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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Drittes Buch, drittes Kapitel.

Das allitterierende Mädchen nahm sich besonders
gut aus.

-- Sie sind das schönste Kanapee im Möbel¬
magazine des Herrn, sagte der kleine August.

Herr Lehmann mußte anstatt eines Mädchens
sein Cello neben sich legen und die wichtigsten
Reden, zumal, wenn sie rhythmisch wurden, mit leisem
Saitenrupfen begleiten.

Es entwickelte sich ein unbeschreiblicher Lärm,
zumal dann, als die Delikatessen, von denen Stilpe
übrigens einige beiseite gebracht hatte, aufgezehrt
waren und die Henry Clays dampften.

Der kleine August wälzte sich von Mädchen zu
Mädchen und ächzte nur noch, wenn er nicht trank.
Ächzend entwarf er verführerische Schilderungen
seines Schlafrockes, den ihm Richard Wagner geschenkt
haben sollte: -- Besucht mich doch mal, Kinder,
mein Schlafrock ist aus Seide, hehe, so mollig, und
meine Badewanne ist auch nicht aus Pappe, nee!

Wenn aber jemand zur Unzeit lachte, wurde er
ungeheuer wild und brüllte Schimpfworte der un¬
erhörtesten Art. Manchmal sang er auch Melodieen
aus seinen vielen ungeschriebenen Opern, die alle
höchst erotischer Natur waren und im Oriente
spielten.

Drittes Buch, drittes Kapitel.

Das allitterierende Mädchen nahm ſich beſonders
gut aus.

— Sie ſind das ſchönſte Kanapee im Möbel¬
magazine des Herrn, ſagte der kleine Auguſt.

Herr Lehmann mußte anſtatt eines Mädchens
ſein Cello neben ſich legen und die wichtigſten
Reden, zumal, wenn ſie rhythmiſch wurden, mit leiſem
Saitenrupfen begleiten.

Es entwickelte ſich ein unbeſchreiblicher Lärm,
zumal dann, als die Delikateſſen, von denen Stilpe
übrigens einige beiſeite gebracht hatte, aufgezehrt
waren und die Henry Clays dampften.

Der kleine Auguſt wälzte ſich von Mädchen zu
Mädchen und ächzte nur noch, wenn er nicht trank.
Ächzend entwarf er verführeriſche Schilderungen
ſeines Schlafrockes, den ihm Richard Wagner geſchenkt
haben ſollte: — Beſucht mich doch mal, Kinder,
mein Schlafrock iſt aus Seide, hehe, ſo mollig, und
meine Badewanne iſt auch nicht aus Pappe, nee!

Wenn aber jemand zur Unzeit lachte, wurde er
ungeheuer wild und brüllte Schimpfworte der un¬
erhörteſten Art. Manchmal ſang er auch Melodieen
aus ſeinen vielen ungeſchriebenen Opern, die alle
höchſt erotiſcher Natur waren und im Oriente
ſpielten.

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[277/0291] Drittes Buch, drittes Kapitel. Das allitterierende Mädchen nahm ſich beſonders gut aus. — Sie ſind das ſchönſte Kanapee im Möbel¬ magazine des Herrn, ſagte der kleine Auguſt. Herr Lehmann mußte anſtatt eines Mädchens ſein Cello neben ſich legen und die wichtigſten Reden, zumal, wenn ſie rhythmiſch wurden, mit leiſem Saitenrupfen begleiten. Es entwickelte ſich ein unbeſchreiblicher Lärm, zumal dann, als die Delikateſſen, von denen Stilpe übrigens einige beiſeite gebracht hatte, aufgezehrt waren und die Henry Clays dampften. Der kleine Auguſt wälzte ſich von Mädchen zu Mädchen und ächzte nur noch, wenn er nicht trank. Ächzend entwarf er verführeriſche Schilderungen ſeines Schlafrockes, den ihm Richard Wagner geſchenkt haben ſollte: — Beſucht mich doch mal, Kinder, mein Schlafrock iſt aus Seide, hehe, ſo mollig, und meine Badewanne iſt auch nicht aus Pappe, nee! Wenn aber jemand zur Unzeit lachte, wurde er ungeheuer wild und brüllte Schimpfworte der un¬ erhörteſten Art. Manchmal ſang er auch Melodieen aus ſeinen vielen ungeſchriebenen Opern, die alle höchſt erotiſcher Natur waren und im Oriente ſpielten.

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/291>, abgerufen am 22.11.2024.