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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
er eigentlich sein Gewissen dadurch für beruhigt
ansehen könnte:

Denn, wäre ich wirklich ein gemeiner Kerl, so
hätte ich gefragt; aber ich handle eben blos unterm
Zwang der Verhältnisse und schone dabei nach
Möglichkeit, was zu schonen ist.

Unter diesen Erwägungen brach er kaltblütig
den Schrank auf, nachdem er die Kammerthür ver¬
schlossen und das Schlüsselloch verhangen hatte.

Schau, schau, gepfropft voll! Aber ist es nicht
sündhaft, alle diese Sachen von den Motten fressen
zu lassen? Es scheint, die guten Wiehrs wissen
nicht, wieviel arme Jungens keine ganzen Kleider
am Leibe haben. Natürlich! Die Sentimentalität
geht bei diesen Bourgeois Allem vor . . .

Der Überzieher da ist noch wie neu . . .

Herrgott, wieviel Hüte hat denn der Filius
gehabt? . . .

Sogar seine ersten Hosen sind noch da . . .

Übrigens: Insektenpulver haben sie doch ge¬
streut . . . Donnerwetter: Das kann mich ja ver¬
raten! Die ganze Kammer wird stinken!

Er lief und öffnete die Fenster. Unten ging
gerade ein Schutzmann vorbei. Stilpe machte eine
Verbeugung:

Stilpe.
er eigentlich ſein Gewiſſen dadurch für beruhigt
anſehen könnte:

Denn, wäre ich wirklich ein gemeiner Kerl, ſo
hätte ich gefragt; aber ich handle eben blos unterm
Zwang der Verhältniſſe und ſchone dabei nach
Möglichkeit, was zu ſchonen iſt.

Unter dieſen Erwägungen brach er kaltblütig
den Schrank auf, nachdem er die Kammerthür ver¬
ſchloſſen und das Schlüſſelloch verhangen hatte.

Schau, ſchau, gepfropft voll! Aber iſt es nicht
ſündhaft, alle dieſe Sachen von den Motten freſſen
zu laſſen? Es ſcheint, die guten Wiehrs wiſſen
nicht, wieviel arme Jungens keine ganzen Kleider
am Leibe haben. Natürlich! Die Sentimentalität
geht bei dieſen Bourgeois Allem vor . . .

Der Überzieher da iſt noch wie neu . . .

Herrgott, wieviel Hüte hat denn der Filius
gehabt? . . .

Sogar ſeine erſten Hoſen ſind noch da . . .

Übrigens: Inſektenpulver haben ſie doch ge¬
ſtreut . . . Donnerwetter: Das kann mich ja ver¬
raten! Die ganze Kammer wird ſtinken!

Er lief und öffnete die Fenſter. Unten ging
gerade ein Schutzmann vorbei. Stilpe machte eine
Verbeugung:

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[140/0154] Stilpe. er eigentlich ſein Gewiſſen dadurch für beruhigt anſehen könnte: Denn, wäre ich wirklich ein gemeiner Kerl, ſo hätte ich gefragt; aber ich handle eben blos unterm Zwang der Verhältniſſe und ſchone dabei nach Möglichkeit, was zu ſchonen iſt. Unter dieſen Erwägungen brach er kaltblütig den Schrank auf, nachdem er die Kammerthür ver¬ ſchloſſen und das Schlüſſelloch verhangen hatte. Schau, ſchau, gepfropft voll! Aber iſt es nicht ſündhaft, alle dieſe Sachen von den Motten freſſen zu laſſen? Es ſcheint, die guten Wiehrs wiſſen nicht, wieviel arme Jungens keine ganzen Kleider am Leibe haben. Natürlich! Die Sentimentalität geht bei dieſen Bourgeois Allem vor . . . Der Überzieher da iſt noch wie neu . . . Herrgott, wieviel Hüte hat denn der Filius gehabt? . . . Sogar ſeine erſten Hoſen ſind noch da . . . Übrigens: Inſektenpulver haben ſie doch ge¬ ſtreut . . . Donnerwetter: Das kann mich ja ver¬ raten! Die ganze Kammer wird ſtinken! Er lief und öffnete die Fenſter. Unten ging gerade ein Schutzmann vorbei. Stilpe machte eine Verbeugung:

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/154>, abgerufen am 18.12.2024.