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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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[Beginn Spaltensatz] Jm Haus die Läng und in die Krumm p2b_345.002
Ein erschreckliches Wundertier, (Hahn) p2b_345.003
Dafür die Haut erschüttert mir, p2b_345.004
Vom Haupt zu Fuß aller Gestalt, p2b_345.005
Wie man ein Basilisken malt; p2b_345.006
Jch dacht, ob das der Murner wär, u. s. f. p2b_345.007
Als hätt mich der Donner geschlagen, p2b_345.008
So stürzt ich zu dem Loch hinein. p2b_345.009
Lief zu meinem Frau Mütterlein. p2b_345.010
Die erschrak und fragt, was mir wär, p2b_345.011
Daß ich fast hätt kein Atem mehr p2b_345.012
Und also sehr fing an zu beben; p2b_345.013
Wollt mir Arzenei für's Schrecken geben. p2b_345.014
Jch sprach: "O Mutter, der Murner p2b_345.015
Hat mich erschrecket also sehr, p2b_345.016
Daß ich schier nimmer Atem hol; p2b_345.017
Wie habt ihr mich gewarnt so wohl!" p2b_345.018
"Was that er denn?" die Mutter sprach. - p2b_345.019
Jch sagt: Jm Haus ich sitzen sach p2b_345.020
Ein zartes, schönes Jungfräulein p2b_345.021
Jm weißen Pelzlein artig fein, p2b_345.022
Das schmückt sich mit geleckter Hand; p2b_345.023
Jch hätt mich gern zu ihm gewandt p2b_345.024
Und um ein Kuß freundlich gebeten; p2b_345.025
So kömmt der Murner hergetreten p2b_345.026
Mit Gabelfüßen, mit der Kron, p2b_345.027
Mit brennendem Schwanz angethon, p2b_345.028
Daß mich däucht sehr erschrecklich stehen. p2b_345.029
Der Schelm hätt' mich im Loch gesehen, p2b_345.030
Springt auf die Thür und rufet laut, p2b_345.031
Wenn ichs gedenk, graust mir die Haut: p2b_345.032
"Rück, rück ihn herauser beim Krag'n!" p2b_345.033
Damit wollt er sein Dienern sag'n,[Spaltenumbruch] p2b_345.101
Daß sie mich sollten nehmen an; p2b_345.102
Und sie hättens wahrlich gethan, p2b_345.103
Wenn ich nicht bald entlaufen wär; p2b_345.104
Davon bin ich erschreckt so sehr. - p2b_345.105
Da sagt die Mutter: "Liebes Kind, p2b_345.106
Die so schrecklich anzusehen sind, p2b_345.107
Die thun uns Mäusen nichts zuleid; p2b_345.108
Die aber dichten Freundlichkeit, p2b_345.109
So leis und lieblich einherschleichen, p2b_345.110
Die Händlein küssen, Willkomm reichen, p2b_345.111
Die sind giftige Kreatur, p2b_345.112
Teufel unter englischer Figur; p2b_345.113
Die sind gefährliche Katzen, p2b_345.114
Die vorn lecken, hinten kratzen. u. s. f. p2b_345.115
Das Jungfräulein, das so schön war, p2b_345.116
Bringt uns Mäuschen die größt' Gefahr, p2b_345.117
Futtert sein Pelz mit unserm Blut; p2b_345.118
Gott sei Dank, daß er dich behut't!

p2b_345.119

Das Epos schließt mit folgender p2b_345.120
Moral:
p2b_345.121
S. 288.

p2b_345.122
So ward des Tags der Krieg vollbracht, p2b_345.123
Die Sonn' ging unter und es ward Nacht. p2b_345.124
So fahl, so schal, so kalt geht's aus, p2b_345.125
Wenn sich der Frosch rauft mit der Maus. p2b_345.126
Aller Welt Rat, Macht, Trotz und Streit p2b_345.127
Jst lauter Tand und Eitelkeit, p2b_345.128
Macht doch Mord, Armut, Herzeleid. p2b_345.129
Gott helf und tröst in Ewigkeit! Amen.
p2b_345.130
Salomon, p2b_345.131
Vanitas vanitatum et omnia vanitas.
[Ende Spaltensatz]
p2b_345.132
III. Der Muckenkrieg.

