] p2b_345.001 Jm Haus die Läng und in die Krumm p2b_345.002 Ein erschreckliches Wundertier, (Hahn) p2b_345.003 Dafür die Haut erschüttert mir, p2b_345.004 Vom Haupt zu Fuß aller Gestalt, p2b_345.005 Wie man ein Basilisken malt; p2b_345.006 Jch dacht, ob das der Murner wär, u. s. f. p2b_345.007 Als hätt mich der Donner geschlagen, p2b_345.008 So stürzt ich zu dem Loch hinein. p2b_345.009 Lief zu meinem Frau Mütterlein. p2b_345.010 Die erschrak und fragt, was mir wär, p2b_345.011 Daß ich fast hätt kein Atem mehr p2b_345.012 Und also sehr fing an zu beben; p2b_345.013 Wollt mir Arzenei für's Schrecken geben. p2b_345.014 Jch sprach: „O Mutter, der Murner p2b_345.015 Hat mich erschrecket also sehr, p2b_345.016 Daß ich schier nimmer Atem hol; p2b_345.017 Wie habt ihr mich gewarnt so wohl!“ p2b_345.018 „Was that er denn?“ die Mutter sprach. ─ p2b_345.019 Jch sagt: Jm Haus ich sitzen sach p2b_345.020 Ein zartes, schönes Jungfräulein p2b_345.021 Jm weißen Pelzlein artig fein, p2b_345.022 Das schmückt sich mit geleckter Hand; p2b_345.023 Jch hätt mich gern zu ihm gewandt p2b_345.024 Und um ein Kuß freundlich gebeten; p2b_345.025 So kömmt der Murner hergetreten p2b_345.026 Mit Gabelfüßen, mit der Kron, p2b_345.027 Mit brennendem Schwanz angethon, p2b_345.028 Daß mich däucht sehr erschrecklich stehen. p2b_345.029 Der Schelm hätt' mich im Loch gesehen, p2b_345.030 Springt auf die Thür und rufet laut, p2b_345.031 Wenn ichs gedenk, graust mir die Haut: p2b_345.032 „Rück, rück ihn herauser beim Krag'n!“ p2b_345.033 Damit wollt er sein Dienern sag'n, p2b_345.101 Daß sie mich sollten nehmen an; p2b_345.102 Und sie hättens wahrlich gethan, p2b_345.103 Wenn ich nicht bald entlaufen wär; p2b_345.104 Davon bin ich erschreckt so sehr. ─ p2b_345.105 Da sagt die Mutter: „Liebes Kind, p2b_345.106 Die so schrecklich anzusehen sind, p2b_345.107 Die thun uns Mäusen nichts zuleid; p2b_345.108 Die aber dichten Freundlichkeit, p2b_345.109 So leis und lieblich einherschleichen, p2b_345.110 Die Händlein küssen, Willkomm reichen, p2b_345.111 Die sind giftige Kreatur, p2b_345.112 Teufel unter englischer Figur; p2b_345.113 Die sind gefährliche Katzen, p2b_345.114 Die vorn lecken, hinten kratzen. u. s. f. p2b_345.115 Das Jungfräulein, das so schön war, p2b_345.116 Bringt uns Mäuschen die größt' Gefahr, p2b_345.117 Futtert sein Pelz mit unserm Blut; p2b_345.118 Gott sei Dank, daß er dich behut't! p2b_345.119 Das Epos schließt mit folgender p2b_345.120 Moral: p2b_345.121 S. 288. p2b_345.122 So ward des Tags der Krieg vollbracht, p2b_345.123 Die Sonn' ging unter und es ward Nacht. p2b_345.124 So fahl, so schal, so kalt geht's aus, p2b_345.125 Wenn sich der Frosch rauft mit der Maus. p2b_345.126 Aller Welt Rat, Macht, Trotz und Streit p2b_345.127 Jst lauter Tand und Eitelkeit, p2b_345.128 Macht doch Mord, Armut, Herzeleid. p2b_345.129 Gott helf und tröst in Ewigkeit! Amen. p2b_345.130 Salomon, p2b_345.131 Vanitas vanitatum et omnia vanitas. p2b_345.132 III. Der Muckenkrieg. Dieses heroisch=komische Gedicht wurde p2b_345.133 von H. C. Fuchs verfaßt. F. W. Genthe hat es 1833 nach der p2b_345.134 Ausgabe von 1600 mit den Varianten der Schnurrschen Bearbeitung p2b_345.135 von 1612 neu herausgegeben. p2b_345.136 Jnhalt: Die Mucken und ihre Verbündeten ziehen zu Feld gegen die Ameisen p2b_345.137 und deren Verbündete. Die Gegner treffen in großer Zahl auf einander und p2b_345.138 liefern sich eine greuliche Schlacht. p2b_345.139 Probe des Muckenkriegs. p2b_345.140 Das erste Buch. (Jnhalt:) p2b_345.141 Jn diesem ersten Buch rüst' sich p2b_345.142 Der Mücken Heer zum Ameiskrieg, p2b_345.143 Die ihnen groß' Schaden und Hohn p2b_345.144 Bewiesen hatten. Auch kommt an p2b_345.145 Der Roßfliegen, Weinmücklein, Brëmen p2b_345.146 Und Schnacken-Hülf. Die Haufen nehmen p2b_345.147 Jhren Heerzug für über Meer, p2b_345.148 Segeln mit gutem Wind daher. &c. p2b_345.149 Das andere Buch. (Jnhalt:) p2b_345.150 Jm andern Buch da rüsten sich p2b_345.151 Gleicher Gestalt mit Gewalt zum Krieg, p2b_345.152 Die Ameisen, und kommen ihnen p2b_345.153 Die Wanzen, Läuse, Flöhe und Spinnen p2b_345.154 Zu Hülf. Auch greift die Mucken an p2b_345.155 Zu Meer ein schreckliches Fortun.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/367
Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/367>, abgerufen am 16.07.2024.