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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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Aufgabe. Die nachfolgende Sage ist in jambischen Viertaktern p3b_005.002
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(Vgl. übrigens S. 2 Ziffer 7.) Das Material für den einzelnen Vers ist p3b_005.004
durch Taktstriche abgegrenzt. Es ist bei Lösung dieser Aufgabe die Beibehaltung p3b_005.005
der prosaischen Wendungen des Stoffs gestattet, damit um so größere Sorgfalt p3b_005.006
der Bildung reiner Accentjamben und der Vermeidung des Hiatus, wie der p3b_005.007
Beachtung der obigen Vorschriften zugewendet werden kann.

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Die Witwe. (1760 n. Chr. Aus dem Hildesheimschen.) p3b_005.009
(Von Karl Seifart. Sagen &c. Göttingen 1854.)

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Stoff.

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Einer armen Witwe | bei Hildesheim p3b_005.012
hatten | die Werber ihren einzigen p3b_005.013
Sohn | genommen und in den p3b_005.014
siebenjährigen Krieg geschleppt. | Die p3b_005.015
arme Frau konnte weiter nichts thun, | p3b_005.016
als weinen und beten, daß ihr der p3b_005.017
liebe Gott | doch ihre einzige Stütze | p3b_005.018
am Leben erhalten möge. | Das that p3b_005.019
sie denn auch jeden Morgen. | Aber p3b_005.020
Jahre vergingen, | und keine Nachricht p3b_005.021
kam von ihrem Sohne. | Die p3b_005.022
harten Nachbarn lachten | und meinten, p3b_005.023
sie solle sich doch nur über ihren Sohn | p3b_005.024
zufrieden geben. | Dem wäre nur geschehen, p3b_005.025
| was so manchem Mutterkinde p3b_005.026
| im Kriege geschehe. | Aber die p3b_005.027
Frau ließ sich nicht irre machen; | sie p3b_005.028
konnte nicht daran glauben, | daß Gott p3b_005.029
ihr ihre einzige Stütze | nehmen würde, p3b_005.030
und sie betete | nach wie vor für das p3b_005.031
Wohlergehen ihres Sohnes. | Da war p3b_005.032
es ihr einmal in der Kirche, | als ob p3b_005.033
sie in einen tiefen Schlaf | fiele, und p3b_005.034
doch standen | ihre Augen weit offen, p3b_005.035
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Sie sah in eine weite, weite Welt, | p3b_005.037
darin lagerten viele Tausende | fremder p3b_005.038
Völker, | und unter den Völkern p3b_005.039
stand ein König | mit goldener Krone, |[Spaltenumbruch] p3b_005.101
Lösung (mit Beibehaltung der Prosawendungen p3b_005.102
des Stoffs).
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Einst hatten einer armen Frau p3b_005.104
Zu Hildesheim, der alten Stadt, p3b_005.105
Die Werber ihren einz'gen Sohn p3b_005.106
Fort in den langen Krieg geschleppt. p3b_005.107
Die arme Witwe weinte viel; p3b_005.108
Sie flehte täglich, daß ihr Gott p3b_005.109
Den Sohn, den allereinz'gen Hort p3b_005.110
Am Leben mög' erhalten. - p3b_005.111
Und es verging ihr Jahr um Jahr, p3b_005.112
Und keine Nachricht kam vom Sohn! p3b_005.113
Die harten Nachbarn lachten kalt, p3b_005.114
Und rieten, wegen ihres Sohns p3b_005.115
Zufrieden sich zu geben doch, p3b_005.116
Denn ihm sei Gleiches nur geschehn, p3b_005.117
Wie manchem andern Mutterkind p3b_005.118
Geschehe wohl in jedem Krieg. p3b_005.119
Der Witwe Hoffnung wankte nicht; p3b_005.120
Sie glaubte nimmermehr daran, p3b_005.121
Daß Gott ihr diesen teuren Sohn p3b_005.122
Genommen, - ja, sie flehte neu p3b_005.123
Für ihn, der größten Hoffnung voll. p3b_005.124
Da war's ihr in der Kirch' einmal, p3b_005.125
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Sie fiel', und doch geöffnet stand p3b_005.127
Das Aug' ihr, daß sie hell und klar p3b_005.128
Viel Wunderbares ward gewahr. p3b_005.129
Sie sah in eine weite Welt p3b_005.130
Und ward gewahr ein großes Heer p3b_005.131
Von fremder Völker bunter Schar. p3b_005.132
Ein König unter ihnen stand p3b_005.133
Mit goldner Kron' auf seinem Haupt;
[Ende Spaltensatz]

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Aufgabe. Die nachfolgende Sage ist in jambischen Viertaktern p3b_005.002
wiederzugeben, und zwar sind akatalektische Verse zu bilden.
p3b_005.003
(Vgl. übrigens S. 2 Ziffer 7.) Das Material für den einzelnen Vers ist p3b_005.004
durch Taktstriche abgegrenzt. Es ist bei Lösung dieser Aufgabe die Beibehaltung p3b_005.005
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der Bildung reiner Accentjamben und der Vermeidung des Hiatus, wie der p3b_005.007
Beachtung der obigen Vorschriften zugewendet werden kann.

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Die Witwe. (1760 n. Chr. Aus dem Hildesheimschen.) p3b_005.009
(Von Karl Seifart. Sagen &c. Göttingen 1854.)

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[Beginn Spaltensatz]

Stoff.

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Einer armen Witwe │ bei Hildesheim p3b_005.012
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Die Werber ihren einz'gen Sohn p3b_005.106
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Den Sohn, den allereinz'gen Hort p3b_005.110
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Und keine Nachricht kam vom Sohn! p3b_005.113
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/31>, abgerufen am 23.11.2024.