Dieses heroisch=komische Gedicht wurde p2b_345.133
von H. C. Fuchs verfaßt. F. W. Genthe hat es 1833 nach der p2b_345.134
Ausgabe von 1600 mit den Varianten der Schnurrschen Bearbeitung p2b_345.135
von 1612 neu herausgegeben.

p2b_345.136
Jnhalt: Die Mucken und ihre Verbündeten ziehen zu Feld gegen die Ameisen p2b_345.137
und deren Verbündete. Die Gegner treffen in großer Zahl auf einander und p2b_345.138
liefern sich eine greuliche Schlacht.

p2b_345.139
Probe des Muckenkriegs.

p2b_345.140

Das erste Buch. (Jnhalt:)

p2b_345.141
Jn diesem ersten Buch rüst' sich p2b_345.142
Der Mücken Heer zum Ameiskrieg, p2b_345.143
Die ihnen groß' Schaden und Hohn p2b_345.144
Bewiesen hatten. Auch kommt an p2b_345.145
Der Roßfliegen, Weinmücklein, Bremen p2b_345.146
Und Schnacken-Hülf. Die Haufen nehmen p2b_345.147
Jhren Heerzug für über Meer, p2b_345.148
Segeln mit gutem Wind daher. &c.
p2b_345.149

Das andere Buch. (Jnhalt:)

p2b_345.150
Jm andern Buch da rüsten sich p2b_345.151
Gleicher Gestalt mit Gewalt zum Krieg, p2b_345.152
Die Ameisen, und kommen ihnen p2b_345.153
Die Wanzen, Läuse, Flöhe und Spinnen p2b_345.154
Zu Hülf. Auch greift die Mucken an p2b_345.155
Zu Meer ein schreckliches Fortun.

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[Beginn Spaltensatz] Jm Haus die Läng und in die Krumm p2b_345.002
Ein erschreckliches Wundertier, (Hahn) p2b_345.003
Dafür die Haut erschüttert mir, p2b_345.004
Vom Haupt zu Fuß aller Gestalt, p2b_345.005
Wie man ein Basilisken malt; p2b_345.006
Jch dacht, ob das der Murner wär, u. s. f. p2b_345.007
Als hätt mich der Donner geschlagen, p2b_345.008
So stürzt ich zu dem Loch hinein. p2b_345.009
Lief zu meinem Frau Mütterlein. p2b_345.010
Die erschrak und fragt, was mir wär, p2b_345.011
Daß ich fast hätt kein Atem mehr p2b_345.012
Und also sehr fing an zu beben; p2b_345.013
Wollt mir Arzenei für's Schrecken geben. p2b_345.014
Jch sprach: „O Mutter, der Murner p2b_345.015
Hat mich erschrecket also sehr, p2b_345.016
Daß ich schier nimmer Atem hol; p2b_345.017
Wie habt ihr mich gewarnt so wohl!“ p2b_345.018
„Was that er denn?“ die Mutter sprach. ─ p2b_345.019
Jch sagt: Jm Haus ich sitzen sach p2b_345.020
Ein zartes, schönes Jungfräulein p2b_345.021
Jm weißen Pelzlein artig fein, p2b_345.022
Das schmückt sich mit geleckter Hand; p2b_345.023
Jch hätt mich gern zu ihm gewandt p2b_345.024
Und um ein Kuß freundlich gebeten; p2b_345.025
So kömmt der Murner hergetreten p2b_345.026
Mit Gabelfüßen, mit der Kron, p2b_345.027
Mit brennendem Schwanz angethon, p2b_345.028
Daß mich däucht sehr erschrecklich stehen. p2b_345.029
Der Schelm hätt' mich im Loch gesehen, p2b_345.030
Springt auf die Thür und rufet laut, p2b_345.031
Wenn ichs gedenk, graust mir die Haut: p2b_345.032
„Rück, rück ihn herauser beim Krag'n!“ p2b_345.033
Damit wollt er sein Dienern sag'n,[Spaltenumbruch] p2b_345.101
Daß sie mich sollten nehmen an; p2b_345.102
Und sie hättens wahrlich gethan, p2b_345.103
Wenn ich nicht bald entlaufen wär; p2b_345.104
Davon bin ich erschreckt so sehr. ─ p2b_345.105
Da sagt die Mutter: „Liebes Kind, p2b_345.106
Die so schrecklich anzusehen sind, p2b_345.107
Die thun uns Mäusen nichts zuleid; p2b_345.108
Die aber dichten Freundlichkeit, p2b_345.109
So leis und lieblich einherschleichen, p2b_345.110
Die Händlein küssen, Willkomm reichen, p2b_345.111
Die sind giftige Kreatur, p2b_345.112
Teufel unter englischer Figur; p2b_345.113
Die sind gefährliche Katzen, p2b_345.114
Die vorn lecken, hinten kratzen. u. s. f. p2b_345.115
Das Jungfräulein, das so schön war, p2b_345.116
Bringt uns Mäuschen die größt' Gefahr, p2b_345.117
Futtert sein Pelz mit unserm Blut; p2b_345.118
Gott sei Dank, daß er dich behut't!

