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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897.

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Viertes Buch, Schlußkapitel.
weiß. So! So! Ich habs! Nur deshalb . . .
Nein! Nebel! Kopfschütteln. Müde. Trinken!


Ich laufe den ganzen Tag im Zimmer herum
wie ein Tier im Käfig. Und ich merke, daß mich
das hypnotisiert, wie einen Fakir das Kopfdrehen.
Jetzt bin ich wunderbar ruhig. Das ist sehr schön.
Nun weiß ich auch, warum . . .

Siehst Du, Robert (hab ich Dich je Robert ge¬
nannt, Du Schäker?), so ists: Ich fühle, daß ich
auch im Sumpf nicht ganz aufgehe. Nein, nicht
einmal im Sumpf. Und doch ist Aufgehen Alles.
Worin, das bleibt sich gleich . . .

Eine Weile schien Alles gut. Ich -- fühlte
mich wohl und akklimatisierte mich. Aber von
dem Tage an
, wo Du mit mir sprachst,
begann das Ziehen wieder, das Hinaufwollen.
Ein Taumel erst. Verse sprudelten auf, Fragment
auf Fragment. Hohes Entzücken! Phönix aus der
Asche! Dann aus allen Höhen herunter. Wirre
Verzweiflung . . . Zuckende Erkenntnis. . . . Hin
und her. Ich will! Ich kann! . . . Nein! Nein!
Hund! Lump! Mach ein Ende! . . . Nein!
Ich habe ja die volle Seele! Ich muß nur ein

Viertes Buch, Schlußkapitel.
weiß. So! So! Ich habs! Nur deshalb . . .
Nein! Nebel! Kopfſchütteln. Müde. Trinken!


Ich laufe den ganzen Tag im Zimmer herum
wie ein Tier im Käfig. Und ich merke, daß mich
das hypnotiſiert, wie einen Fakir das Kopfdrehen.
Jetzt bin ich wunderbar ruhig. Das iſt ſehr ſchön.
Nun weiß ich auch, warum . . .

Siehſt Du, Robert (hab ich Dich je Robert ge¬
nannt, Du Schäker?), ſo iſts: Ich fühle, daß ich
auch im Sumpf nicht ganz aufgehe. Nein, nicht
einmal im Sumpf. Und doch iſt Aufgehen Alles.
Worin, das bleibt ſich gleich . . .

Eine Weile ſchien Alles gut. Ich — fühlte
mich wohl und akklimatiſierte mich. Aber von
dem Tage an
, wo Du mit mir ſprachſt,
begann das Ziehen wieder, das Hinaufwollen.
Ein Taumel erſt. Verſe ſprudelten auf, Fragment
auf Fragment. Hohes Entzücken! Phönix aus der
Aſche! Dann aus allen Höhen herunter. Wirre
Verzweiflung . . . Zuckende Erkenntnis. . . . Hin
und her. Ich will! Ich kann! . . . Nein! Nein!
Hund! Lump! Mach ein Ende! . . . Nein!
Ich habe ja die volle Seele! Ich muß nur ein

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[413/0427] Viertes Buch, Schlußkapitel. weiß. So! So! Ich habs! Nur deshalb . . . Nein! Nebel! Kopfſchütteln. Müde. Trinken! Ich laufe den ganzen Tag im Zimmer herum wie ein Tier im Käfig. Und ich merke, daß mich das hypnotiſiert, wie einen Fakir das Kopfdrehen. Jetzt bin ich wunderbar ruhig. Das iſt ſehr ſchön. Nun weiß ich auch, warum . . . Siehſt Du, Robert (hab ich Dich je Robert ge¬ nannt, Du Schäker?), ſo iſts: Ich fühle, daß ich auch im Sumpf nicht ganz aufgehe. Nein, nicht einmal im Sumpf. Und doch iſt Aufgehen Alles. Worin, das bleibt ſich gleich . . . Eine Weile ſchien Alles gut. Ich — fühlte mich wohl und akklimatiſierte mich. Aber von dem Tage an, wo Du mit mir ſprachſt, begann das Ziehen wieder, das Hinaufwollen. Ein Taumel erſt. Verſe ſprudelten auf, Fragment auf Fragment. Hohes Entzücken! Phönix aus der Aſche! Dann aus allen Höhen herunter. Wirre Verzweiflung . . . Zuckende Erkenntnis. . . . Hin und her. Ich will! Ich kann! . . . Nein! Nein! Hund! Lump! Mach ein Ende! . . . Nein! Ich habe ja die volle Seele! Ich muß nur ein

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Zitationshilfe: Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/427>, abgerufen am 21.11.2024.