nichts von der Eigenschaft der krummen Linie, welche selbige in der Lust in ih- rem Gang beschreiben, auch nicht die Weite, wie weit sie nach verschiedenen Erhöhungen des Mörsers gehen, weichen er nur durch das Probiren richtete, oder besser zu geben, nur durch das blose schätzen, das er von der Entfernung eines Orts, wohin er die Bomben werffen wollte, genommen, deme zu Folge er entweder mehr oder wemger Erhöhung gab, und dabey in acht nahm, ob die ersten Würfe recht waren oder nicht, um sodann seinen Mörser, wann der Schuß zu kurz wäre, niedriger zu richten, oder, wann der Wurf üoer das Verlangte hinaus gienge, höyer zu stellen; dabey er sich auch, um dreses in das Werk zu setzen, eines Winkelmases mit seinem Senkbley, das bey- nahe dem gleich gewesen, von welchem wir oben gehandelt haben, bediente.
Die meinsten Officiers, die seithero auf denen Batterien mit Bomben- werffen ihre Dienste geleistet, haben ihren Unterricht von Maltus her. Sie wissen beynahe aus der Erfahrung die Erhöhung, die man denen Mörsern ge- ben muß, daß solche auf die verlangte Distanz langen mögen, und siud dahin bedacht, diese Entfernung entweder zu vermehren oder zu vermindern, nach Proportion, als sich die Bombe mehr oder weniger entweder diß-oder jen- seits des vorgegebenen Orts, befindet.
Unterdessen aber hat man gewisse Regeln, die sich auf die Geometrie gründen, wie man die verschiedene Ausschweifung der Schüsse, nicht nur al- lein bey den Bomben, sondern auch bey denen Canonen, nach allerhand Er- höhungen, finden könne, und ist die in der Luft von der Kugel, so bald sie aus den Canonen gegangen, beschriebene Linie, auch bey allerhand Schüssen, nicht allein bey den schrägen, sondern auch horizontalen, wie es die Figur H weiset, parabolisch.
Es gehet aber die Kugel im Ausgang aus dem Stück, auch niemahlen gerad gegen den Ort, gegen welchen es gerichtet ist, zu, sondern sie gehet von der Abzielungslinie ab, indeme sie den Augenblick, als sie aus der Mün- dung gehet, steiget, weilen die Pulverkörner, welche am genauesten beym Zündloch sind, und sich am ersten anzünden, nicht nur die Kugel, sondern auch gar die andere Pulverkörner durch ihre sehr schnelle Bewegung fort- treiben, welche der Kugel, vom hintersten Theil des Geschosses an, nach- folgen; wann sich eines nach dem andern anzündet, so stossen sie alle gleich- fam die Kugel gegen das äussere zu, welche dann, weil sie wegen der Spie- lung die sonsten nothwendig in einem Stück seyn muß, nicht von eben sol- chen Caliber ist, unvermerkt gegen den obern Rand der Mündung getrie- ben wird, an welchen die Kugeln im Herausgehen dermassen hart anstossen, daß in denen Stücken, die man schon viel gebrauchet hat, und da das Metall weich ist, ein ziemlicher Canal oder hohle Rinne, welche die Kugel im Heraus- gehen alldorten nach und nach durch dieses Anstossen gemacht hat, gefunden wird. Wann also die Kugel aus dem Stuck, nemlich durch das Punct e, gehet, so steiget selbige in die Höhe biß an den obersten Theil der Parabel,
nichts von der Eigenſchaft der krummen Linie, welche ſelbige in der Luſt in ih- rem Gang beſchreiben, auch nicht die Weite, wie weit ſie nach verſchiedenen Erhöhungen des Mörſers gehen, weichen er nur durch das Probiren richtete, oder beſſer zu geben, nur durch das bloſe ſchätzen, das er von der Entfernung eines Orts, wohin er die Bomben werffen wollte, genommen, deme zu Folge er entweder mehr oder wemger Erhöhung gab, und dabey in acht nahm, ob die erſten Würfe recht waren oder nicht, um ſodann ſeinen Mörſer, wann der Schuß zu kurz wäre, niedriger zu richten, oder, wann der Wurf üoer das Verlangte hinaus gienge, höyer zu ſtellen; dabey er ſich auch, um dreſes in das Werk zu ſetzen, eines Winkelmaſes mit ſeinem Senkbley, das bey- nahe dem gleich geweſen, von welchem wir oben gehandelt haben, bediente.
Die meinſten Officiers, die ſeithero auf denen Batterien mit Bomben- werffen ihre Dienſte geleiſtet, haben ihren Unterricht von Maltus her. Sie wiſſen beynahe aus der Erfahrung die Erhöhung, die man denen Mörſern ge- ben muß, daß ſolche auf die verlangte Diſtanz langen mögen, und ſiud dahin bedacht, dieſe Entfernung entweder zu vermehren oder zu vermindern, nach Proportion, als ſich die Bombe mehr oder weniger entweder diß-oder jen- ſeits des vorgegebenen Orts, befindet.
Unterdeſſen aber hat man gewiſſe Regeln, die ſich auf die Geometrie gründen, wie man die verſchiedene Ausſchweifung der Schüſſe, nicht nur al- lein bey den Bomben, ſondern auch bey denen Canonen, nach allerhand Er- höhungen, finden könne, und iſt die in der Luft von der Kugel, ſo bald ſie aus den Canonen gegangen, beſchriebene Linie, auch bey allerhand Schüſſen, nicht allein bey den ſchrägen, ſondern auch horizontalen, wie es die Figur H weiſet, paraboliſch.
