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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
mal die bunten, feinen Stoffe da an! Was müssen
das für Verse sein, die mit solchen Farben, solchen
Mustern konkurrieren wollen! Zieht doch eure Verse
endlich mal aus! Ich lasse Rops tanzen, -- habt
ihr doch die Kurasche, Rops zu dichten! Unser
Theater heißt doch Momus und nicht Stöcker.
Seid ihr denn Predigtamtskandidaten? Mein Gott,
was thät ich, wenn ich auf euch angewiesen wäre!

So polterte er sich aus und genügte seinem
Bedürfnisse, ab und an verwegene Worte zu ballen.
Aus diesem Grunde waren ihm die renitenten
Dichter, obwohl er sich herzhaft über sie ärgerte,
doch unentbehrlich. Er konnte "an sie hin reden"
und sich bei dieser Gelegenheit klar machen, worauf
hinaus er eigentlich wollte. Diese Art, sich in
Feuer zu reiben, that ihm gute Dienste. Er fand
sich mit seinem literarischen Gewissen ab, indem er
sich mit den ungebärdigen Poeten abraufte. Wären
sie nicht immer wieder aufgetaucht, so hätte er die
Literatur überhaupt vergessen und wäre ganz in
Mußlin und Seide aufgegangen.

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Stilpe.
mal die bunten, feinen Stoffe da an! Was müſſen
das für Verſe ſein, die mit ſolchen Farben, ſolchen
Muſtern konkurrieren wollen! Zieht doch eure Verſe
endlich mal aus! Ich laſſe Rops tanzen, — habt
ihr doch die Kuraſche, Rops zu dichten! Unſer
Theater heißt doch Momus und nicht Stöcker.
Seid ihr denn Predigtamtskandidaten? Mein Gott,
was thät ich, wenn ich auf euch angewieſen wäre!

So polterte er ſich aus und genügte ſeinem
Bedürfniſſe, ab und an verwegene Worte zu ballen.
Aus dieſem Grunde waren ihm die renitenten
Dichter, obwohl er ſich herzhaft über ſie ärgerte,
doch unentbehrlich. Er konnte „an ſie hin reden“
und ſich bei dieſer Gelegenheit klar machen, worauf
hinaus er eigentlich wollte. Dieſe Art, ſich in
Feuer zu reiben, that ihm gute Dienſte. Er fand
ſich mit ſeinem literariſchen Gewiſſen ab, indem er
ſich mit den ungebärdigen Poeten abraufte. Wären
ſie nicht immer wieder aufgetaucht, ſo hätte er die
Literatur überhaupt vergeſſen und wäre ganz in
Mußlin und Seide aufgegangen.

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[378/0392] Stilpe. mal die bunten, feinen Stoffe da an! Was müſſen das für Verſe ſein, die mit ſolchen Farben, ſolchen Muſtern konkurrieren wollen! Zieht doch eure Verſe endlich mal aus! Ich laſſe Rops tanzen, — habt ihr doch die Kuraſche, Rops zu dichten! Unſer Theater heißt doch Momus und nicht Stöcker. Seid ihr denn Predigtamtskandidaten? Mein Gott, was thät ich, wenn ich auf euch angewieſen wäre! So polterte er ſich aus und genügte ſeinem Bedürfniſſe, ab und an verwegene Worte zu ballen. Aus dieſem Grunde waren ihm die renitenten Dichter, obwohl er ſich herzhaft über ſie ärgerte, doch unentbehrlich. Er konnte „an ſie hin reden“ und ſich bei dieſer Gelegenheit klar machen, worauf hinaus er eigentlich wollte. Dieſe Art, ſich in Feuer zu reiben, that ihm gute Dienſte. Er fand ſich mit ſeinem literariſchen Gewiſſen ab, indem er ſich mit den ungebärdigen Poeten abraufte. Wären ſie nicht immer wieder aufgetaucht, ſo hätte er die Literatur überhaupt vergeſſen und wäre ganz in Mußlin und Seide aufgegangen. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/392>, abgerufen am 22.11.2024.