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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
Beifall hielt an, und er erschien wieder, trat ganz
an die Rampe vor und sagte: "Übrigens haben
Sie mich vorhin gestört. Ich bin nicht hier her¬
gekommen, Ihnen was vorzuflöten." Dann ganz
leise: "Es ist doch kein Schutzmann unter
Ihnen ...?..." Rufe aus dem Publikum: Ih
wo! -- Stilpe: "Ich ... ich... möchte mich
nämlich erhängen."

Ihr werdet es kaum glauben, aber das wurde
in einem Tone gesagt, daß selbst dieses Publikum
erschrak. Aber nun schlug Stilpe eine Lache auf:
Sie denken wohl, das ist unangenehm? Im
Gögenteil! Ich habe mir sagen lassen, man erlebt
da seine schönsten Sachen alle noch einmal. Jotte
nee, was ick mir auf Laura'n freue!

Und jetzt folgte ein bockiges Herumstolzieren mit
vorgestrecktem Bauche, eine laszive Szene ohne Worte,
die in mir direkt den Staatsanwalt wachrief. Ge¬
mein! Gemein!

Das Publikum wand sich vor Entzücken.
Stilpe aber hielt plötzlich inne und rief: Aber
wissen Sie denn auch, warum ich mich erhängen
will?

Und nun folgte, ich kann es nicht anders
nennen, eine Dissertation über den Selbstmord.

Stilpe.
Beifall hielt an, und er erſchien wieder, trat ganz
an die Rampe vor und ſagte: „Übrigens haben
Sie mich vorhin geſtört. Ich bin nicht hier her¬
gekommen, Ihnen was vorzuflöten.“ Dann ganz
leiſe: „Es iſt doch kein Schutzmann unter
Ihnen ...?...“ Rufe aus dem Publikum: Ih
wo! — Stilpe: „Ich ... ich... möchte mich
nämlich erhängen.“

Ihr werdet es kaum glauben, aber das wurde
in einem Tone geſagt, daß ſelbſt dieſes Publikum
erſchrak. Aber nun ſchlug Stilpe eine Lache auf:
Sie denken wohl, das iſt unangenehm? Im
Gögenteil! Ich habe mir ſagen laſſen, man erlebt
da ſeine ſchönſten Sachen alle noch einmal. Jotte
nee, was ick mir auf Laura'n freue!

Und jetzt folgte ein bockiges Herumſtolzieren mit
vorgeſtrecktem Bauche, eine laszive Szene ohne Worte,
die in mir direkt den Staatsanwalt wachrief. Ge¬
mein! Gemein!

Das Publikum wand ſich vor Entzücken.
Stilpe aber hielt plötzlich inne und rief: Aber
wiſſen Sie denn auch, warum ich mich erhängen
will?

Und nun folgte, ich kann es nicht anders
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[396/0410] Stilpe. Beifall hielt an, und er erſchien wieder, trat ganz an die Rampe vor und ſagte: „Übrigens haben Sie mich vorhin geſtört. Ich bin nicht hier her¬ gekommen, Ihnen was vorzuflöten.“ Dann ganz leiſe: „Es iſt doch kein Schutzmann unter Ihnen ...?...“ Rufe aus dem Publikum: Ih wo! — Stilpe: „Ich ... ich... möchte mich nämlich erhängen.“ Ihr werdet es kaum glauben, aber das wurde in einem Tone geſagt, daß ſelbſt dieſes Publikum erſchrak. Aber nun ſchlug Stilpe eine Lache auf: Sie denken wohl, das iſt unangenehm? Im Gögenteil! Ich habe mir ſagen laſſen, man erlebt da ſeine ſchönſten Sachen alle noch einmal. Jotte nee, was ick mir auf Laura'n freue! Und jetzt folgte ein bockiges Herumſtolzieren mit vorgeſtrecktem Bauche, eine laszive Szene ohne Worte, die in mir direkt den Staatsanwalt wachrief. Ge¬ mein! Gemein! Das Publikum wand ſich vor Entzücken. Stilpe aber hielt plötzlich inne und rief: Aber wiſſen Sie denn auch, warum ich mich erhängen will? Und nun folgte, ich kann es nicht anders nennen, eine Diſſertation über den Selbſtmord.

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/410>, abgerufen am 21.11.2024.