Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_117.001 [Beginn Spaltensatz] Jch bringe dich der Liebsten mein, p3b_117.002 [Spaltenumbruch]
p3b_117.101Wenn sie sich freut, wird's Lohn mir p3b_117.003 sein. - p3b_117.004 Kühn steigt er auf zur Felsenwand, Die Rose pflückt schon seine Hand; p3b_117.102 [Ende Spaltensatz]
p3b_117.105Jedoch er wankt, er stürzt hinab, - p3b_117.103 Das Röslein aber schmückt sein p3b_117.104 Grab. 2. Trochäus. (Fünftakter.) p3b_117.106[Beginn Spaltensatz] Hoch am Felsen blüht ein Röslein rot, p3b_117.107 [Spaltenumbruch]
p3b_117.101Gern wohl bräch' ich's, doch es bringt p3b_117.108 den Tod. p3b_117.109 Zaubrisch bist du, Röslein anzusehn, p3b_117.110 Muß nach dir vor Sehnsucht fast vergehn. p3b_117.111 p3b_117.112 Jmmer schau' ich dich, mein süßes Gut, p3b_117.113 Brechen muß ich dich, flöß' auch mein p3b_117.114 Blut. Heft' an's Mieder dich der Liebsten mein, p3b_117.102 [Ende Spaltensatz]
p3b_117.110Hat sie Freude dran, wird's Lohn mir p3b_117.103 sein. p3b_117.104 Kühn aufsteigt er zu der Felsenwand, p3b_117.105 Knickt die Rose schon mit blut'ger Hand. p3b_117.106 Kehrt nicht mehr zurück, stürzt tief p3b_117.107 hinab, - p3b_117.108 Doch das Röslein schmückt ihm auch das p3b_117.109 Grab. 3. Anapäst. p3b_117.111Schön Röslein blühet an Felshöh'n rot, p3b_117.112 p3b_117.123Gern möcht' ich es brechen, doch bringt mir's den Tod. p3b_117.113 O Röslein, wie bist du bezaubernd zu sehn, p3b_117.114 Mein Sehnen nach dir macht fast mich vergehn. p3b_117.115 Lang schau' ich dich an, mein süßestes Gut, p3b_117.116 Dich muß ich noch brechen, ob's gilt mein Blut. p3b_117.117 Dich hol' ich herab für die Trauteste mein, p3b_117.118 Wenn sie sich nur freut, wird's lohnend mir sein. - p3b_117.119 Gar kühnlich erstieg er die felsige Wand, p3b_117.120 Und er knickte die Rose mit zitternder Hand; p3b_117.121 Kam leider zurück nicht, stürzte hinab, - p3b_117.122 Schön Röslein sterbend nur schmücket sein Grab. 4. Mutakarib. (Breve-- | Breve-- | Breve-- | Breve-) p3b_117.124So hoch auf dem Fels dort du Alpröslein rot, p3b_117.125 Wie gern holt' ich dich, doch es bringt mir den Tod. p3b_117.126 Du bist doch, o Röslein, so hold anzusehn! p3b_117.127 Die Sehnsucht nach dir macht, ach! fast mich vergehn. p3b_117.128 Nur du bist mein Ziel nun, mein wünschbarstes Gut, p3b_117.129 Gar kühn brech' ich dich noch, ob fließt auch mein Blut. p3b_117.130 Und du sollst der Schmuck bald für Treuliebchen sein, p3b_117.131 Denn wenn sie sich freut, bringt's genug Lohn mir ein. - p3b_117.132 Nun furchtlos besteigt er die senkrechte Wand, p3b_117.133 Und knickt schon das Röslein mit wundblut'ger Hand; p3b_117.134 Er wankt aber abwärts und stürzt tief hinab, p3b_117.135 Das Alpröschen schmückt ihm allein noch das Grab. p3b_117.136 p3b_117.001 [Beginn Spaltensatz] Jch bringe dich der Liebsten mein, p3b_117.002 [Spaltenumbruch]
p3b_117.101Wenn sie sich freut, wird's Lohn mir p3b_117.003 sein. ─ p3b_117.004 Kühn steigt er auf zur Felsenwand, Die Rose pflückt schon seine Hand; p3b_117.102 [Ende Spaltensatz]
