Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.Viertes Buch, Schlußkapitel. kein weiteres kriminelles Interesse, wohl abereine psychologisches traurigster Natur. Der Selbstmörder, der unter dem Namen Schonaar ein elendes Dasein als Komiker niederster Gattung gefristet hat, war der ehemals viel genannte und gefürchtete Kritiker Willibald Stilpe, derselbe, der sich in der Literatur durch das berüchtigte Pamphlet "Der Tinten¬ sumpf" unmöglich gemacht und dann das bald verkrachte "Literatur-Tingeltangel Momus" gegründet hat. Wieder einmal ein Talent, das an seiner eigenen Charakterlosigkeit zu Grunde gegangen ist! Über die direkten Motive zu diesem in so schauerlicher Weise in Szene ge¬ setzten Selbstmord haben wir vom Herrn Staats¬ anwalt Girlinger, an den der Selbstmörder ein Bündel Manuskripte geschickt hat, nichts er¬ fahren können. Man kann sie wohl in das eine Wort zusammenfassen: Delirium. [Abbildung]
Das war das Amen-Wort der Öffentlichkeit 26*
Viertes Buch, Schlußkapitel. kein weiteres kriminelles Intereſſe, wohl abereine pſychologiſches traurigſter Natur. Der Selbſtmörder, der unter dem Namen Schonaar ein elendes Daſein als Komiker niederſter Gattung gefriſtet hat, war der ehemals viel genannte und gefürchtete Kritiker Willibald Stilpe, derſelbe, der ſich in der Literatur durch das berüchtigte Pamphlet „Der Tinten¬ ſumpf“ unmöglich gemacht und dann das bald verkrachte „Literatur-Tingeltangel Momus“ gegründet hat. Wieder einmal ein Talent, das an ſeiner eigenen Charakterloſigkeit zu Grunde gegangen iſt! Über die direkten Motive zu dieſem in ſo ſchauerlicher Weiſe in Szene ge¬ ſetzten Selbſtmord haben wir vom Herrn Staats¬ anwalt Girlinger, an den der Selbſtmörder ein Bündel Manuſkripte geſchickt hat, nichts er¬ fahren können. Man kann ſie wohl in das eine Wort zuſammenfaſſen: Delirium. [Abbildung]
Das war das Amen-Wort der Öffentlichkeit 26*
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Viertes Buch, Schlußkapitel.
kein weiteres kriminelles Intereſſe, wohl aber
eine pſychologiſches traurigſter Natur. Der
Selbſtmörder, der unter dem Namen Schonaar
ein elendes Daſein als Komiker niederſter
Gattung gefriſtet hat, war der ehemals viel
genannte und gefürchtete Kritiker Willibald
Stilpe, derſelbe, der ſich in der Literatur
durch das berüchtigte Pamphlet „Der Tinten¬
ſumpf“ unmöglich gemacht und dann das bald
verkrachte „Literatur-Tingeltangel Momus“
gegründet hat. Wieder einmal ein Talent, das
an ſeiner eigenen Charakterloſigkeit zu Grunde
gegangen iſt! Über die direkten Motive zu
dieſem in ſo ſchauerlicher Weiſe in Szene ge¬
ſetzten Selbſtmord haben wir vom Herrn Staats¬
anwalt Girlinger, an den der Selbſtmörder ein
Bündel Manuſkripte geſchickt hat, nichts er¬
fahren können. Man kann ſie wohl in das
eine Wort zuſammenfaſſen: Delirium.
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Das war das Amen-Wort der Öffentlichkeit
zum Lebensabſchluß Stilpes.
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