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Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.

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Wehe, der tüchtigste Priester, der für uns geopfert im Tempel p3b_041.002
Ewiger reiner Natur, die er gedeutet, ist tot. p3b_041.003
Wehe denn unserer Andacht, welcher der Dolmetscher mangelt, p3b_041.004
Lasset beklagen uns selbst, denen der Göttliche fehlt. p3b_041.005
Lasset beklagen auch jene, die nicht den Toten verloren, p3b_041.006
Jedem nicht hat er gelebt, weil ihn nicht jeder verstand; p3b_041.007
Aber die Zeit wird erscheinen, da werden ihn alle betrauern, p3b_041.008
Dann, wie heute schon uns, allen gehören wird er. p3b_041.009
Seht ihr ihn strahlen, am Throne des neuen Jahrhunderts geduldig
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Lösung b. (Freiere Form.) Von Karl Putz. p3b_041.012
Denkrede auf Jean Paul.

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Welch hell | glännzender | Stern ist | jetzt uns | unterge | gangen! p3b_041.014
Dies Jahr | hundert ver | geht, || eh' er sich | wieder er | hebt. p3b_041.015
Denn in erhabenem Lauf hinziehet der leuchtende Genius, p3b_041.016
Der auf weitem Geleis strebt zu gelangen ans Ziel. p3b_041.017
Enkel wohl werden dereinst die Zurückkehr dessen begrüßen, p3b_041.018
Den, da von ihnen er schied, trauernde Väter beweint. p3b_041.019
Welch hehr strahlender Schmuck fiel nieder von Königes Haupte! p3b_041.020
Welch ein gewaltiges Schwert brach in gebietender Hand! p3b_041.021
Welch ein erlesener Priester verstarb, dem keiner wohl gleich ist p3b_041.022
Weit in der Welt ringsum, da er der oberste war! p3b_041.023
Wahrlich wir haben ein Recht, um den Toten in Trauer zu weinen, p3b_041.024
Der als Ersatz uns galt, während ihn keiner ersetzt. p3b_041.025
Jeglichem Land ist dar für betrübtes Entbehren geboten p3b_041.026
Jrgend ein freundliches Gut, irgend ein schöner Besitz. p3b_041.027
Nordisches Land ist herzlos zwar, doch eiserner Kraft voll; p3b_041.028
Südliches krankt, doch strahlt's golden in sonniger Glut, p3b_041.029
Spanien, finsteren Geists, kann rühmen sich kirchlichen Glaubens, p3b_041.030
Und der Franzosen Bedarf decket der spendende Witz. p3b_041.031
Wessen erfreun wir uns? Jean Paul war's, den wir besaßen, p3b_041.032
Den wir entbehren nunmehr! - ach! ein so herber Verlust, p3b_041.033
Welchen das trauernde Volk in den jetzigen Tagen erlitten, p3b_041.034
Weil grad das ihm entging, was es vor andern erhob: p3b_041.035
Kraft im Gemüt und die Milde des Sinns, herzinniger Glaube, p3b_041.036
Heiterer Scherz und das Wort, welches die Fessel verlacht. p3b_041.037
Kennst du den untergegangenen Stern? den erhabenen Glauben, p3b_041.038
Der im Erloschenen uns hatte geleuchtet bisher? p3b_041.039
Kennst du den niedergefallenen Schmuck? das war ja die Liebe, p3b_041.040
Die in dem Träger gewohnt, und die Verehrer erfüllt. p3b_041.041
Kennst du das Schwert, das gebrochen? der Spott in der stürmenden Hand war's, p3b_041.042
Welcher den Fürsten erschreckt, welcher den Höfling beschämt.
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Wehe, der tüchtigste Priester, der für uns geopfert im Tempel p3b_041.002
Ewiger reiner Natur, die er gedeutet, ist tot. p3b_041.003
Wehe denn unserer Andacht, welcher der Dolmetscher mangelt, p3b_041.004
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Lösung b. (Freiere Form.) Von Karl Putz. p3b_041.012
Denkrede auf Jean Paul.

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Wēlch hēll │ glǟnzĕndĕr │ Stērn īst │ jētzt ūns │ ūntĕrgĕ │ gāngĕn! p3b_041.014
Dies Jahr │ hundert ver │ geht, ‖ eh' er sich │ wieder er │ hebt. p3b_041.015
Denn in erhabenem Lauf hinziehet der leuchtende Genius, p3b_041.016
Der auf weitem Geleis strebt zu gelangen ans Ziel. p3b_041.017
Enkel wohl werden dereinst die Zurückkehr dessen begrüßen, p3b_041.018
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Zitationshilfe: Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beyer_poetik03_1884/67>, abgerufen am 28.11.2024.