p3b_117.105Jedoch er wankt, er stürzt hinab, ─ p3b_117.103 Das Röslein aber schmückt sein p3b_117.104 Grab. 2. Trochäus. (Fünftakter.) p3b_117.106[Beginn Spaltensatz] Hoch am Felsen blüht ein Röslein rot, p3b_117.107 [Spaltenumbruch]
p3b_117.101Gern wohl bräch' ich's, doch es bringt p3b_117.108 den Tod. p3b_117.109 Zaubrisch bist du, Röslein anzusehn, p3b_117.110 Muß nach dir vor Sehnsucht fast vergehn. p3b_117.111 p3b_117.112 Jmmer schau' ich dich, mein süßes Gut, p3b_117.113 Brechen muß ich dich, flöß' auch mein p3b_117.114 Blut. Heft' an's Mieder dich der Liebsten mein, p3b_117.102 [Ende Spaltensatz]
p3b_117.110Hat sie Freude dran, wird's Lohn mir p3b_117.103 sein. p3b_117.104 Kühn aufsteigt er zu der Felsenwand, p3b_117.105 Knickt die Rose schon mit blut'ger Hand. p3b_117.106 Kehrt nicht mehr zurück, stürzt tief p3b_117.107 hinab, ─ p3b_117.108 Doch das Röslein schmückt ihm auch das p3b_117.109 Grab. 3. Anapäst. p3b_117.111Schön Röslein blühet an Felshöh'n rot, p3b_117.112 p3b_117.123Gern möcht' ich es brechen, doch bringt mir's den Tod. p3b_117.113 O Röslein, wie bist du bezaubernd zu sehn, p3b_117.114 Mein Sehnen nach dir macht fast mich vergehn. p3b_117.115 Lang schau' ich dich an, mein süßestes Gut, p3b_117.116 Dich muß ich noch brechen, ob's gilt mein Blut. p3b_117.117 Dich hol' ich herab für die Trauteste mein, p3b_117.118 Wenn sie sich nur freut, wird's lohnend mir sein. ─ p3b_117.119 Gar kühnlich erstieg er die felsige Wand, p3b_117.120 Und er knickte die Rose mit zitternder Hand; p3b_117.121 Kam leider zurück nicht, stürzte hinab, ─ p3b_117.122 Schön Röslein sterbend nur schmücket sein Grab. 4. Mutakarib. (⏑─́– │ ⏑─́– │ ⏑─́– │ ⏑–) p3b_117.124So hoch auf dem Fels dort du Alpröslein rot, p3b_117.125 Wie gern holt' ich dich, doch es bringt mir den Tod. p3b_117.126 Du bist doch, o Röslein, so hold anzusehn! p3b_117.127 Die Sehnsucht nach dir macht, ach! fast mich vergehn. p3b_117.128 Nur du bist mein Ziel nun, mein wünschbarstes Gut, p3b_117.129 Gar kühn brech' ich dich noch, ob fließt auch mein Blut. p3b_117.130 Und du sollst der Schmuck bald für Treuliebchen sein, p3b_117.131 Denn wenn sie sich freut, bringt's genug Lohn mir ein. ─ p3b_117.132 Nun furchtlos besteigt er die senkrechte Wand, p3b_117.133 Und knickt schon das Röslein mit wundblut'ger Hand; p3b_117.134 Er wankt aber abwärts und stürzt tief hinab, p3b_117.135 Das Alpröschen schmückt ihm allein noch das Grab. p3b_117.136 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0143" n="117"/> <lb n="p3b_117.001"/> <cb type="start"/> <lg> <l>Jch bringe dich der Liebsten mein,</l> <lb n="p3b_117.002"/> <l>Wenn sie sich freut, wird's Lohn mir</l> <lb n="p3b_117.003"/> <l> <hi rendition="#et">sein. ─</hi> </l> <lb n="p3b_117.004"/> <l>Kühn steigt er auf zur Felsenwand,</l> </lg> <cb/> <lb n="p3b_117.101"/> <lg> <l>Die Rose pflückt schon seine Hand;</l> <lb n="p3b_117.102"/> <l>Jedoch er wankt, er stürzt hinab, ─</l> <lb n="p3b_117.103"/> <l>Das Röslein aber schmückt sein</l> <lb n="p3b_117.104"/> <l> <hi rendition="#et">Grab.</hi> </l> </lg> <cb type="end"/> <lb n="p3b_117.105"/> <p> <hi rendition="#c">2. <hi rendition="#g">Trochäus.</hi> (Fünftakter.)