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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
war schon nicht mehr blos, pfui Teufel, Diebstahl,
das war so was wie Frevel. Oder?

Stilpe versuchte, den Gedanken mit Ge¬
walt loszuwerden und erging sich, um ihn bei¬
seite zu schieben, dafür in den abenteuerlichsten
Plänen.

Sogar der schmierige Beutel des Deklamators
tauchte auf und eine verbrecherische Intrigue mit
der rosigen Gattin.

Hatte sie ihm nicht kürzlich hinter dem Rücken
des Alten zugelächelt?

Wie, wenn er mit ihr im Bunde den Alten . . .?
Aber, duliebergott, das war ja eine Kriminalnovelle
und kein Coup!

Immer wieder der verschlossene, große, braune
Schrank . . .

Was da wohl alles drin steckte . . . Natür¬
lich zuerst sämtliche Hosen und Höschen, Jacken
und Jäckchen des gepriesenen Filius, von der
Wiege bis zur Bahre.

Verdammt nochmal: Auch noch Rücksicht auf
Sentimentalitäten, wo es seine Freiheit und Zu¬
kunft galt! Da gabs doch kein Besinnen! Dort
der Tod! Hier das Leben! Hie Mottenfraß!
Hie Freiheit!

Stilpe.
war ſchon nicht mehr blos, pfui Teufel, Diebſtahl,
das war ſo was wie Frevel. Oder?

Stilpe verſuchte, den Gedanken mit Ge¬
walt loszuwerden und erging ſich, um ihn bei¬
ſeite zu ſchieben, dafür in den abenteuerlichſten
Plänen.

Sogar der ſchmierige Beutel des Deklamators
tauchte auf und eine verbrecheriſche Intrigue mit
der roſigen Gattin.

Hatte ſie ihm nicht kürzlich hinter dem Rücken
des Alten zugelächelt?

Wie, wenn er mit ihr im Bunde den Alten . . .?
Aber, duliebergott, das war ja eine Kriminalnovelle
und kein Coup!

Immer wieder der verſchloſſene, große, braune
Schrank . . .

Was da wohl alles drin ſteckte . . . Natür¬
lich zuerſt ſämtliche Hoſen und Höschen, Jacken
und Jäckchen des geprieſenen Filius, von der
Wiege bis zur Bahre.

Verdammt nochmal: Auch noch Rückſicht auf
Sentimentalitäten, wo es ſeine Freiheit und Zu¬
kunft galt! Da gabs doch kein Beſinnen! Dort
der Tod! Hier das Leben! Hie Mottenfraß!
Hie Freiheit!

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[136/0150] Stilpe. war ſchon nicht mehr blos, pfui Teufel, Diebſtahl, das war ſo was wie Frevel. Oder? Stilpe verſuchte, den Gedanken mit Ge¬ walt loszuwerden und erging ſich, um ihn bei¬ ſeite zu ſchieben, dafür in den abenteuerlichſten Plänen. Sogar der ſchmierige Beutel des Deklamators tauchte auf und eine verbrecheriſche Intrigue mit der roſigen Gattin. Hatte ſie ihm nicht kürzlich hinter dem Rücken des Alten zugelächelt? Wie, wenn er mit ihr im Bunde den Alten . . .? Aber, duliebergott, das war ja eine Kriminalnovelle und kein Coup! Immer wieder der verſchloſſene, große, braune Schrank . . . Was da wohl alles drin ſteckte . . . Natür¬ lich zuerſt ſämtliche Hoſen und Höschen, Jacken und Jäckchen des geprieſenen Filius, von der Wiege bis zur Bahre. Verdammt nochmal: Auch noch Rückſicht auf Sentimentalitäten, wo es ſeine Freiheit und Zu¬ kunft galt! Da gabs doch kein Beſinnen! Dort der Tod! Hier das Leben! Hie Mottenfraß! Hie Freiheit!

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/150>, abgerufen am 18.12.2024.