"Es fängt an, geschmacklos zu werden, wie un¬ wohl ich mich fühle.
Mein Ruhm stinkt zum Himmel, daß Pietro Arretino vor Neid semmelblond wird, meine Hono¬ rare könnten einem Cirkusklown den Schlaf rauben, mein Stil, dieses Gemächte aus Sprachnotzucht und Drehkrankheit, wird mehr kopiert, als die six¬ tinische Madonna, -- und ich bin der Gelbsucht nahe.
Was, zum Teufel, sitzt mir in der Leber!?
Oh, ich fühls! Es ist ein Ekel an dieser Comödie, die ich aus mir gemacht habe mit dem Vorsatz, sie vom Repertoire zu streichen, sobald ich genug an ihr hätte, und die ich nun Tag für Tag seit Jahren spielen muß, weil ich sonst hinter die Coulissen geschmissen würde.
Ein schundgemeines Kassenstück, aber wehe, wenn ich ein anderes gäbe!
Es gilt nur die Frage: Verlohnt die Ein¬ nahme wirklich den Ekel? Wäre es nicht besser, ich träte endlich einmal vor und spiee dem werten Publikum ins Gesicht?
Hollah! Amende gäbe das erst recht einen
Viertes Buch, erſtes Kapitel.
„Es fängt an, geſchmacklos zu werden, wie un¬ wohl ich mich fühle.
Mein Ruhm ſtinkt zum Himmel, daß Pietro Arretino vor Neid ſemmelblond wird, meine Hono¬ rare könnten einem Cirkusklown den Schlaf rauben, mein Stil, dieſes Gemächte aus Sprachnotzucht und Drehkrankheit, wird mehr kopiert, als die ſix¬ tiniſche Madonna, — und ich bin der Gelbſucht nahe.
Was, zum Teufel, ſitzt mir in der Leber!?
Oh, ich fühls! Es iſt ein Ekel an dieſer Comödie, die ich aus mir gemacht habe mit dem Vorſatz, ſie vom Repertoire zu ſtreichen, ſobald ich genug an ihr hätte, und die ich nun Tag für Tag ſeit Jahren ſpielen muß, weil ich ſonſt hinter die Couliſſen geſchmiſſen würde.
Ein ſchundgemeines Kaſſenſtück, aber wehe, wenn ich ein anderes gäbe!
Es gilt nur die Frage: Verlohnt die Ein¬ nahme wirklich den Ekel? Wäre es nicht beſſer, ich träte endlich einmal vor und ſpiee dem werten Publikum ins Geſicht?
Hollah! Amende gäbe das erſt recht einen
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Viertes Buch, erſtes Kapitel.
„Es fängt an, geſchmacklos zu werden, wie un¬
wohl ich mich fühle.
Mein Ruhm ſtinkt zum Himmel, daß Pietro
Arretino vor Neid ſemmelblond wird, meine Hono¬
rare könnten einem Cirkusklown den Schlaf rauben,
mein Stil, dieſes Gemächte aus Sprachnotzucht und
Drehkrankheit, wird mehr kopiert, als die ſix¬
tiniſche Madonna, — und ich bin der Gelbſucht
nahe.
Was, zum Teufel, ſitzt mir in der Leber!?
Oh, ich fühls! Es iſt ein Ekel an dieſer
Comödie, die ich aus mir gemacht habe mit
dem Vorſatz, ſie vom Repertoire zu ſtreichen,
ſobald ich genug an ihr hätte, und die ich
nun Tag für Tag ſeit Jahren ſpielen muß,
weil ich ſonſt hinter die Couliſſen geſchmiſſen
würde.
Ein ſchundgemeines Kaſſenſtück, aber wehe,
wenn ich ein anderes gäbe!
Es gilt nur die Frage: Verlohnt die Ein¬
nahme wirklich den Ekel? Wäre es nicht beſſer,
ich träte endlich einmal vor und ſpiee dem werten
Publikum ins Geſicht?
Hollah! Amende gäbe das erſt recht einen
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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/329>, abgerufen am 22.11.2024.
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