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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883.

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Herzogs, Leonore von Este. Als er sein herrliches Werk, das befreite Jerusalem, p2b_418.002
vollendet hat, überreicht er es dem Herzoge. Die Prinzessin krönt ihn dafür. p2b_418.003
Er bietet hierauf dem vielgeltenden Antonio seine Freundschaft an, wird aber p2b_418.004
kalt zurückgewiesen. Da fordert er Antonio zum Zweikampf heraus und wird p2b_418.005
verhaftet. Tasso argwöhnt bei den verschiedenen Vermittlungsversuchen überall p2b_418.006
Verrat; er fordert seine Entlassung vom Herzog und erhält sie. Als er von p2b_418.007
der Prinzessin Abschied nimmt, erkühnt er sich, ihr seine Liebe zu gestehen. p2b_418.008
Die Fürstin weckt ihn aus seinen thörichten Träumereien durch ihr rasches: p2b_418.009
Hinweg! und verursacht dem unglücklich Liebenden das bitterste Leid. Am p2b_418.010
Ende findet er in Antonios Freundschaft noch Trost und Hoffnung. Neben p2b_418.011
den beiden Hauptpersonen, Tasso und Antonio, zeichnet Goethe zwei interessante p2b_418.012
Frauencharaktere, die edle und geistreiche, dem Dichter im Stillen geneigte p2b_418.013
Prinzessin Eleonore und die Gräfin Eleonore Sanvitale, die fröhlich=liebenswürdige p2b_418.014
Freundin der Prinzessin. Die fünfte Person ist der kunstsinnige kluge Herzog p2b_418.015
Alphons, der Ehrfurcht gebietende Herrscher. Die Handlung geht - wie die p2b_418.016
kurze Probe schon zeigen möge - mehr im Gemütsleben der Personen als in p2b_418.017
der äußeren That vor sich. Das Stück bietet ausgedehnte Schilderungen p2b_418.018
Jtaliens und gewährt die genußreichste Lektüre; ein Theaterstück ist es nicht. p2b_418.019
Der übermäßig ausgedehnte Dialog hat für ein theatralisches Stück dieselben p2b_418.020
Mängel, wie der Rückertsche.

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Probe aus Torquato Tasso, von Goethe (2. Aufz. 1. Auftritt).

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Saal. p2b_418.023
Prinzessin. Tasso.
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Tasso. p2b_418.025
Und sah ich hier mit Staunen nicht zuerst, p2b_418.026
Wie herrlich man den tapfern Mann belohnt? p2b_418.027
Als unerfahrner Knabe kam ich her, p2b_418.028
Jn einem Augenblick, da Fest auf Fest p2b_418.029
Ferrara zu dem Mittelpunkt der Ehre p2b_418.030
Zu machen schien. O! welcher Anblick war's! p2b_418.031
Den weiten Platz, auf dem in ihrem Glanze p2b_418.032
Gewandte Tapferkeit sich zeigen sollte, p2b_418.033
Umschloß ein Kreis, wie ihn die Sonne nicht p2b_418.034
So bald zum zweitenmal bescheinen wird. p2b_418.035
Es saßen hier gedrängt die schönsten Frauen, p2b_418.036
Gedrängt die ersten Männer unsrer Zeit. p2b_418.037
Erstaunt durchlief der Blick die edle Menge; p2b_418.038
Man rief: Sie alle hat das Vaterland, p2b_418.039
Das Eine, schmale, meerumgebne Land, p2b_418.040
Hierher geschickt. Zusammen bilden sie p2b_418.041
Das herrlichste Gericht, das über Ehre, p2b_418.042
Verdienst und Tugend je entschieden hat. p2b_418.043
Gehst du sie einzeln durch, du findest keinen, p2b_418.044
Der seines Nachbarn sich zu schämen brauche! - p2b_418.045
Und dann eröffneten die Schranken sich; p2b_418.046
Da stampften Pferde, glänzten Helm und Schilde, p2b_418.047
Da drängten sich die Knappen, da erklang p2b_418.048
Trompetenschall, und Lanzen krachten splitternd,

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Zweiter Band. Stuttgart, 1883, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik02_1883/440>, abgerufen am 22.11.2024.