Beyer, Conrad: Deutsche Poetik. Handbuch der deutschen Dichtkunst nach den Anforderungen der Gegenwart. Dritter Band. Stuttgart, 1884.p3b_069.001 p3b_069.003 Jch selber trag' ihn dir von allen p3b_069.102 [Ende Spaltensatz]
Füchsen an. p3b_069.103 O Freund komm' bald herab, daß ich p3b_069.104 dich herzen kann! p3b_069.105 Wie guckst du so herum! - Greif, Halt p3b_069.106 und Bellard kommen, p3b_069.107 Die Hunde, die du kennst! versetzt der p3b_069.108 alte Hahn; p3b_069.109 Und als der Fuchs entlauft: Was, p3b_069.110 fragt er: ficht dich an? - p3b_069.111 Nichts, Bruder! spricht der Fuchs: der p3b_069.112 Streit ist abgethan, p3b_069.113 Allein ich zweifle noch, ob die es schon p3b_069.114 vernommen. p3b_069.115 Die Milchfrau. p3b_069.120 Lösung. Von Gleim. p3b_069.139Auf leichten Füßen lief ein artig Bauernweib, p3b_069.140
Geliebt von ihrem Mann, gesund an Seel' und Leib, p3b_069.001 p3b_069.003 Jch selber trag' ihn dir von allen p3b_069.102 [Ende Spaltensatz]
Füchsen an. p3b_069.103 O Freund komm' bald herab, daß ich p3b_069.104 dich herzen kann! p3b_069.105 Wie guckst du so herum! ─ Greif, Halt p3b_069.106 und Bellard kommen, p3b_069.107 Die Hunde, die du kennst! versetzt der p3b_069.108 alte Hahn; p3b_069.109 Und als der Fuchs entlauft: Was, p3b_069.110 fragt er: ficht dich an? ─ p3b_069.111 Nichts, Bruder! spricht der Fuchs: der p3b_069.112 Streit ist abgethan, p3b_069.113 Allein ich zweifle noch, ob die es schon p3b_069.114 vernommen. p3b_069.115 Die Milchfrau. p3b_069.120 Lösung. Von Gleim. p3b_069.139Auf leichten Füßen lief ein artig Bauernweib, p3b_069.140
Geliebt von ihrem Mann, gesund an Seel' und Leib, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0095" n="69"/><lb n="p3b_069.001"/><cb type="start"/> Jch bringe auch dir den Frieden. │ <lb n="p3b_069.002"/> Komme herab, daß ich dich herzen kann.“ │</p> <p><lb n="p3b_069.003"/> Jn diesem Augenblicke schielte der <lb n="p3b_069.004"/> Hahn nach der Seite. Als der Fuchs <lb n="p3b_069.005"/> nach dem Grunde fragte, antwortete <lb n="p3b_069.006"/> der Hahn: „Halt, Greif und Bellard, │ <lb n="p3b_069.007"/> die Hunde, welche du kennst, sehe ich <lb n="p3b_069.008"/> daher kommen.“ │ Da ergriff der Fuchs <lb n="p3b_069.009"/> die Flucht: „Was ficht dich an?“ rief <lb n="p3b_069.010"/> ihm der Hahn zu. │ „Gar nichts,“ <lb n="p3b_069.011"/> erwiderte der Fuchs im Davonlaufen, <lb n="p3b_069.012"/> „der Streit ist ganz gewiß zu Ende, │ <lb n="p3b_069.013"/> aber ich fürchte, daß die Hunde noch <lb n="p3b_069.014"/> nicht davon unterrichtet sind.“ │</p> <cb/> <lb n="p3b_069.101"/> <lg> <l>Jch selber trag' ihn dir von allen</l> <lb n="p3b_069.102"/> <l> <hi rendition="#et">Füchsen an.</hi> </l> <lb n="p3b_069.103"/> <l>O Freund komm' bald herab, daß ich</l> <lb n="p3b_069.104"/> <l> <hi rendition="#et">dich herzen kann!</hi> </l> <lb n="p3b_069.105"/> <l>Wie guckst du so herum! ─ Greif, Halt</l> <lb n="p3b_069.106"/> <l> <hi rendition="#et">und Bellard kommen,</hi> </l> <lb n="p3b_069.107"/> <l>Die Hunde, die du kennst! versetzt der</l> <lb n="p3b_069.108"/> <l> <hi rendition="#et">alte Hahn;</hi> </l> <lb n="p3b_069.109"/> <l>Und als der Fuchs entlauft: Was,</l> <lb n="p3b_069.110"/> <l> <hi rendition="#et">fragt er: ficht dich an? ─</hi> </l> <lb n="p3b_069.111"/> <l>Nichts, Bruder! spricht der Fuchs: der</l> <lb n="p3b_069.112"/> <l> <hi rendition="#et">Streit ist abgethan,</hi> </l> <lb n="p3b_069.113"/> <l>Allein ich zweifle noch, ob die es schon</l> <lb n="p3b_069.114"/> <l> <hi rendition="#et">vernommen.