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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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der spendende Witz, und Englands Nebel verklärt die Freiheit. Wir hatten p3b_040.002
Jean Paul, und wir haben ihn nicht mehr; in ihm verloren wir, was wir p3b_040.003
nur in ihm besaßen: Kraft, Milde, Glauben, heiteren Scherz und entfesselte p3b_040.004
Rede. Das ist der Stern, der untergegangen: der himmlische Glaube, der in p3b_040.005
dem Erloschenen uns geleuchtet. Das ist die Krone, die herabgefallen: die p3b_040.006
Krone der Liebe, die den beherrschte, der sie getragen, wie alle, die ihm unterthan p3b_040.007
gewesen. Das ist das Schwert, das gebrochen: der Spott in scharfer p3b_040.008
Hand, vor dem Könige zittern, und der blutleere Höflinge erröten macht. Und p3b_040.009
das ist der hohe Priester, der für uns gebetet im Tempel der Natur - er p3b_040.010
ist dahin geschieden, und unsere Andacht hat keinen Dolmetscher mehr. Wir p3b_040.011
wollen trauern um ihn, den wir verloren, und um die andern, die ihn nicht p3b_040.012
verloren. Nicht allen hat er gelebt! Aber eine Zeit wird kommen, in der p3b_040.013
er allen geboren werden wird, und alle werden ihn beweinen. Er aber steht p3b_040.014
geduldig an der Pforte des zwanzigsten Jahrhunderts und wartet lächelnd bis p3b_040.015
sein Volk ihm schleichend nachkommt.

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Lösung a. (Mit Beibehaltung der Prosawendungen.)

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Unterge | gangen ist | wieder ein | Stern und nicht | eher wird | schließen | p3b_040.018
Sich des Jahr | hunderts | Blick, || bis er uns | wieder er | scheint. | p3b_040.019
Denn in entferntester Bahn kommt näher der leuchtende Genius, p3b_040.020
Der willkommen erscheint freudigen Enkeln dereinst. p3b_040.021
Trauernd scheiden die Väter von ihm mit der bitteren Klage: p3b_040.022
Von eines Königs Haupt heut' ist gefallen die Kron'; p3b_040.023
Heute gebrochen entzwei ist ein Schwert in der Hand eines Feldherrn, p3b_040.024
Ein hoher Priester ist tot, er ist gestorben uns heut'. p3b_040.025
Jnnig beweinen, betrauern wir den, der Ersatz uns gewesen, p3b_040.026
Der seitdem er uns tot ganz unersetzlich uns ward. p3b_040.027
Jeglichem Lande wurde für drückendes trübes Entbehren p3b_040.028
Schon von Natur ein Ersatz freundlich vergütend gewährt; p3b_040.029
Oben dem eisigen Norden mit fröstelnder Kälte des Umgangs p3b_040.030
Ward für das mangelnde Herz eiserne, zwingende Kraft; p3b_040.031
Unten dem weichlichen Süden wurde die goldene Sonne, p3b_040.032
Spanien, finsterstes Land, Glaube zu Teil wurde dir. p3b_040.033
Frankreichs bestes Besitztum bildet das sprudelnde Witzeln. p3b_040.034
Doch wes rühmen wir uns Deutsche im Herzen der Welt? p3b_040.035
Unser Besitztum heißt Jean Paul, dem wir vieles verdanken: p3b_040.036
Sanftmut, Glauben, Humor und das entfesselte Wort. p3b_040.037
Jener erglänzende Stern Jean Paul ist untergegangen! p3b_040.038
Himmlischer Glaube hat stets in dem Erloschnen gestrahlt. p3b_040.039
Denke der Krone, die mit ihm entschwunden: der Krone der Liebe, p3b_040.040
Die ihn trug und durchzog, die er den Schülern vererbt. p3b_040.041
Denke des Schwerts, das zerbrach, und vor dem selbst Könige bangten, p3b_040.042
Denke des schneidigen Spotts, jeglichem Höfling ein Schreck.

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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/66>, abgerufen am 28.11.2024.