Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_136.001 p3b_136.004 § 53. Vorbemerkungen zu den Gelegenheitsgedichten. p3b_136.005 p3b_136.007 p3b_136.014 p3b_136.020 p3b_136.023 p3b_136.026 p3b_136.029 p3b_136.033 p3b_136.037 p3b_136.001 p3b_136.004 § 53. Vorbemerkungen zu den Gelegenheitsgedichten. p3b_136.005 p3b_136.007 p3b_136.014 p3b_136.020 p3b_136.023 p3b_136.026 p3b_136.029 p3b_136.033 p3b_136.037 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0162" n="136"/><lb n="p3b_136.001"/> Vertiefung eine kritische Vergleichung der gegebenen Muster nicht verdrießen <lb n="p3b_136.002"/> lassen. Der Zeitaufwand wird sich bei seinen ferneren Arbeiten tausendfach <lb n="p3b_136.003"/> lohnen!</p> </div> <div n="2"> <lb n="p3b_136.004"/> <head> <hi rendition="#c">§ 53. Vorbemerkungen zu den Gelegenheitsgedichten.</hi> </head> <p><lb n="p3b_136.005"/> Allgemeines und Besonderes. Disposition. Gesichtspunkte und <lb n="p3b_136.006"/> Grundsätze.</p> <p><lb n="p3b_136.007"/> 1. Goethe sagt: Die Welt ist so groß und das Reich des Lebens so <lb n="p3b_136.008"/> mannigfaltig, daß es an Anläufen zu Gedichten nie fehlen wird. Aber es <lb n="p3b_136.009"/> müssen alles Gelegenheitsgedichte sein, d. h. die Wirklichkeit muß die Veranlassung <lb n="p3b_136.010"/> und den Stoff dazu hergeben. <hi rendition="#g">Allgemein</hi> und <hi rendition="#g">poetisch</hi> wird ein <lb n="p3b_136.011"/> spezieller Fall eben dadurch, daß ihn der Dichter behandelt. Alle meine Gedichte <lb n="p3b_136.012"/> sind <hi rendition="#g">Gelegenheitsgedichte;</hi> sie sind durch die Wirklichkeit angeregt <lb n="p3b_136.013"/> und haben darin Grund und Boden.</p> <p><lb n="p3b_136.014"/> 2. Beim Gelegenheitsgedichte ist nicht nur die Gelegenheit ins Auge zu <lb n="p3b_136.015"/> fassen, sondern sehr häufig auch die persönliche Beziehung zur Feier oder zum <lb n="p3b_136.016"/> Gefeierten, d. i. zum Gegenstande. Gefühl und Anlaß, Zeitumstände und <lb n="p3b_136.017"/> persönliche Verhältnisse müssen entscheiden, ob das Gedicht allgemein oder ganz <lb n="p3b_136.018"/> besonders zu halten sei. Letzteres wird stets nur intim und für die Öffentlichkeit <lb n="p3b_136.019"/> kaum mitteilbar sein.</p> <p><lb n="p3b_136.020"/> 3. Wichtig ist für die Disposition des Aufbaus von Gelegenheitsgedichten <lb n="p3b_136.021"/> 1. das Motiv, 2. die thematische Arbeit, 3. die Verzierung u. s. w. Die <lb n="p3b_136.022"/> praktischen Beispiele ergeben dem Strebsamen das Nähere.</p> <p><lb n="p3b_136.023"/> 4. Die von uns gelehrte Bestimmung der Strophen- und Verszahl ist <lb n="p3b_136.024"/> wichtig für den Anfänger. Der Meister wird die Strophenzahl niemals (oder <lb n="p3b_136.025"/> höchst ausnahmsweise) im voraus festsetzen.</p> <p><lb n="p3b_136.026"/> 5. Wir verwenden die bis jetzt geübten Rhythmen, Maße, Strophen &c., <lb n="p3b_136.027"/> wie dieselben durch den Stoff diktiert werden, da wir von nun an den Schwerpunkt <lb n="p3b_136.028"/> unseres Unterrichts dem Jnhalt zuwenden müssen.</p> <p><lb n="p3b_136.029"/> 6. Wesentlich ist, daß unsere Gelegenheitsgedichte die wichtigen Dichtungsgattungen <lb n="p3b_136.030"/> der Didaktik, Lyrik, Epik und Dramatik vorführen, so daß wir das <lb n="p3b_136.031"/> vorliegende Hauptstück als die praktische Einführung in die im 2. Band unserer <lb n="p3b_136.032"/> Poetik gelehrten Dichtungsgattungen bezeichnen dürfen.</p> <p><lb n="p3b_136.033"/> 7. Dabei verfahren wir nach einem festen, auf pädagogischen Grundsätzen <lb n="p3b_136.034"/> beruhenden Plan, indem wir mit den leichtesten Dichtungsgattungen beginnen <lb n="p3b_136.035"/> und (der Mahnung des großen Pädagogen Pestalozzi eingedenk) recht stufenweise <lb n="p3b_136.036"/> zum Schwereren fortschreiten.</p> <p><lb n="p3b_136.037"/> 8. Wir üben zunächst die einfachsten Formen aus dem Gebiet der <lb n="p3b_136.038"/> Didaktik: also die Rätselspiele, welche der Prosa verwandt sind und sich durch <lb n="p3b_136.039"/> den Umstand empfehlen, daß sie gern von jungen Leuten gebildet werden, die <lb n="p3b_136.040"/> meist nichts weiter als Volksverse zu bilden vermögen. Sodann behandeln <lb n="p3b_136.041"/> wir die wichtigsten Formen der Didaktik, der Lyrik und der Epik bis hinauf <lb n="p3b_136.042"/> zu den einfachen Formen der dramatischen Poesie, deren gründliche Erfassung </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0162]
p3b_136.001
Vertiefung eine kritische Vergleichung der gegebenen Muster nicht verdrießen p3b_136.002
lassen. Der Zeitaufwand wird sich bei seinen ferneren Arbeiten tausendfach p3b_136.003
lohnen!