</hi> </l> </lg> <cb type="end"/> <p><lb n="p3b_069.115"/><hi rendition="#g">Aufgabe</hi> 2. <hi rendition="#g">Eine zweite Fabel im jambischen Rhythmus ist <lb n="p3b_069.116"/> zu bilden. Man möge Alexandrinerverse wählen. Zuweilen kann <lb n="p3b_069.117"/> auch ein fünf=, vier- oder dreitaktiger Vers eingefügt werden, <lb n="p3b_069.118"/> da die Pausen in Anrechnung gebracht werden dürfen.</hi></p> <lb n="p3b_069.119"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Die Milchfrau.</hi> </hi> </p> <p><lb n="p3b_069.120"/><hi rendition="#g">Stoff.</hi> (Nach Lafontaine's bekannter Fabel.) Eine Bauersfrau, geliebt <lb n="p3b_069.121"/> von ihrem Manne und gesund an Leib und Seele, ging am frühen Morgen <lb n="p3b_069.122"/> zur Stadt. Auf ihrem Kopfe trug sie einen großen Topf mit vier Stübchen <lb n="p3b_069.123"/> süßer Milch. Sie eilte, denn sie wollte die erste Milchverkäuferin in den Straßen <lb n="p3b_069.124"/> der Stadt sein. Sie dachte bei sich: Die erste Milch ist teuer, und wenn <lb n="p3b_069.125"/> ich Glück habe, nehme ich mindestens sechs Groschen ein; für diese kaufe ich <lb n="p3b_069.126"/> fünfzig Eier; diese geben fünfzig Hennen, davon verkaufe ich soviele, als für <lb n="p3b_069.127"/> den Ankauf eines kleinen Schweines nötig sind. Wie glücklich macht der <lb n="p3b_069.128"/> Gedanke, meinem Manne eine Freude zu bereiten! Wie mag er aufschauen, <lb n="p3b_069.129"/> wenn das Schwein erst gemästet sein wird und ich dafür eine Kuh mit einem <lb n="p3b_069.130"/> Kälbchen erhandeln kann. Das Kälbchen will ich täglich auf die Weide bringen: <lb n="p3b_069.131"/> „Hei,“ rief sie und that vor Freude einen Sprung. Sie wollte sagen: „Hei, <lb n="p3b_069.132"/> wie lustig wird es hüpfen und springen!“ Da lag auch schon der Topf in <lb n="p3b_069.133"/> Scherben am Boden. Mit Schrecken sah sie alle ihre Pläne vernichtet. Eine <lb n="p3b_069.134"/> Weile betrachtete sie sprachlos die weiße Milch auf dem schwarzen Boden. <lb n="p3b_069.135"/> Dann wandte sie sich weinend der Heimat zu. Der Mann beruhigte sie, indem <lb n="p3b_069.136"/> er sie ermahnte, keine Luftschlösser zu bauen. „Das wahre Glück“, so setzte <lb n="p3b_069.137"/> er bedeutungsvoll hinzu, „besteht in der Zufriedenheit.“</p> <lb n="p3b_069.138"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Lösung. Von Gleim.</hi> </hi> </p> <lb n="p3b_069.139"/> <lg> <l>Auf leichten Füßen lief ein artig Bauernweib,</l> <lb n="p3b_069.140"/> <l>Geliebt von ihrem Mann, gesund an Seel' und Leib,</l> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0095]
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Jch bringe auch dir den Frieden. │ p3b_069.002
Komme herab, daß ich dich herzen kann.“ │
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Jn diesem Augenblicke schielte der p3b_069.004
Hahn nach der Seite. Als der Fuchs p3b_069.005
