Man muß auch merken, daß der Magnet sich nicht gerad gegen die Weltpole zu, wegen seiner Abweichung, kehre, solche träget anjetzo zu Pa- ris mehr als 12. Grad und 15. Minuten gegen Nord-Westen aus, aiso daß der mitternächtige Polus des Magnets um mehr als 12 Grad von dem Welt- pole, und eben so weit sein Gegentheil, abstehe, welches dann Anlaß gegeben, daß man diese zwo Gegenden, die Polos des Magnets, welche gegen die zwo magnetischen Pole der Welt sich kehren, und die gerade Linie, die Haupt- are des Magnets, die sich von einem Polo zum andern erstrecket, genennet, und dieses darum, weilen um die Axe herum, die gröste Kraft des Magnets sich zeiget, und um die zween Polos sich seine Kraft noch mehr hervor thut. Man hat sich auch darauf einen AEquatorem eingebildet, welcher ein Zirkel ist, der um die in gleicher Weite von den Polen abstehenden Fläche des Magnets gehet, wie auch Mittagskreise, die durch ihre zween Hauptpole gehen, deßwegen hat man auch dieses eine magnetische Sphaeram genennet.
So man die Hauptpole eines Magnets zu wissen verlanget, muß man ein Kartenblat, wie der Stein geformet ist, ausschneiden, damit man sol- chen in dem Ausschnitt einschliessen könne, so, daß seine Hauptare sich auf der Fläche dieses Kartenblats befinde; hernach muß man ein Eisen - oder Stahlgefeil, wann solches vorhero gesiebet worden, darauf herum streuen, und ganz leiß mit einem Stäblein daran schlagen, damit, wann die magne- tische Materie dieses Gefeil in eine Bewegung bringet, solches eben die Stel- lung nehmen möge, welche mit dem Weg, den diese Materie nimmt, um von einem mitternächtigen Poro in einen andern mittägigen Porum zu gehen; über- eintrift, da man dann sehen wird, daß dieses Gefeil sich in Form verschiedener halb-Circumferenzen, deren gegeneinander überstehenden Ende die Pole des Magnets anzeigen, darstellen wird.
Man kann auch sonsten die Polos eines Magnets erfahren; wann sol- cher in das Eisen - oder Stahlgefeil, oder noch besser in kleine Stücklein von stählern Drat, den man zerschnitten, gestecket wird, so werden alsdann solche allerhand Stellungen um den Stein herum machen, dannes giebet von solchen Stücklein einige, welche ganz und gar liegen, einige halb - krumm, und endlich einige ganz gerade in die Höhe steigen, es werden aber diese Oerter in dem Stein, wo diese stählerne Stücklein perpendicular stehen, oder das Se- feil wie Haarbürstlein, oder kleine Stacheln sich gerad in die Höhe aufrichten, unfehlbar seine Poli seyn, und hingegem wird der Platz, wo sie liegen, seinen AEquatorem andeuten.
Wann nun die Poli des Magnets bekannt sind, muß man ihre Namen finden; daman nenilich solche auf dem Wasser mit einem Stücklein Pantof- selholz herumschwimmen oder an einem Faden anhängen lässet, doch, daß seine Axe mit dem Horizont parallel, seye, alsdann wird der Pol dieses Steins, der sich gegen Norden in der Welt zuwendet, der mittägige des Magnets, und das gegenüber stehende Punct, der mitternächtige seyn.
Man muß auch merken, daß der Magnet ſich nicht gerad gegen die Weltpole zu, wegen ſeiner Abweichung, kehre, ſolche träget anjetzo zu Pa- ris mehr als 12. Grad und 15. Minuten gegen Nord-Weſten aus, aiſo daß der mitternächtige Polus des Magnets um mehr als 12 Grad von dem Welt- pole, und eben ſo weit ſein Gegentheil, abſtehe, welches dann Anlaß gegeben, daß man dieſe zwo Gegenden, die Polos des Magnets, welche gegen die zwo magnetiſchen Pole der Welt ſich kehren, und die gerade Linie, die Haupt- are des Magnets, die ſich von einem Polo zum andern erſtrecket, genennet, und dieſes darum, weilen um die Axe herum, die gröſte Kraft des Magnets ſich zeiget, und um die zween Polos ſich ſeine Kraft noch mehr hervor thut. Man hat ſich auch darauf einen Æquatorem eingebildet, welcher ein Zirkel iſt, der um die in gleicher Weite von den Polen abſtehenden Fläche des Magnets gehet, wie auch Mittagskreiſe, die durch ihre zween Hauptpole gehen, deßwegen hat man auch dieſes eine magnetiſche Sphæram genennet.
So man die Hauptpole eines Magnets zu wiſſen verlanget, muß man ein Kartenblat, wie der Stein geformet iſt, ausſchneiden, damit man ſol- chen in dem Ausſchnitt einſchlieſſen könne, ſo, daß ſeine Hauptare ſich auf der Fläche dieſes Kartenblats befinde; hernach muß man ein Eiſen – oder Stahlgefeil, wann ſolches vorhero geſiebet worden, darauf herum ſtreuen, und ganz leiß mit einem Stäblein daran ſchlagen, damit, wann die magne- tiſche Materie dieſes Gefeil in eine Bewegung bringet, ſolches eben die Stel- lung nehmen möge, welche mit dem Weg, den dieſe Materie nimmt, um von einem mitternächtigen Poro in einen andern mittägigen Porum zu gehen; über- eintrift, da man dann ſehen wird, daß dieſes Gefeil ſich in Form verſchiedener halb-Circumferenzen, deren gegeneinander überſtehenden Ende die Pole des Magnets anzeigen, darſtellen wird.
