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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Viertes Buch, drittes Kapitel.
tikern: Pas de Tieck. Dann hat er mit den
drei Poseusen eine herrliche Nummer ausgeheckt:
Das Heinedenkmal. Die Idee ist von mir, aber
ich muß sagen: Er hat sie direkt mit Diamanten
übersät. Er wird Heine selber darstellen, im Bett
liegend, von anmutigen weiblichen Visionen ergötzt.
Auch einen dressierten Bären hat er als Atta Troll
aufgetrieben. Na, Du wirst ja sehen! Es ist eine
unbeschreibliche Nummer! Damit die Antisemiten
nicht Spektakel machen, lassen wir darauf das
"Journalistische Trio" folgen mit den drei jüdischen
Komikern. Sie sind zwar ein bischen ruppig, aber
ohne Ruppigkeiten gehts nicht. Übrigens ist mein
Text dazu um so feiner. Die Bande solls spüren!
Jetzt, wo sie wissen, daß ich die Sache mache,
druckt kein Mensch unsre Waschzettel mehr. Na,
dafür haben wir die Litfaßsäulen! Totschweigen
giebts nicht! -- Nur: Diese verfluchten Lyriker!
Schließlich muß ich alle Couplets alleine machen.
Wenn ich nur mehr Zeit hätte! Und dieser Bären¬
führer, auf den ich so viel Hoffnung gesetzt hatte!
Der Mensch weigert sich, regelmäßige Strophen zu
bauen und steift sich fortwährend auf das, was
er "Finesse" nennt. Der Peripathetiker thut auch
nicht, was man will, und Kasimir kennt seit zwei

Viertes Buch, drittes Kapitel.
tikern: Pas de Tieck. Dann hat er mit den
drei Poſeuſen eine herrliche Nummer ausgeheckt:
Das Heinedenkmal. Die Idee iſt von mir, aber
ich muß ſagen: Er hat ſie direkt mit Diamanten
überſät. Er wird Heine ſelber darſtellen, im Bett
liegend, von anmutigen weiblichen Viſionen ergötzt.
Auch einen dreſſierten Bären hat er als Atta Troll
aufgetrieben. Na, Du wirſt ja ſehen! Es iſt eine
unbeſchreibliche Nummer! Damit die Antiſemiten
nicht Spektakel machen, laſſen wir darauf das
„Journaliſtiſche Trio“ folgen mit den drei jüdiſchen
Komikern. Sie ſind zwar ein bischen ruppig, aber
ohne Ruppigkeiten gehts nicht. Übrigens iſt mein
Text dazu um ſo feiner. Die Bande ſolls ſpüren!
Jetzt, wo ſie wiſſen, daß ich die Sache mache,
druckt kein Menſch unſre Waſchzettel mehr. Na,
dafür haben wir die Litfaßſäulen! Totſchweigen
giebts nicht! — Nur: Dieſe verfluchten Lyriker!
Schließlich muß ich alle Couplets alleine machen.
Wenn ich nur mehr Zeit hätte! Und dieſer Bären¬
führer, auf den ich ſo viel Hoffnung geſetzt hatte!
Der Menſch weigert ſich, regelmäßige Strophen zu
bauen und ſteift ſich fortwährend auf das, was
er „Fineſſe“ nennt. Der Peripathetiker thut auch
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[367/0381] Viertes Buch, drittes Kapitel. tikern: Pas de Tieck. Dann hat er mit den drei Poſeuſen eine herrliche Nummer ausgeheckt: Das Heinedenkmal. Die Idee iſt von mir, aber ich muß ſagen: Er hat ſie direkt mit Diamanten überſät. Er wird Heine ſelber darſtellen, im Bett liegend, von anmutigen weiblichen Viſionen ergötzt. Auch einen dreſſierten Bären hat er als Atta Troll aufgetrieben. Na, Du wirſt ja ſehen! Es iſt eine unbeſchreibliche Nummer! Damit die Antiſemiten nicht Spektakel machen, laſſen wir darauf das „Journaliſtiſche Trio“ folgen mit den drei jüdiſchen Komikern. Sie ſind zwar ein bischen ruppig, aber ohne Ruppigkeiten gehts nicht. Übrigens iſt mein Text dazu um ſo feiner. Die Bande ſolls ſpüren! Jetzt, wo ſie wiſſen, daß ich die Sache mache, druckt kein Menſch unſre Waſchzettel mehr. Na, dafür haben wir die Litfaßſäulen! Totſchweigen giebts nicht! — Nur: Dieſe verfluchten Lyriker! Schließlich muß ich alle Couplets alleine machen. Wenn ich nur mehr Zeit hätte! Und dieſer Bären¬ führer, auf den ich ſo viel Hoffnung geſetzt hatte! Der Menſch weigert ſich, regelmäßige Strophen zu bauen und ſteift ſich fortwährend auf das, was er „Fineſſe“ nennt. Der Peripathetiker thut auch nicht, was man will, und Kaſimir kennt ſeit zwei

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/381>, abgerufen am 22.11.2024.