p2b_345.119

Das Epos schließt mit folgender p2b_345.120
Moral:
p2b_345.121
S. 288.

p2b_345.122
So ward des Tags der Krieg vollbracht, p2b_345.123
Die Sonn' ging unter und es ward Nacht. p2b_345.124
So fahl, so schal, so kalt geht's aus, p2b_345.125
Wenn sich der Frosch rauft mit der Maus. p2b_345.126
Aller Welt Rat, Macht, Trotz und Streit p2b_345.127
Jst lauter Tand und Eitelkeit, p2b_345.128
Macht doch Mord, Armut, Herzeleid. p2b_345.129
Gott helf und tröst in Ewigkeit! Amen.
p2b_345.130
Salomon, p2b_345.131
Vanitas vanitatum et omnia vanitas.
[Ende Spaltensatz]
p2b_345.132
III. Der Muckenkrieg.

Dieses heroisch=komische Gedicht wurde p2b_345.133
von H. C. Fuchs verfaßt. F. W. Genthe hat es 1833 nach der p2b_345.134
Ausgabe von 1600 mit den Varianten der Schnurrschen Bearbeitung p2b_345.135
von 1612 neu herausgegeben.

p2b_345.136
Jnhalt: Die Mucken und ihre Verbündeten ziehen zu Feld gegen die Ameisen p2b_345.137
und deren Verbündete. Die Gegner treffen in großer Zahl auf einander und p2b_345.138
liefern sich eine greuliche Schlacht.

p2b_345.139
Probe des Muckenkriegs.

p2b_345.140

Das erste Buch. (Jnhalt:)

p2b_345.141
Jn diesem ersten Buch rüst' sich p2b_345.142
Der Mücken Heer zum Ameiskrieg, p2b_345.143
Die ihnen groß' Schaden und Hohn p2b_345.144
Bewiesen hatten. Auch kommt an p2b_345.145
Der Roßfliegen, Weinmücklein, Brëmen p2b_345.146
Und Schnacken-Hülf. Die Haufen nehmen p2b_345.147
Jhren Heerzug für über Meer, p2b_345.148
Segeln mit gutem Wind daher. &c.
p2b_345.149

Das andere Buch. (Jnhalt:)