p3b_136.004
§ 53. Vorbemerkungen zu den Gelegenheitsgedichten. p3b_136.005
Allgemeines und Besonderes. Disposition. Gesichtspunkte und p3b_136.006
Grundsätze.
p3b_136.007
1. Goethe sagt: Die Welt ist so groß und das Reich des Lebens so p3b_136.008
mannigfaltig, daß es an Anläufen zu Gedichten nie fehlen wird. Aber es p3b_136.009
müssen alles Gelegenheitsgedichte sein, d. h. die Wirklichkeit muß die Veranlassung p3b_136.010
und den Stoff dazu hergeben. Allgemein und poetisch wird ein p3b_136.011
spezieller Fall eben dadurch, daß ihn der Dichter behandelt. Alle meine Gedichte p3b_136.012
sind Gelegenheitsgedichte; sie sind durch die Wirklichkeit angeregt p3b_136.013
und haben darin Grund und Boden.
p3b_136.014
2. Beim Gelegenheitsgedichte ist nicht nur die Gelegenheit ins Auge zu p3b_136.015
fassen, sondern sehr häufig auch die persönliche Beziehung zur Feier oder zum p3b_136.016
Gefeierten, d. i. zum Gegenstande. Gefühl und Anlaß, Zeitumstände und p3b_136.017
persönliche Verhältnisse müssen entscheiden, ob das Gedicht allgemein oder ganz p3b_136.018
besonders zu halten sei. Letzteres wird stets nur intim und für die Öffentlichkeit p3b_136.019
kaum mitteilbar sein.
p3b_136.020
3. Wichtig ist für die Disposition des Aufbaus von Gelegenheitsgedichten p3b_136.021
1. das Motiv, 2. die thematische Arbeit, 3. die Verzierung u. s. w. Die p3b_136.022
praktischen Beispiele ergeben dem Strebsamen das Nähere.
p3b_136.023
4. Die von uns gelehrte Bestimmung der Strophen- und Verszahl ist p3b_136.024
wichtig für den Anfänger. Der Meister wird die Strophenzahl niemals (oder p3b_136.025
höchst ausnahmsweise) im voraus festsetzen.
p3b_136.026
5. Wir verwenden die bis jetzt geübten Rhythmen, Maße, Strophen &c., p3b_136.027
wie dieselben durch den Stoff diktiert werden, da wir von nun an den Schwerpunkt p3b_136.028
unseres Unterrichts dem Jnhalt zuwenden müssen.
p3b_136.029
6. Wesentlich ist, daß unsere Gelegenheitsgedichte die wichtigen Dichtungsgattungen p3b_136.030
der Didaktik, Lyrik, Epik und Dramatik vorführen, so daß wir das p3b_136.031
vorliegende Hauptstück als die praktische Einführung in die im 2. Band unserer p3b_136.032
Poetik gelehrten Dichtungsgattungen bezeichnen dürfen.
p3b_136.033
7. Dabei verfahren wir nach einem festen, auf pädagogischen Grundsätzen p3b_136.034
beruhenden Plan, indem wir mit den leichtesten Dichtungsgattungen beginnen p3b_136.035
und (der Mahnung des großen Pädagogen Pestalozzi eingedenk) recht stufenweise p3b_136.036
zum Schwereren fortschreiten.
p3b_136.037
8. Wir üben zunächst die einfachsten Formen aus dem Gebiet der p3b_136.038
Didaktik: also die Rätselspiele, welche der Prosa verwandt sind und sich durch p3b_136.039
den Umstand empfehlen, daß sie gern von jungen Leuten gebildet werden, die p3b_136.040
meist nichts weiter als Volksverse zu bilden vermögen. Sodann behandeln p3b_136.041
wir die wichtigsten Formen der Didaktik, der Lyrik und der Epik bis hinauf p3b_136.042
zu den einfachen Formen der dramatischen Poesie, deren gründliche Erfassung
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |