Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_109.001 a. Die im nächsten Paragraphen zu übende älteste Form der p3b_109.004 b. Die in diesem Paragraphen zu behandelnde italienische p3b_109.006 c. Die nach dem Muster des französischen Huitain (Achtzeile) p3b_109.009 d. Die englische Spencerstanze mit 3 Reimen in 9 Versen, p3b_109.024 e. Die englische Siebenzeile (Shakespearestanze) mit 3 Reimen p3b_109.026 f. Die Stanze (Waltherstanze), welche Walther von der Vogelweide p3b_109.033 g. Die spanische Decime, eine Stanze mit 5 Reimen in p3b_109.035 p3b_109.036 p3b_109.040 p3b_109.001 a. Die im nächsten Paragraphen zu übende älteste Form der p3b_109.004 b. Die in diesem Paragraphen zu behandelnde italienische p3b_109.006 c. Die nach dem Muster des französischen Huitain (Achtzeile) p3b_109.009 d. Die englische Spencerstanze mit 3 Reimen in 9 Versen, p3b_109.024 e. Die englische Siebenzeile (Shakespearestanze) mit 3 Reimen p3b_109.026 f. Die Stanze (Waltherstanze), welche Walther von der Vogelweide p3b_109.033 g. Die spanische Decime, eine Stanze mit 5 Reimen in p3b_109.035 p3b_109.036 p3b_109.040 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0135" n="109"/><lb n="p3b_109.001"/> 2 Verse verkürzte (oder auch um 1 oder 2 Verse verlängerte) Achtzeile <lb n="p3b_109.002"/> begreifen, nämlich folgende Formen:</p> <lb n="p3b_109.003"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">a</hi>. Die im nächsten Paragraphen zu übende älteste Form der <lb n="p3b_109.004"/> Stanze mit nur 2 überschlagenden Reimen: <hi rendition="#g">die Siciliane</hi>;</hi> </p> <lb n="p3b_109.005"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">b</hi>. Die in diesem Paragraphen zu behandelnde italienische <lb n="p3b_109.006"/> Form mit 3 Reimen: die Oktave oder Stanze im engeren <lb n="p3b_109.007"/> Sinn;</hi> </p> <lb n="p3b_109.008"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">c</hi>. Die nach dem Muster des französischen <hi rendition="#aq">Huitain</hi> (Achtzeile) <lb n="p3b_109.009"/> gebildete deutsche Achtzeile, welche 3 Reime hat und als <lb n="p3b_109.010"/> deren häufigste Form wir Heyse's Urica bezeichnen. Es <lb n="p3b_109.011"/> giebt noch ein altfranzösisches <hi rendition="#aq">Huitain</hi> mit der Form <lb n="p3b_109.012"/> <hi rendition="#aq">a a a b c c c b</hi>, wobei wie immer die Verslänge ungleich <lb n="p3b_109.013"/> sein kann, wenn nur die Symmetrie nicht aufgehoben ist. <lb n="p3b_109.014"/> Bezeichnen wir mit dem Accentzeichen (') unter dem Buchstaben <lb n="p3b_109.015"/> die längere Zeile, ferner mit 2 Accentzeichen (") <lb n="p3b_109.016"/> eine noch längere Zeile, so stellt sich das Schema ungefähr <lb n="p3b_109.017"/> so her: <hi rendition="#aq">a a̗ a b c c̗ c b</hi>, oder auch <hi rendition="#aq">a a a b̗ c c c b̗</hi>, <lb n="p3b_109.018"/> oder <hi rendition="#aq">a a a̗ b c c c̗ b</hi> u. s. w. Oder so <hi rendition="#aq">a a̗ a b͈ c c̗ c b͈</hi> u. s. w. <lb n="p3b_109.019"/> (Ähnlich, nur daß jede 4. Verszeile stets den Reim <hi rendition="#aq">b</hi> hat, <lb n="p3b_109.020"/> findet man lange Gedichte auch im Orientalischen; auch Beispiele <lb n="p3b_109.021"/> im Hariri. Nur arbeitet der Araber meist so: <hi rendition="#aq">a a a a b b b a <lb n="p3b_109.022"/> c c c a</hi>, wonach der Reim <hi rendition="#aq">a</hi> das Band des Ganzen ist.);</hi> </p> <lb n="p3b_109.023"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">d</hi>. Die englische Spencerstanze mit 3 Reimen in 9 Versen, <lb n="p3b_109.024"/> wo an die französische Stanze ein Alexandriner angefügt ist;</hi> </p> <lb n="p3b_109.025"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">e</hi>. Die englische Siebenzeile (Shakespearestanze) mit 3 Reimen <lb n="p3b_109.026"/> in 7 Versen (Shakespeare's Muster). Sie ist, wie schon <lb n="p3b_109.027"/> das Schema <hi rendition="#aq">a b a b b c c</hi> zeigt, eine um das dritte <hi rendition="#aq">a</hi> verkürzte <lb n="p3b_109.028"/> italienische Stanze, welche nach dem altfranzösischen <lb n="p3b_109.029"/> Balladen- und altitalienischen Canzonengesetz des an die <lb n="p3b_109.030"/> Strophe reimenden Anhanges gebaut ist (wie er auch im <lb n="p3b_109.031"/> <hi rendition="#aq">Huitain</hi> vorkommt);</hi> </p> <lb n="p3b_109.032"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">f</hi>. Die Stanze (Waltherstanze), welche Walther von der Vogelweide <lb n="p3b_109.033"/> anwandte: <hi rendition="#aq">a b a b c c c</hi> oder <hi rendition="#aq">a b a b c d d c</hi>.