p2b_345.150
Jm andern Buch da rüsten sich p2b_345.151
Gleicher Gestalt mit Gewalt zum Krieg, p2b_345.152
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[345/0367] p2b_345.001 Jm Haus die Läng und in die Krumm p2b_345.002 Ein erschreckliches Wundertier, (Hahn) p2b_345.003 Dafür die Haut erschüttert mir, p2b_345.004 Vom Haupt zu Fuß aller Gestalt, p2b_345.005 Wie man ein Basilisken malt; p2b_345.006 Jch dacht, ob das der Murner wär, u. s. f. p2b_345.007 Als hätt mich der Donner geschlagen, p2b_345.008 So stürzt ich zu dem Loch hinein. p2b_345.009 Lief zu meinem Frau Mütterlein. p2b_345.010 Die erschrak und fragt, was mir wär, p2b_345.011 Daß ich fast hätt kein Atem mehr p2b_345.012 Und also sehr fing an zu beben; p2b_345.013 Wollt mir Arzenei für's Schrecken geben. p2b_345.014 Jch sprach: „O Mutter, der Murner p2b_345.015 Hat mich erschrecket also sehr, p2b_345.016 Daß ich schier nimmer Atem hol; p2b_345.017 Wie habt ihr mich gewarnt so wohl!“ p2b_345.018 „Was that er denn?“ die Mutter sprach. ─ p2b_345.019 Jch sagt: Jm Haus ich sitzen sach p2b_345.020 Ein zartes, schönes Jungfräulein p2b_345.021 Jm weißen Pelzlein artig fein, p2b_345.022 Das schmückt sich mit geleckter Hand; p2b_345.023 Jch hätt mich gern zu ihm gewandt p2b_345.024 Und um ein Kuß freundlich gebeten; p2b_345.025 So kömmt der Murner hergetreten p2b_345.026 Mit Gabelfüßen, mit der Kron, p2b_345.027 Mit brennendem Schwanz angethon, p2b_345.028 Daß mich däucht sehr erschrecklich stehen. p2b_345.029 Der Schelm hätt' mich im Loch gesehen, p2b_345.030 Springt auf die Thür und rufet laut, p2b_345.031 Wenn ichs gedenk, graust mir die Haut: p2b_345.032 „Rück, rück ihn herauser beim Krag'n!“ p2b_345.033 Damit wollt er sein Dienern sag'n, p2b_345.101 Daß sie mich sollten nehmen an; p2b_345.102 Und sie hättens wahrlich gethan, p2b_345.103 Wenn ich nicht bald entlaufen wär; p2b_345.104 Davon bin ich erschreckt so sehr. ─ p2b_345.105 Da sagt die Mutter: „Liebes Kind, p2b_345.106 Die so schrecklich anzusehen sind, p2b_345.107 Die thun uns Mäusen nichts zuleid; p2b_345.108 Die aber dichten Freundlichkeit, p2b_345.109 So leis und lieblich einherschleichen, p2b_345.110 Die Händlein küssen, Willkomm reichen, p2b_345.111 Die sind giftige Kreatur, p2b_345.112 Teufel unter englischer Figur; p2b_345.113 Die sind gefährliche Katzen, p2b_345.114 Die vorn lecken, hinten kratzen. u. s. f. p2b_345.115 Das Jungfräulein, das so schön war, p2b_345.116 Bringt uns Mäuschen die größt' Gefahr, p2b_345.117 Futtert sein Pelz mit unserm Blut; p2b_345.118 Gott sei Dank, daß er dich behut't! p2b_345.119 Das Epos schließt mit folgender p2b_345.120 Moral: p2b_345.121 S. 288. p2b_345.122 So ward des Tags der Krieg vollbracht, p2b_345.123 Die Sonn' ging unter und es ward Nacht. p2b_345.124 So fahl, so schal, so kalt geht's aus, p2b_345.125 Wenn sich der Frosch rauft mit der Maus. p2b_345.126 Aller Welt Rat, Macht, Trotz und Streit p2b_345.127 Jst lauter Tand und Eitelkeit, p2b_345.128 Macht doch Mord, Armut, Herzeleid. p2b_345.129 Gott helf und tröst in Ewigkeit! Amen. p2b_345.130 Salomon, p2b_345.131 Vanitas vanitatum et omnia vanitas. p2b_345.132 III. Der Muckenkrieg. Dieses heroisch=komische Gedicht wurde p2b_345.133 von H. C. Fuchs verfaßt. F. W. Genthe hat es 1833 nach der p2b_345.134 Ausgabe von 1600 mit den Varianten der Schnurrschen Bearbeitung p2b_345.135 von 1612 neu herausgegeben. p2b_345.136 Jnhalt: Die Mucken und ihre Verbündeten ziehen zu Feld gegen die Ameisen p2b_345.137 und deren Verbündete. Die Gegner treffen in großer Zahl auf einander und p2b_345.138 liefern sich eine greuliche Schlacht. p2b_345.139 Probe des Muckenkriegs. p2b_345.140 Das erste Buch. (Jnhalt:) p2b_345.141 Jn diesem ersten Buch rüst' sich p2b_345.142 Der Mücken Heer zum Ameiskrieg, p2b_345.143 Die ihnen groß' Schaden und Hohn p2b_345.144 Bewiesen hatten. Auch kommt an p2b_345.145 Der Roßfliegen, Weinmücklein, Brëmen p2b_345.146 Und Schnacken-Hülf. Die Haufen nehmen p2b_345.147 Jhren Heerzug für über Meer, p2b_345.148 Segeln mit gutem Wind daher. &c. p2b_345.149 Das andere Buch. (Jnhalt:) p2b_345.150 Jm andern Buch da rüsten sich p2b_345.151 Gleicher Gestalt mit Gewalt zum Krieg, p2b_345.152 Die Ameisen, und kommen ihnen p2b_345.153 Die Wanzen, Läuse, Flöhe und Spinnen p2b_345.154 Zu Hülf. Auch greift die Mucken an p2b_345.155 Zu Meer ein schreckliches Fortun.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/367>, abgerufen am 22.11.2024.