Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.Stilpe. -- Nein, was hast Du denn da wieder für -- Bitte, in mich! sagte der Zungenschnalzer in -- Sie haben sehr schöne Augen, wirklich. -- Blos schön? Nicht auch tief? Sehen Sie Es sah aus, als wollte er die Sängerin wie -- Aber Sie müssen meine Kniee in Ruhe -- Ach, lassen Sie meine Gedichte! Meine Die Sängerin schob ein zweites Mal die Hände -- Jetzt thut mirs blos leid, daß der da unten Stilpe. — Nein, was haſt Du denn da wieder für — Bitte, in mich! ſagte der Zungenſchnalzer in — Sie haben ſehr ſchöne Augen, wirklich. — Blos ſchön? Nicht auch tief? Sehen Sie Es ſah aus, als wollte er die Sängerin wie — Aber Sie müſſen meine Kniee in Ruhe — Ach, laſſen Sie meine Gedichte! Meine Die Sängerin ſchob ein zweites Mal die Hände — Jetzt thut mirs blos leid, daß der da unten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0366" n="352"/> <fw place="top" type="header">Stilpe.<lb/></fw> <p>— Nein, was haſt Du denn da wieder für<lb/> eine Menagerie? Jetzt weiß ich ſchon gar nicht<lb/> mehr, in wen ich mich verlieben muß.</p><lb/> <p>— Bitte, in mich! ſagte der Zungenſchnalzer in<lb/> einem zärtlich dringenden ernſten Tone. — Sehen<lb/> Sie: Ich könnte auf Ihnen ſpielen! Seien Sie<lb/> meine Liebesgambe! Sehen Sie in meine Augen!<lb/> Was ſehen Sie!</p><lb/> <p>— Sie haben ſehr ſchöne Augen, wirklich.</p><lb/> <p>— Blos ſchön? Nicht auch tief? Sehen Sie<lb/> noch einmal hinein!</p><lb/> <p>Es ſah aus, als wollte er die Sängerin wie<lb/> eine Auſter mit den Augen verſchlucken.</p><lb/> <p>— Aber Sie müſſen meine Kniee in Ruhe<lb/> laſſen. Wirklich: <hi rendition="#g">Sehr</hi> ſchöne Augen! Sind Ihre<lb/> Gedichte auch ſo ſchön?</p><lb/> <p>— Ach, laſſen Sie meine Gedichte! Meine<lb/> Gedichte ſind nichts, aber meine Liebe iſt wie eine<lb/> tigerbunte Orchidee. Kennen Sie die Orchideeen<lb/> mit den gekrümmten Piſtillen, die wie gelbgepuderte<lb/> Schlangen ſind?</p><lb/> <p>Die Sängerin ſchob ein zweites Mal die Hände<lb/> des Zungenſchnalzers von ihren Knieen, dann lachte ſie:</p><lb/> <p>— Jetzt thut mirs blos leid, daß der da unten<lb/> ſchläft. Das is gewiß auch ein Netter!</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [352/0366]
Stilpe.
— Nein, was haſt Du denn da wieder für
eine Menagerie? Jetzt weiß ich ſchon gar nicht
mehr, in wen ich mich verlieben muß.
— Bitte, in mich! ſagte der Zungenſchnalzer in
einem zärtlich dringenden ernſten Tone. — Sehen
Sie: Ich könnte auf Ihnen ſpielen! Seien Sie
meine Liebesgambe! Sehen Sie in meine Augen!
Was ſehen Sie!
— Sie haben ſehr ſchöne Augen, wirklich.
— Blos ſchön? Nicht auch tief? Sehen Sie
noch einmal hinein!
Es ſah aus, als wollte er die Sängerin wie
eine Auſter mit den Augen verſchlucken.
— Aber Sie müſſen meine Kniee in Ruhe
laſſen. Wirklich: Sehr ſchöne Augen! Sind Ihre
Gedichte auch ſo ſchön?
— Ach, laſſen Sie meine Gedichte! Meine
Gedichte ſind nichts, aber meine Liebe iſt wie eine
tigerbunte Orchidee. Kennen Sie die Orchideeen
mit den gekrümmten Piſtillen, die wie gelbgepuderte
Schlangen ſind?
Die Sängerin ſchob ein zweites Mal die Hände
des Zungenſchnalzers von ihren Knieen, dann lachte ſie:
— Jetzt thut mirs blos leid, daß der da unten
ſchläft. Das is gewiß auch ein Netter!
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Zitationshilfe: | Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/366>, abgerufen am 16.07.2024. |