</hi> </p> <lb n="p3b_109.034"/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">g</hi>. Die spanische Decime, eine Stanze mit 5 Reimen in <lb n="p3b_109.035"/> 10 Versen.</hi> </p> <p><lb n="p3b_109.036"/> 2. Die Stanze oder Oktave im engeren Sinn, deren Technik <lb n="p3b_109.037"/> dieser Paragraph darthun soll, besteht aus 8 fünftaktigen jambischen <lb n="p3b_109.038"/> Versen, von welchen die 6 ersten alternierend reimen, während die <lb n="p3b_109.039"/> beiden letzten ein Reimpaar sind: <hi rendition="#aq">a b a b a b c c</hi>.</p> <p><lb n="p3b_109.040"/> 3. Jhre Schönheit beruht auf dem melodischen Reimwechsel, dem <lb n="p3b_109.041"/> rhythmischen Ebenmaß von Vorder- und Nachsatz, auf der schönen Geschlossenheit <lb n="p3b_109.042"/> der 6 ersten Reimzeilen, welche durch Abwechselung des </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0135]
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2 Verse verkürzte (oder auch um 1 oder 2 Verse verlängerte) Achtzeile p3b_109.002
begreifen, nämlich folgende Formen:
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a. Die im nächsten Paragraphen zu übende älteste Form der p3b_109.004
Stanze mit nur 2 überschlagenden Reimen: die Siciliane;
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b. Die in diesem Paragraphen zu behandelnde italienische p3b_109.006
Form mit 3 Reimen: die Oktave oder Stanze im engeren p3b_109.007
Sinn;
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c. Die nach dem Muster des französischen Huitain (Achtzeile) p3b_109.009
gebildete deutsche Achtzeile, welche 3 Reime hat und als p3b_109.010
deren häufigste Form wir Heyse's Urica bezeichnen. Es p3b_109.011
giebt noch ein altfranzösisches Huitain mit der Form p3b_109.012
a a a b c c c b, wobei wie immer die Verslänge ungleich p3b_109.013
sein kann, wenn nur die Symmetrie nicht aufgehoben ist. p3b_109.014
Bezeichnen wir mit dem Accentzeichen (') unter dem Buchstaben p3b_109.015
die längere Zeile, ferner mit 2 Accentzeichen (") p3b_109.016
eine noch längere Zeile, so stellt sich das Schema ungefähr p3b_109.017
so her: a a̗ a b c c̗ c b, oder auch a a a b̗ c c c b̗, p3b_109.018
oder a a a̗ b c c c̗ b u. s. w. Oder so a a̗ a b͈ c c̗ c b͈ u. s. w. p3b_109.019
(Ähnlich, nur daß jede 4. Verszeile stets den Reim b hat, p3b_109.020
findet man lange Gedichte auch im Orientalischen; auch Beispiele p3b_109.021
im Hariri. Nur arbeitet der Araber meist so: a a a a b b b a p3b_109.022
c c c a, wonach der Reim a das Band des Ganzen ist.);
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d. Die englische Spencerstanze mit 3 Reimen in 9 Versen, p3b_109.024
wo an die französische Stanze ein Alexandriner angefügt ist;
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e. Die englische Siebenzeile (Shakespearestanze) mit 3 Reimen p3b_109.026
in 7 Versen (Shakespeare's Muster). Sie ist, wie schon p3b_109.027
das Schema a b a b b c c zeigt, eine um das dritte a verkürzte p3b_109.028
italienische Stanze, welche nach dem altfranzösischen p3b_109.029
Balladen- und altitalienischen Canzonengesetz des an die p3b_109.030
Strophe reimenden Anhanges gebaut ist (wie er auch im p3b_109.031
Huitain vorkommt);
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f. Die Stanze (Waltherstanze), welche Walther von der Vogelweide p3b_109.033
anwandte: a b a b c c c oder a b a b c d d c.
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g. Die spanische Decime, eine Stanze mit 5 Reimen in p3b_109.035
10 Versen.
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2. Die Stanze oder Oktave im engeren Sinn, deren Technik p3b_109.037
dieser Paragraph darthun soll, besteht aus 8 fünftaktigen jambischen p3b_109.038
Versen, von welchen die 6 ersten alternierend reimen, während die p3b_109.039
beiden letzten ein Reimpaar sind: a b a b a b c c.
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3. Jhre Schönheit beruht auf dem melodischen Reimwechsel, dem p3b_109.041
rhythmischen Ebenmaß von Vorder- und Nachsatz, auf der schönen Geschlossenheit p3b_109.042
der 6 ersten Reimzeilen, welche durch Abwechselung des
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