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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
Wochen blos noch ein Thema: Die Blutschande.
Was soll man mit solchen Leuten machen? Die
Literatur sitzt ihnen im Schädel wie eine Riesen¬
trichine. Keiner begreift, daß wir die Bühne der
Zukunft gründen wollen! Sie werden heute wieder
anrücken und Vorschuß verlangen. Ich zahle jetzt
aber nicht mehr in baar, sondern in Viktualien.
Dabei hat sich Kasimir in die zweite Poseuse ver¬
liebt und will für sie einen Seelenrhythmus dichten,
natürlich ohne Worte, blos "Geberden einer pro¬
funden Idiotie des Geschlechtszentrums". Das geht
noch über den Zungenschnalzer! Dafür verlangt
der Bärenführer -- den antierotischen Bauchtanz!
Nächstens schmeiße ich alle Drei die Treppe hin¬
unter. Sie haben keinen Ernst, weil sie keine
Verantwortung haben!

-- Gott, vorhin hast Du so'n fideles Gesicht
gemacht, und jetzt bist Du der richtige Direktor!

-- Ach, ja, freilich! Weißt Du: Die ganze Ge¬
schichte wäre herrlich, wenn blos nicht diese ver¬
dammte Literatur dabei wäre. Natürlich bin ich
fidel! Ich habe ja was zu thun! Aber, wie gesagt:
Die Literatur! Wenn wir blos keine Literatur
brauchten!

In diesem Augenblicke schoben sich die Drei zur

Stilpe.
Wochen blos noch ein Thema: Die Blutſchande.
Was ſoll man mit ſolchen Leuten machen? Die
Literatur ſitzt ihnen im Schädel wie eine Rieſen¬
trichine. Keiner begreift, daß wir die Bühne der
Zukunft gründen wollen! Sie werden heute wieder
anrücken und Vorſchuß verlangen. Ich zahle jetzt
aber nicht mehr in baar, ſondern in Viktualien.
Dabei hat ſich Kaſimir in die zweite Poſeuſe ver¬
liebt und will für ſie einen Seelenrhythmus dichten,
natürlich ohne Worte, blos „Geberden einer pro¬
funden Idiotie des Geſchlechtszentrums“. Das geht
noch über den Zungenſchnalzer! Dafür verlangt
der Bärenführer — den antierotiſchen Bauchtanz!
Nächſtens ſchmeiße ich alle Drei die Treppe hin¬
unter. Sie haben keinen Ernſt, weil ſie keine
Verantwortung haben!

— Gott, vorhin haſt Du ſo'n fideles Geſicht
gemacht, und jetzt biſt Du der richtige Direktor!

— Ach, ja, freilich! Weißt Du: Die ganze Ge¬
ſchichte wäre herrlich, wenn blos nicht dieſe ver¬
dammte Literatur dabei wäre. Natürlich bin ich
fidel! Ich habe ja was zu thun! Aber, wie geſagt:
Die Literatur! Wenn wir blos keine Literatur
brauchten!

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[368/0382] Stilpe. Wochen blos noch ein Thema: Die Blutſchande. Was ſoll man mit ſolchen Leuten machen? Die Literatur ſitzt ihnen im Schädel wie eine Rieſen¬ trichine. Keiner begreift, daß wir die Bühne der Zukunft gründen wollen! Sie werden heute wieder anrücken und Vorſchuß verlangen. Ich zahle jetzt aber nicht mehr in baar, ſondern in Viktualien. Dabei hat ſich Kaſimir in die zweite Poſeuſe ver¬ liebt und will für ſie einen Seelenrhythmus dichten, natürlich ohne Worte, blos „Geberden einer pro¬ funden Idiotie des Geſchlechtszentrums“. Das geht noch über den Zungenſchnalzer! Dafür verlangt der Bärenführer — den antierotiſchen Bauchtanz! Nächſtens ſchmeiße ich alle Drei die Treppe hin¬ unter. Sie haben keinen Ernſt, weil ſie keine Verantwortung haben! — Gott, vorhin haſt Du ſo'n fideles Geſicht gemacht, und jetzt biſt Du der richtige Direktor! — Ach, ja, freilich! Weißt Du: Die ganze Ge¬ ſchichte wäre herrlich, wenn blos nicht dieſe ver¬ dammte Literatur dabei wäre. Natürlich bin ich fidel! Ich habe ja was zu thun! Aber, wie geſagt: Die Literatur! Wenn wir blos keine Literatur brauchten! In dieſem Augenblicke ſchoben ſich die Drei zur

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/382>, abgerufen am 25.11.2024.