nach dem Grunde fragte, antwortete p3b_069.006
der Hahn: „Halt, Greif und Bellard, │ p3b_069.007
die Hunde, welche du kennst, sehe ich p3b_069.008
daher kommen.“ │ Da ergriff der Fuchs p3b_069.009
die Flucht: „Was ficht dich an?“ rief p3b_069.010
ihm der Hahn zu. │ „Gar nichts,“ p3b_069.011
erwiderte der Fuchs im Davonlaufen, p3b_069.012
„der Streit ist ganz gewiß zu Ende, │ p3b_069.013
aber ich fürchte, daß die Hunde noch p3b_069.014
nicht davon unterrichtet sind.“ │
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dich herzen kann! p3b_069.105
Wie guckst du so herum! ─ Greif, Halt p3b_069.106
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Die Hunde, die du kennst! versetzt der p3b_069.108
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Und als der Fuchs entlauft: Was, p3b_069.110
fragt er: ficht dich an? ─ p3b_069.111
Nichts, Bruder! spricht der Fuchs: der p3b_069.112
Streit ist abgethan, p3b_069.113
Allein ich zweifle noch, ob die es schon p3b_069.114
vernommen.
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Aufgabe 2. Eine zweite Fabel im jambischen Rhythmus ist p3b_069.116
zu bilden. Man möge Alexandrinerverse wählen. Zuweilen kann p3b_069.117
auch ein fünf=, vier- oder dreitaktiger Vers eingefügt werden, p3b_069.118
da die Pausen in Anrechnung gebracht werden dürfen.
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Die Milchfrau.
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Stoff. (Nach Lafontaine's bekannter Fabel.) Eine Bauersfrau, geliebt p3b_069.121
von ihrem Manne und gesund an Leib und Seele, ging am frühen Morgen p3b_069.122
zur Stadt. Auf ihrem Kopfe trug sie einen großen Topf mit vier Stübchen p3b_069.123
süßer Milch. Sie eilte, denn sie wollte die erste Milchverkäuferin in den Straßen p3b_069.124
der Stadt sein. Sie dachte bei sich: Die erste Milch ist teuer, und wenn p3b_069.125
ich Glück habe, nehme ich mindestens sechs Groschen ein; für diese kaufe ich p3b_069.126
fünfzig Eier; diese geben fünfzig Hennen, davon verkaufe ich soviele, als für p3b_069.127
den Ankauf eines kleinen Schweines nötig sind. Wie glücklich macht der p3b_069.128
Gedanke, meinem Manne eine Freude zu bereiten! Wie mag er aufschauen, p3b_069.129
wenn das Schwein erst gemästet sein wird und ich dafür eine Kuh mit einem p3b_069.130
Kälbchen erhandeln kann. Das Kälbchen will ich täglich auf die Weide bringen: p3b_069.131
„Hei,“ rief sie und that vor Freude einen Sprung. Sie wollte sagen: „Hei, p3b_069.132
wie lustig wird es hüpfen und springen!“ Da lag auch schon der Topf in p3b_069.133
Scherben am Boden. Mit Schrecken sah sie alle ihre Pläne vernichtet. Eine p3b_069.134
Weile betrachtete sie sprachlos die weiße Milch auf dem schwarzen Boden. p3b_069.135
Dann wandte sie sich weinend der Heimat zu. Der Mann beruhigte sie, indem p3b_069.136
er sie ermahnte, keine Luftschlösser zu bauen. „Das wahre Glück“, so setzte p3b_069.137
er bedeutungsvoll hinzu, „besteht in der Zufriedenheit.“
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Lösung. Von Gleim.
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Auf leichten Füßen lief ein artig Bauernweib, p3b_069.140
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