Es gehet aber die Kugel im Ausgang aus dem Stück, auch niemahlen gerad gegen den Ort, gegen welchen es gerichtet iſt, zu, ſondern ſie gehet von der Abzielungslinie ab, indeme ſie den Augenblick, als ſie aus der Mün- dung gehet, ſteiget, weilen die Pulverkörner, welche am genaueſten beym Zündloch ſind, und ſich am erſten anzünden, nicht nur die Kugel, ſondern auch gar die andere Pulverkörner durch ihre ſehr ſchnelle Bewegung fort- treiben, welche der Kugel, vom hinterſten Theil des Geſchoſſes an, nach- folgen; wann ſich eines nach dem andern anzündet, ſo ſtoſſen ſie alle gleich- fam die Kugel gegen das äuſſere zu, welche dann, weil ſie wegen der Spie- lung die ſonſten nothwendig in einem Stück ſeyn muß, nicht von eben ſol- chen Caliber iſt, unvermerkt gegen den obern Rand der Mündung getrie- ben wird, an welchen die Kugeln im Herausgehen dermaſſen hart anſtoſſen, daß in denen Stücken, die man ſchon viel gebrauchet hat, und da das Metall weich iſt, ein ziemlicher Canal oder hohle Rinne, welche die Kugel im Heraus- gehen alldorten nach und nach durch dieſes Anſtoſſen gemacht hat, gefunden wird. Wann alſo die Kugel aus dem Stuck, nemlich durch das Punct e, gehet, ſo ſteiget ſelbige in die Höhe biß an den oberſten Theil der Parabel,
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nichts von der Eigenſchaft der krummen Linie, welche ſelbige in der Luſt in ih-
rem Gang beſchreiben, auch nicht die Weite, wie weit ſie nach verſchiedenen
Erhöhungen des Mörſers gehen, weichen er nur durch das Probiren richtete,
oder beſſer zu geben, nur durch das bloſe ſchätzen, das er von der Entfernung
eines Orts, wohin er die Bomben werffen wollte, genommen, deme zu Folge
er entweder mehr oder wemger Erhöhung gab, und dabey in acht nahm, ob
die erſten Würfe recht waren oder nicht, um ſodann ſeinen Mörſer, wann
der Schuß zu kurz wäre, niedriger zu richten, oder, wann der Wurf üoer
das Verlangte hinaus gienge, höyer zu ſtellen; dabey er ſich auch, um dreſes
in das Werk zu ſetzen, eines Winkelmaſes mit ſeinem Senkbley, das bey-
nahe dem gleich geweſen, von welchem wir oben gehandelt haben, bediente.
Die meinſten Officiers, die ſeithero auf denen Batterien mit Bomben-
werffen ihre Dienſte geleiſtet, haben ihren Unterricht von Maltus her. Sie
wiſſen beynahe aus der Erfahrung die Erhöhung, die man denen Mörſern ge-
ben muß, daß ſolche auf die verlangte Diſtanz langen mögen, und ſiud dahin
bedacht, dieſe Entfernung entweder zu vermehren oder zu vermindern, nach
Proportion, als ſich die Bombe mehr oder weniger entweder diß-oder jen-
ſeits des vorgegebenen Orts, befindet.
Unterdeſſen aber hat man gewiſſe Regeln, die ſich auf die Geometrie
gründen, wie man die verſchiedene Ausſchweifung der Schüſſe, nicht nur al-
lein bey den Bomben, ſondern auch bey denen Canonen, nach allerhand Er-
höhungen, finden könne, und iſt die in der Luft von der Kugel, ſo bald ſie aus
den Canonen gegangen, beſchriebene Linie, auch bey allerhand Schüſſen,
nicht allein bey den ſchrägen, ſondern auch horizontalen, wie es die Figur H
weiſet, paraboliſch.
Es gehet aber die Kugel im Ausgang aus dem Stück, auch niemahlen
gerad gegen den Ort, gegen welchen es gerichtet iſt, zu, ſondern ſie gehet von
der Abzielungslinie ab, indeme ſie den Augenblick, als ſie aus der Mün-
dung gehet, ſteiget, weilen die Pulverkörner, welche am genaueſten beym
Zündloch ſind, und ſich am erſten anzünden, nicht nur die Kugel, ſondern
auch gar die andere Pulverkörner durch ihre ſehr ſchnelle Bewegung fort-
treiben, welche der Kugel, vom hinterſten Theil des Geſchoſſes an, nach-
folgen; wann ſich eines nach dem andern anzündet, ſo ſtoſſen ſie alle gleich-
fam die Kugel gegen das äuſſere zu, welche dann, weil ſie wegen der Spie-
lung die ſonſten nothwendig in einem Stück ſeyn muß, nicht von eben ſol-
chen Caliber iſt, unvermerkt gegen den obern Rand der Mündung getrie-
ben wird, an welchen die Kugeln im Herausgehen dermaſſen hart anſtoſſen,
daß in denen Stücken, die man ſchon viel gebrauchet hat, und da das Metall
weich iſt, ein ziemlicher Canal oder hohle Rinne, welche die Kugel im Heraus-
gehen alldorten nach und nach durch dieſes Anſtoſſen gemacht hat, gefunden
wird. Wann alſo die Kugel aus dem Stuck, nemlich durch das Punct e,
gehet, ſo ſteiget ſelbige in die Höhe biß an den oberſten Theil der Parabel,
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Bion, Nicolas: Neueröfnete mathematische Werkschule. (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 1, 5. Aufl. Nürnberg, 1765, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule01_1765/248>, abgerufen am 24.11.2024.
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