</hi> </p> <lb n="p3b_117.106"/> <cb type="start"/> <lg> <l>Hoch am Felsen blüht ein Röslein rot,</l> <lb n="p3b_117.107"/> <l>Gern wohl bräch' ich's, doch es bringt</l> <lb n="p3b_117.108"/> <l> <hi rendition="#et">den Tod.</hi> </l> <lb n="p3b_117.109"/> <l>Zaubrisch bist du, Röslein anzusehn,</l> <lb n="p3b_117.110"/> <l>Muß nach dir vor Sehnsucht fast vergehn.</l> <lb n="p3b_117.111"/> <lb n="p3b_117.112"/> <l>Jmmer schau' ich dich, mein süßes Gut,</l> <lb n="p3b_117.113"/> <l>Brechen muß ich dich, flöß' auch mein</l> <lb n="p3b_117.114"/> <l> <hi rendition="#et">Blut.</hi> </l> </lg> <cb/> <lb n="p3b_117.101"/> <lg> <l>Heft' an's Mieder dich der Liebsten mein,</l> <lb n="p3b_117.102"/> <l>Hat sie Freude dran, wird's Lohn mir</l> <lb n="p3b_117.103"/> <l> <hi rendition="#et">sein.</hi> </l> <lb n="p3b_117.104"/> <l>Kühn aufsteigt er zu der Felsenwand,</l> <lb n="p3b_117.105"/> <l>Knickt die Rose schon mit blut'ger Hand.</l> <lb n="p3b_117.106"/> <l>Kehrt nicht mehr zurück, stürzt tief</l> <lb n="p3b_117.107"/> <l> <hi rendition="#et">hinab, ─</hi> </l> <lb n="p3b_117.108"/> <l>Doch das Röslein schmückt ihm auch das</l> <lb n="p3b_117.109"/> <l> <hi rendition="#et">Grab.</hi> </l> </lg> <cb type="end"/> <lb n="p3b_117.110"/> <p> <hi rendition="#c">3. <hi rendition="#g">Anapäst.</hi></hi> </p> <lb n="p3b_117.111"/> <lg> <l>Schön Röslein blühet an Felshöh'n rot,</l> <lb n="p3b_117.112"/> <l>Gern möcht' ich es brechen, doch bringt mir's den Tod.</l> <lb n="p3b_117.113"/> <l>O Röslein, wie bist du bezaubernd zu sehn,</l> <lb n="p3b_117.114"/> <l>Mein Sehnen nach dir macht fast mich vergehn.</l> <lb n="p3b_117.115"/> <l>Lang schau' ich dich an, mein süßestes Gut,</l> <lb n="p3b_117.116"/> <l>Dich muß ich noch brechen, ob's gilt mein Blut.</l> <lb n="p3b_117.117"/> <l>Dich hol' ich herab für die Trauteste mein,</l> <lb n="p3b_117.118"/> <l>Wenn sie sich nur freut, wird's lohnend mir sein. ─</l> <lb n="p3b_117.119"/> <l>Gar kühnlich erstieg er die felsige Wand,</l> <lb n="p3b_117.120"/> <l>Und er knickte die Rose mit zitternder Hand;</l> <lb n="p3b_117.121"/> <l>Kam leider zurück nicht, stürzte hinab, ─</l> <lb n="p3b_117.122"/> <l>Schön Röslein sterbend nur schmücket sein Grab.</l> </lg> <lb n="p3b_117.123"/> <p> <hi rendition="#c">4. <hi rendition="#g">Mutakarib.</hi> (⏑─́– │ ⏑─́– │ ⏑─́– │ ⏑–)</hi> </p> <lb n="p3b_117.124"/> <lg> <l>So hoch auf dem Fels dort du Alpröslein rot,</l> <lb n="p3b_117.125"/> <l>Wie gern holt' ich dich, doch es bringt mir den Tod.</l> <lb n="p3b_117.126"/> <l>Du bist doch, o Röslein, so hold anzusehn!</l> <lb n="p3b_117.127"/> <l>Die Sehnsucht nach dir macht, ach! fast mich vergehn.</l> <lb n="p3b_117.128"/> <l>Nur du bist mein Ziel nun, mein wünschbarstes Gut,</l> <lb n="p3b_117.129"/> <l>Gar kühn brech' ich dich noch, ob fließt auch mein Blut.</l> <lb n="p3b_117.130"/> <l>Und du sollst der Schmuck bald für Treuliebchen sein,</l> <lb n="p3b_117.131"/> <l>Denn wenn sie sich freut, bringt's genug Lohn mir ein. ─</l> <lb n="p3b_117.132"/> <l>Nun furchtlos besteigt er die senkrechte Wand,</l> <lb n="p3b_117.133"/> <l>Und knickt schon das Röslein mit wundblut'ger Hand;</l> <lb n="p3b_117.134"/> <l>Er wankt aber abwärts und stürzt tief hinab,</l> <lb n="p3b_117.135"/> <l>Das Alpröschen schmückt ihm allein noch das Grab.</l> </lg> <p><lb n="p3b_117.136"/> (<hi rendition="#aq">NB</hi>. 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Jch bringe dich der Liebsten mein, p3b_117.002