Man kann auch ſonſten die Polos eines Magnets erfahren; wann ſol- cher in das Eiſen – oder Stahlgefeil, oder noch beſſer in kleine Stücklein von ſtählern Drat, den man zerſchnitten, geſtecket wird, ſo werden alsdann ſolche allerhand Stellungen um den Stein herum machen, dannes giebet von ſolchen Stücklein einige, welche ganz und gar liegen, einige halb – krumm, und endlich einige ganz gerade in die Höhe ſteigen, es werden aber dieſe Oerter in dem Stein, wo dieſe ſtählerne Stücklein perpendicular ſtehen, oder das Se- feil wie Haarbürſtlein, oder kleine Stacheln ſich gerad in die Höhe aufrichten, unfehlbar ſeine Poli ſeyn, und hingegem wird der Platz, wo ſie liegen, ſeinen Æquatorem andeuten.
Wann nun die Poli des Magnets bekannt ſind, muß man ihre Namen finden; daman nenilich ſolche auf dem Waſſer mit einem Stücklein Pantof- ſelholz herumſchwimmen oder an einem Faden anhängen läſſet, doch, daß ſeine Axe mit dem Horizont parallel, ſeye, alsdann wird der Pol dieſes Steins, der ſich gegen Norden in der Welt zuwendet, der mittägige des Magnets, und das gegenüber ſtehende Punct, der mitternächtige ſeyn.
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ris mehr als 12. Grad und 15. Minuten gegen Nord-Weſten aus, aiſo daß
der mitternächtige Polus des Magnets um mehr als 12 Grad von dem Welt-
pole, und eben ſo weit ſein Gegentheil, abſtehe, welches dann Anlaß gegeben,
daß man dieſe zwo Gegenden, die Polos des Magnets, welche gegen die zwo
magnetiſchen Pole der Welt ſich kehren, und die gerade Linie, die Haupt-
are des Magnets, die ſich von einem Polo zum andern erſtrecket, genennet,
und dieſes darum, weilen um die Axe herum, die gröſte Kraft des Magnets
ſich zeiget, und um die zween Polos ſich ſeine Kraft noch mehr hervor thut.
Man hat ſich auch darauf einen Æquatorem eingebildet, welcher ein Zirkel iſt,
der um die in gleicher Weite von den Polen abſtehenden Fläche des Magnets
gehet, wie auch Mittagskreiſe, die durch ihre zween Hauptpole gehen,
deßwegen hat man auch dieſes eine magnetiſche Sphæram genennet.
So man die Hauptpole eines Magnets zu wiſſen verlanget, muß man
ein Kartenblat, wie der Stein geformet iſt, ausſchneiden, damit man ſol-
chen in dem Ausſchnitt einſchlieſſen könne, ſo, daß ſeine Hauptare ſich auf
der Fläche dieſes Kartenblats befinde; hernach muß man ein Eiſen – oder
Stahlgefeil, wann ſolches vorhero geſiebet worden, darauf herum ſtreuen,
und ganz leiß mit einem Stäblein daran ſchlagen, damit, wann die magne-
tiſche Materie dieſes Gefeil in eine Bewegung bringet, ſolches eben die Stel-
lung nehmen möge, welche mit dem Weg, den dieſe Materie nimmt, um von
einem mitternächtigen Poro in einen andern mittägigen Porum zu gehen; über-
eintrift, da man dann ſehen wird, daß dieſes Gefeil ſich in Form verſchiedener
halb-Circumferenzen, deren gegeneinander überſtehenden Ende die Pole des
Magnets anzeigen, darſtellen wird.
Man kann auch ſonſten die Polos eines Magnets erfahren; wann ſol-
cher in das Eiſen – oder Stahlgefeil, oder noch beſſer in kleine Stücklein
von ſtählern Drat, den man zerſchnitten, geſtecket wird, ſo werden alsdann
ſolche allerhand Stellungen um den Stein herum machen, dannes giebet von
ſolchen Stücklein einige, welche ganz und gar liegen, einige halb – krumm,
und endlich einige ganz gerade in die Höhe ſteigen, es werden aber dieſe Oerter
in dem Stein, wo dieſe ſtählerne Stücklein perpendicular ſtehen, oder das Se-
feil wie Haarbürſtlein, oder kleine Stacheln ſich gerad in die Höhe aufrichten,
unfehlbar ſeine Poli ſeyn, und hingegem wird der Platz, wo ſie liegen, ſeinen
Æquatorem andeuten.
Wann nun die Poli des Magnets bekannt ſind, muß man ihre Namen
finden; daman nenilich ſolche auf dem Waſſer mit einem Stücklein Pantof-
ſelholz herumſchwimmen oder an einem Faden anhängen läſſet, doch, daß
ſeine Axe mit dem Horizont parallel, ſeye, alsdann wird der Pol dieſes
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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/128>, abgerufen am 21.11.2024.
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