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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Stilpe.
einziges Mal mit aller Kraft mich ganz fassen! . . .
Ach! Ich bin mit dem Schädel gegen die Wand
gerannt und habe mir, ganz biblisch, die Haare aus¬
gerissen. Geheult und gekreischt in Weinen und
Lachen! Unsinn! Unsinn! Noch mehr saufen!
Ecce medicamentum. Vergeblich. Ich reagiere nicht
mehr.

Ich habe nur noch das Ekelgefühl und eine
marode Sehnsucht. Fertig, weißt Du, was man
so fertig nennt. Hin und wieder angenehm ver¬
rückte Anstöße, aber ich fühle: Die verdanke ich
auch blos dem . . . Entschluß.

Der macht mir überhaupt viele Freude. Ja.
Ich finde doch, daß ich nicht übel abgehe.

Über den Geschmack der letzten Szene kann
man ja streiten. Natürlich. Aber was geht das
mich an? Ich finde, daß sie ausdrucksvoll ist. Dem
Leben die Zunge herausstrecken, eurem Leben,
meine Lieben, das Plaisier müßt ihr mir schon
gönnen.

Ich bin nun mal auf die böse Seite hinüber¬
gerutscht, wo die Respektlosen, die Giftigen stehn.
Wie kann da mein Geschmack der eure sein, ihr Leute
von der Harmonie? Wenn ich Bomben würfe,
würde die Geschmacksdivergenz noch mehr klaffen.

Stilpe.
einziges Mal mit aller Kraft mich ganz faſſen! . . .
Ach! Ich bin mit dem Schädel gegen die Wand
gerannt und habe mir, ganz bibliſch, die Haare aus¬
geriſſen. Geheult und gekreiſcht in Weinen und
Lachen! Unſinn! Unſinn! Noch mehr ſaufen!
Ecce medicamentum. Vergeblich. Ich reagiere nicht
mehr.

Ich habe nur noch das Ekelgefühl und eine
marode Sehnſucht. Fertig, weißt Du, was man
ſo fertig nennt. Hin und wieder angenehm ver¬
rückte Anſtöße, aber ich fühle: Die verdanke ich
auch blos dem . . . Entſchluß.

Der macht mir überhaupt viele Freude. Ja.
Ich finde doch, daß ich nicht übel abgehe.

Über den Geſchmack der letzten Szene kann
man ja ſtreiten. Natürlich. Aber was geht das
mich an? Ich finde, daß ſie ausdrucksvoll iſt. Dem
Leben die Zunge herausſtrecken, eurem Leben,
meine Lieben, das Plaiſier müßt ihr mir ſchon
gönnen.

Ich bin nun mal auf die böſe Seite hinüber¬
gerutſcht, wo die Reſpektloſen, die Giftigen ſtehn.
Wie kann da mein Geſchmack der eure ſein, ihr Leute
von der Harmonie? Wenn ich Bomben würfe,
würde die Geſchmacksdivergenz noch mehr klaffen.

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[414/0428] Stilpe. einziges Mal mit aller Kraft mich ganz faſſen! . . . Ach! Ich bin mit dem Schädel gegen die Wand gerannt und habe mir, ganz bibliſch, die Haare aus¬ geriſſen. Geheult und gekreiſcht in Weinen und Lachen! Unſinn! Unſinn! Noch mehr ſaufen! Ecce medicamentum. Vergeblich. Ich reagiere nicht mehr. Ich habe nur noch das Ekelgefühl und eine marode Sehnſucht. Fertig, weißt Du, was man ſo fertig nennt. Hin und wieder angenehm ver¬ rückte Anſtöße, aber ich fühle: Die verdanke ich auch blos dem . . . Entſchluß. Der macht mir überhaupt viele Freude. Ja. Ich finde doch, daß ich nicht übel abgehe. Über den Geſchmack der letzten Szene kann man ja ſtreiten. Natürlich. Aber was geht das mich an? Ich finde, daß ſie ausdrucksvoll iſt. Dem Leben die Zunge herausſtrecken, eurem Leben, meine Lieben, das Plaiſier müßt ihr mir ſchon gönnen. Ich bin nun mal auf die böſe Seite hinüber¬ gerutſcht, wo die Reſpektloſen, die Giftigen ſtehn. Wie kann da mein Geſchmack der eure ſein, ihr Leute von der Harmonie? Wenn ich Bomben würfe, würde die Geſchmacksdivergenz noch mehr klaffen.

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/428>, abgerufen am 22.11.2024.