Wenn sie sich freut, wird's Lohn mir p3b_117.003
sein. ─ p3b_117.004
Kühn steigt er auf zur Felsenwand,
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Die Rose pflückt schon seine Hand; p3b_117.102
Jedoch er wankt, er stürzt hinab, ─ p3b_117.103
Das Röslein aber schmückt sein p3b_117.104
Grab.
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2. Trochäus. (Fünftakter.)
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Hoch am Felsen blüht ein Röslein rot, p3b_117.107
Gern wohl bräch' ich's, doch es bringt p3b_117.108
den Tod. p3b_117.109
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Blut.
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Heft' an's Mieder dich der Liebsten mein, p3b_117.102
Hat sie Freude dran, wird's Lohn mir p3b_117.103
sein. p3b_117.104
Kühn aufsteigt er zu der Felsenwand, p3b_117.105
Knickt die Rose schon mit blut'ger Hand. p3b_117.106
Kehrt nicht mehr zurück, stürzt tief p3b_117.107
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Doch das Röslein schmückt ihm auch das p3b_117.109
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Schön Röslein blühet an Felshöh'n rot, p3b_117.112
Gern möcht' ich es brechen, doch bringt mir's den Tod. p3b_117.113
O Röslein, wie bist du bezaubernd zu sehn, p3b_117.114
Mein Sehnen nach dir macht fast mich vergehn. p3b_117.115
Lang schau' ich dich an, mein süßestes Gut, p3b_117.116
Dich muß ich noch brechen, ob's gilt mein Blut. p3b_117.117
Dich hol' ich herab für die Trauteste mein, p3b_117.118
Wenn sie sich nur freut, wird's lohnend mir sein. ─ p3b_117.119
Gar kühnlich erstieg er die felsige Wand, p3b_117.120
Und er knickte die Rose mit zitternder Hand; p3b_117.121
Kam leider zurück nicht, stürzte hinab, ─ p3b_117.122
Schön Röslein sterbend nur schmücket sein Grab.
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4. Mutakarib. (⏑─́– │ ⏑─́– │ ⏑─́– │ ⏑–)
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So hoch auf dem Fels dort du Alpröslein rot, p3b_117.125
Wie gern holt' ich dich, doch es bringt mir den Tod. p3b_117.126
Du bist doch, o Röslein, so hold anzusehn! p3b_117.127
Die Sehnsucht nach dir macht, ach! fast mich vergehn. p3b_117.128
Nur du bist mein Ziel nun, mein wünschbarstes Gut, p3b_117.129
Gar kühn brech' ich dich noch, ob fließt auch mein Blut. p3b_117.130
Und du sollst der Schmuck bald für Treuliebchen sein, p3b_117.131
Denn wenn sie sich freut, bringt's genug Lohn mir ein. ─ p3b_117.132
Nun furchtlos besteigt er die senkrechte Wand, p3b_117.133
Und knickt schon das Röslein mit wundblut'ger Hand; p3b_117.134
Er wankt aber abwärts und stürzt tief hinab, p3b_117.135
Das Alpröschen schmückt ihm allein noch das Grab.
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(NB. Das Mutakarib kann in unserer Sprache nur anapästisch skandiert p3b_117.137
werden [vgl. § 47], also so: ⏑ – ⏑ ⏑ – ⏑ ⏑ – ⏑ ⏑ –.)
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