Sie sitzen alle recht sorglos und im süßen Ge¬ nusse des Verbotenen bei einander, da thut sich die Thüre auf und Fliczek schreit herein: Fenster auf! Lichter aus! Der Alte kommt übern Hof!
Dann, wie die Lichter ausgelöscht sind, flüstert er leise zu jemand Unsichtbarem hinter ihm: Schnell, da 'nein, unters Katheder!
Willibald war gerade daran, als Letzter zum Fenster hinauszuspringen. Da, aber, wie eigen das war, drehte es ihn um.
Was denn nur? Unters Katheder!
Er duckte sich dort in die Ecke.
Da, wie es raschelt! Und neben ihm, hart neben ihm drückt sich was Weiches.
Gott oh Gott! Was mag das sein! Wie warm! oh, und wenn tausend Direktoren kämen! Die süße Angst!
-- Wer bist denn Du?
-- Sei doch stille! Der Direktor . . .! Herrgott, wie weich und warm!
-- Rem! Hm! Rem! -- Es kommt den Gang herauf. Die Thüre schlägt.
-- Rem! Hm! Rem! -- Jetzt ist er wohl im Zimmer? Ja, man hört ihn ja schnaufen.
Stilpe.
Sie ſitzen alle recht ſorglos und im ſüßen Ge¬ nuſſe des Verbotenen bei einander, da thut ſich die Thüre auf und Fliczek ſchreit herein: Fenſter auf! Lichter aus! Der Alte kommt übern Hof!
Dann, wie die Lichter ausgelöſcht ſind, flüſtert er leiſe zu jemand Unſichtbarem hinter ihm: Schnell, da 'nein, unters Katheder!
Willibald war gerade daran, als Letzter zum Fenſter hinauszuſpringen. Da, aber, wie eigen das war, drehte es ihn um.
Was denn nur? Unters Katheder!
Er duckte ſich dort in die Ecke.
Da, wie es raſchelt! Und neben ihm, hart neben ihm drückt ſich was Weiches.
Gott oh Gott! Was mag das ſein! Wie warm! oh, und wenn tauſend Direktoren kämen! Die ſüße Angſt!
— Wer biſt denn Du?
— Sei doch ſtille! Der Direktor . . .! Herrgott, wie weich und warm!
— Rem! Hm! Rem! — Es kommt den Gang herauf. Die Thüre ſchlägt.
— Rem! Hm! Rem! — Jetzt iſt er wohl im Zimmer? Ja, man hört ihn ja ſchnaufen.
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Stilpe.
Sie ſitzen alle recht ſorglos und im ſüßen Ge¬
nuſſe des Verbotenen bei einander, da thut ſich die
Thüre auf und Fliczek ſchreit herein: Fenſter auf!
Lichter aus! Der Alte kommt übern Hof!
Dann, wie die Lichter ausgelöſcht ſind, flüſtert
er leiſe zu jemand Unſichtbarem hinter ihm: Schnell,
da 'nein, unters Katheder!
Willibald war gerade daran, als Letzter zum
Fenſter hinauszuſpringen. Da, aber, wie eigen das
war, drehte es ihn um.
Was denn nur? Unters Katheder!
Er duckte ſich dort in die Ecke.
Da, wie es raſchelt! Und neben ihm, hart
neben ihm drückt ſich was Weiches.
Gott oh Gott! Was mag das ſein! Wie
warm! oh, und wenn tauſend Direktoren kämen!
Die ſüße Angſt!
— Wer biſt denn Du?
— Sei doch ſtille! Der Direktor . . .!
Herrgott, wie weich und warm!
— Rem! Hm! Rem! — Es kommt den
Gang herauf. Die Thüre ſchlägt.
— Rem! Hm! Rem! — Jetzt iſt er wohl
im Zimmer? Ja, man hört ihn ja ſchnaufen.
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Bierbaum, Otto Julius: Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive. Berlin, 1897, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bierbaum_stilpe_1897/56>, abgerufen am 24.11.2024.
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