Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.Stilpe. wundernd, anhaltend, so daß sich der Vorhangdreimal über dem zuckenden Körper des Hän¬ genden erheben mußte. Da erst fiel es den "Habitues" dieser Schaustellung auf, daß der Darsteller nicht wie sonst seinen Kopf in der Schlinge gegen das Publikum verneigte. Man eilte über die Rampe weg auf die Bühne und schnitt den Erhängten ab. Da es nicht möglich war, ihn wieder ins Leben zu bringen, so muß mit Bestimmtheit angenommen werden, daß Schonaar, um ganz sicher zu gehen, sich vorher vergiftet hat. Die polizeiärztliche Untersuchung wird zweifellos die Richtigkeit dieser Mut¬ maßung ergeben. In den Taschen des Selbst¬ mörders fand man ein Packet mit der Auf¬ schrift: An den Staatsanwalt Girlinger. Dies erweckt die Vermutung, daß dieser Selbstmord vielleicht noch anderweites kriminelles Inter¬ esse hat. Wir kommen auf den krassen Fall zurück. Schon zum Abendbrot hatten die Berliner volle (Zum Selbstmord im "Nordlicht".) Der scheußliche Selbstmord auf offener Bühne, Stilpe. wundernd, anhaltend, ſo daß ſich der Vorhangdreimal über dem zuckenden Körper des Hän¬ genden erheben mußte. Da erſt fiel es den „Habitués“ dieſer Schauſtellung auf, daß der Darſteller nicht wie ſonſt ſeinen Kopf in der Schlinge gegen das Publikum verneigte. Man eilte über die Rampe weg auf die Bühne und ſchnitt den Erhängten ab. Da es nicht möglich war, ihn wieder ins Leben zu bringen, ſo muß mit Beſtimmtheit angenommen werden, daß Schonaar, um ganz ſicher zu gehen, ſich vorher vergiftet hat. Die polizeiärztliche Unterſuchung wird zweifellos die Richtigkeit dieſer Mut¬ maßung ergeben. In den Taſchen des Selbſt¬ mörders fand man ein Packet mit der Auf¬ ſchrift: An den Staatsanwalt Girlinger. Dies erweckt die Vermutung, daß dieſer Selbſtmord vielleicht noch anderweites kriminelles Inter¬ eſſe hat. Wir kommen auf den kraſſen Fall zurück. Schon zum Abendbrot hatten die Berliner volle (Zum Selbſtmord im „Nordlicht“.) Der ſcheußliche Selbſtmord auf offener Bühne, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0416" n="402"/><fw place="top" type="header">Stilpe.<lb/></fw> wundernd, anhaltend, ſo daß ſich der Vorhang<lb/> dreimal über dem zuckenden Körper des Hän¬<lb/> genden erheben mußte. Da erſt fiel es den<lb/> „Habitu<hi rendition="#aq">é</hi>s“ dieſer Schauſtellung auf, daß der<lb/> Darſteller nicht wie ſonſt ſeinen Kopf in der<lb/> Schlinge gegen das Publikum verneigte. Man<lb/> eilte über die Rampe weg auf die Bühne und<lb/> ſchnitt den Erhängten ab. Da es nicht möglich<lb/> war, ihn wieder ins Leben zu bringen, ſo muß<lb/> mit Beſtimmtheit angenommen werden, daß<lb/> Schonaar, um ganz ſicher zu gehen, ſich vorher<lb/> vergiftet hat. Die polizeiärztliche Unterſuchung<lb/> wird zweifellos die Richtigkeit dieſer Mut¬<lb/> maßung ergeben. In den Taſchen des Selbſt¬<lb/> mörders fand man ein Packet mit der Auf¬<lb/> ſchrift: An den Staatsanwalt Girlinger. Dies<lb/> erweckt die Vermutung, daß dieſer Selbſtmord<lb/> vielleicht noch anderweites kriminelles Inter¬<lb/> eſſe hat. Wir kommen auf den kraſſen Fall<lb/> zurück.</p><lb/> <p>Schon zum Abendbrot hatten die Berliner volle<lb/> Aufklärung über den Fall Schonaar. Sie laſen:</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Zum Selb</hi>ſ<hi rendition="#g">tmord im</hi> „<hi rendition="#g">Nordlicht</hi>“.)</p><lb/> <p>Der ſcheußliche Selbſtmord auf offener Bühne,<lb/> von dem wir heute früh berichtet haben, hat<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [402/0416]
Stilpe.
wundernd, anhaltend, ſo daß ſich der Vorhang
dreimal über dem zuckenden Körper des Hän¬
genden erheben mußte. Da erſt fiel es den
„Habitués“ dieſer Schauſtellung auf, daß der
Darſteller nicht wie ſonſt ſeinen Kopf in der
Schlinge gegen das Publikum verneigte. Man
eilte über die Rampe weg auf die Bühne und
ſchnitt den Erhängten ab. Da es nicht möglich
war, ihn wieder ins Leben zu bringen, ſo muß
mit Beſtimmtheit angenommen werden, daß
Schonaar, um ganz ſicher zu gehen, ſich vorher
vergiftet hat. Die polizeiärztliche Unterſuchung
wird zweifellos die Richtigkeit dieſer Mut¬
maßung ergeben. In den Taſchen des Selbſt¬
mörders fand man ein Packet mit der Auf¬
ſchrift: An den Staatsanwalt Girlinger. Dies
erweckt die Vermutung, daß dieſer Selbſtmord
vielleicht noch anderweites kriminelles Inter¬
eſſe hat. Wir kommen auf den kraſſen Fall
zurück.
Schon zum Abendbrot hatten die Berliner volle
Aufklärung über den Fall Schonaar. Sie laſen:
(Zum Selbſtmord im „Nordlicht“.)
Der ſcheußliche Selbſtmord auf offener Bühne,
von dem wir heute früh berichtet haben, hat
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