"Im Grunde genommen, werter Herr, sind Sie den Idealen Ihrer Jugend ein wenig untreu ge¬ worden. Fanden Sie nicht dermaleinsten, daß es die Gemeinheit der Gemeinheiten sei, ein Dichter sein zu können und um der besseren Speise- und Weinkarte willen ein Journalist zu werden?
Ganz richtig. Nur erlaubt sich irgend wer die Frage: Kann ich denn ein Dichter sein?
Lächerlich! Höchst lächerlich! Sind Sie ein Lump, daß Sie sich verstellen? Wissen Sie nicht ganz genau, daß Sie ein Dichter wären, wenn Sie nicht, leider, es für bequemer hielten, ein Schubiak zu sein?
Hm; vielleicht nehmen wir blos ein Schlamm¬ bad! . . . So zur Austreibung böser Säfte, wissen Sie . . .
Aber wer hat es Ihnen denn verschrieben?
Meine Natur, meine schlechte, niederträchtige, ge¬ meine Natur. Durch Schlamm zum Rosenöl! sagt sie.
Reizend, in was für Tropen Ihre Natur lügt. Aber: Sie glauben ihr doch nicht?
Ih wo! Ich kenne sie ja."
[Abbildung]
Stilpe.
„Im Grunde genommen, werter Herr, ſind Sie den Idealen Ihrer Jugend ein wenig untreu ge¬ worden. Fanden Sie nicht dermaleinſten, daß es die Gemeinheit der Gemeinheiten ſei, ein Dichter ſein zu können und um der beſſeren Speiſe- und Weinkarte willen ein Journaliſt zu werden?
Ganz richtig. Nur erlaubt ſich irgend wer die Frage: Kann ich denn ein Dichter ſein?
Lächerlich! Höchſt lächerlich! Sind Sie ein Lump, daß Sie ſich verſtellen? Wiſſen Sie nicht ganz genau, daß Sie ein Dichter wären, wenn Sie nicht, leider, es für bequemer hielten, ein Schubiak zu ſein?
Hm; vielleicht nehmen wir blos ein Schlamm¬ bad! . . . So zur Austreibung böſer Säfte, wiſſen Sie . . .
Aber wer hat es Ihnen denn verſchrieben?
Meine Natur, meine ſchlechte, niederträchtige, ge¬ meine Natur. Durch Schlamm zum Roſenöl! ſagt ſie.
Reizend, in was für Tropen Ihre Natur lügt. Aber: Sie glauben ihr doch nicht?
Ih wo! Ich kenne ſie ja.“
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Stilpe.
„Im Grunde genommen, werter Herr, ſind Sie
den Idealen Ihrer Jugend ein wenig untreu ge¬
worden. Fanden Sie nicht dermaleinſten, daß es
die Gemeinheit der Gemeinheiten ſei, ein Dichter
ſein zu können und um der beſſeren Speiſe- und
Weinkarte willen ein Journaliſt zu werden?
Ganz richtig. Nur erlaubt ſich irgend wer die
Frage: Kann ich denn ein Dichter ſein?
Lächerlich! Höchſt lächerlich! Sind Sie ein
Lump, daß Sie ſich verſtellen? Wiſſen Sie nicht
ganz genau, daß Sie ein Dichter wären, wenn Sie
nicht, leider, es für bequemer hielten, ein Schubiak
zu ſein?
Hm; vielleicht nehmen wir blos ein Schlamm¬
bad! . . . So zur Austreibung böſer Säfte, wiſſen
Sie . . .
Aber wer hat es Ihnen denn verſchrieben?
Meine Natur, meine ſchlechte, niederträchtige, ge¬
meine Natur. Durch Schlamm zum Roſenöl! ſagt ſie.
Reizend, in was für Tropen Ihre Natur lügt.
Aber: Sie glauben ihr doch nicht?
Ih wo! Ich kenne ſie ja.“
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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/328>, abgerufen am 22.11.2024.
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