Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

der Kopernikanischen Hypothese zeiget, mit einem Uhrwerk verfertiget, von
solcher ist in des Abts Vallemont Tractat, la Sphere du monde betitelt, und zwar
aus dessen IV. Capitel, und dem beygefügten Kupfer, ein mehrers zu er-
sehen.

Thomas Haye und Martinot haben ebenfalls allda zu Anfang dieses
Jahrhunderts eine bewegliche Sphäre von Messing und vergoldet, 26.
biß 27. Zoll im Durchmesser gar künstlich construiret, in welcher nach dem
Tychonischen System, indeme die erste Bewegung bey Umdrehung der
Weltaxe mit der Sphära alle 24. Stunden von Morgen gegen Abeno ver-
richtet wird, die Bewegung der Sonne und des Mondes, nach eines jeden
Periode, durch den Zodiacum mit Zeyhülfe einiger Gegenräder sich erge-
ben, von dieser ist so wol in denen Journeaux des Scavans, als in den Memoi-
ren de Trevoux des 1701. Jahrs ein mehrers zu finden.

In Holland war man auch nicht wenig begierig, dergleichen Kunst-
stücke inzwischen an den Tag zu legen, dann es liese Anno 1682. der vor-
trefliche Herr Christian Hugen eine gar herrliche Machinam Planetariam
auf sein Angeben im Durchmesser von zween Schuhen, und einem halben
Schuh hoch verfertigen, in welcher alle Hauptplaneten nach der Ordnung,
wie es das Kopernikanische System erfordert, in ihren auf einer messmgen
Scheibe ausgeschnittenen Bahnen bey einer besondern Räderstructur eine
so präcise Bewegung hatten, daß sie nicht allein auch nebst dem Monde ih-
re periodische Zeiten, sondern auch gar ihre Anomalias richtig hielten, so daß
man innerhalb 20. Jahren keine besondere Differenz von dem Himmel spüh-
ren kunnte. Die 5. Nebenplaneten des Saturni, und die 4. des Jupiters,
waren zwar auch beygesüget, jedoch, weilen deren Orbitä allhier gar zu klein
vorgestellet werden musten, von keiner Bewegung, unterdessen hat doch diese
Maschine in Ansehung der Hauptplaneten den Vorzug vor vielen andern,
die wegen der gar richtigen Bewegung solcher nicht beykommen mögen. Ein
mehrers ist von dieser in denen operibus posthumis des Herrn Autors zu fin-
den, allwo sie auch in Kupfer zu sehen. Eben dieses Kunstwerk hat lange
Zeit hernach Herrn Docter Hoppenstedt in Helmstädt Anlaß gegeben, daß
er noch ein anderes, das nur in einigen Stücken mit dem Hugenianischen
übereinkommt, in den meisten aber davon ganz unterschieden ist, ausgeson-
nen, gleichwie seine Anno 1714. zu Helmstädt hievon herausgegebene Ve-
schreibung solches gar richtig zeiget, dabey auch noch von andern dergleichen
künstlichen Instrumenten Nachricht giebet. Sonsten findet man auch unter
andern die in Holland gemacht worden, eine treffliche und grosse Sphäre, die
vermög verschiedener Räder die Bewegungen der Planeten nach der Koper-
nikanischen Hypothese gar deutlich vorstellet, und vorjetzo zu Leiden in der
Bibliothek als eine grosse Zierde derselben sich befindet.

der Kopernikaniſchen Hypotheſe zeiget, mit einem Uhrwerk verfertiget, von
ſolcher iſt in des Abts Vallemont Tractat, la Sphere du monde betitelt, und zwar
aus deſſen IV. Capitel, und dem beygefügten Kupfer, ein mehrers zu er-
ſehen.

Thomas Haye und Martinot haben ebenfalls allda zu Anfang dieſes
Jahrhunderts eine bewegliche Sphäre von Meſſing und vergoldet, 26.
biß 27. Zoll im Durchmeſſer gar künſtlich conſtruiret, in welcher nach dem
Tychoniſchen Syſtem, indeme die erſte Bewegung bey Umdrehung der
Weltaxe mit der Sphära alle 24. Stunden von Morgen gegen Abeno ver-
richtet wird, die Bewegung der Sonne und des Mondes, nach eines jeden
Periode, durch den Zodiacum mit Zeyhülfe einiger Gegenräder ſich erge-
ben, von dieſer iſt ſo wol in denen Journeaux des Scavans, als in den Memoi-
ren de Trevoux des 1701. Jahrs ein mehrers zu finden.

In Holland war man auch nicht wenig begierig, dergleichen Kunſt-
ſtücke inzwiſchen an den Tag zu legen, dann es lieſe Anno 1682. der vor-
trefliche Herr Chriſtian Hugen eine gar herrliche Machinam Planetariam
auf ſein Angeben im Durchmeſſer von zween Schuhen, und einem halben
Schuh hoch verfertigen, in welcher alle Hauptplaneten nach der Ordnung,
wie es das Kopernikaniſche Syſtem erfordert, in ihren auf einer meſſmgen
Scheibe ausgeſchnittenen Bahnen bey einer beſondern Räderſtructur eine
ſo präciſe Bewegung hatten, daß ſie nicht allein auch nebſt dem Monde ih-
re periodiſche Zeiten, ſondern auch gar ihre Anomalias richtig hielten, ſo daß
man innerhalb 20. Jahren keine beſondere Differenz von dem Himmel ſpüh-
ren kunnte. Die 5. Nebenplaneten des Saturni, und die 4. des Jupiters,
waren zwar auch beygeſüget, jedoch, weilen deren Orbitä allhier gar zu klein
vorgeſtellet werden muſten, von keiner Bewegung, unterdeſſen hat doch dieſe
Maſchine in Anſehung der Hauptplaneten den Vorzug vor vielen andern,
die wegen der gar richtigen Bewegung ſolcher nicht beykommen mögen. Ein
mehrers iſt von dieſer in denen operibus poſthumis des Herrn Autors zu fin-
den, allwo ſie auch in Kupfer zu ſehen. Eben dieſes Kunſtwerk hat lange
Zeit hernach Herrn Docter Hoppenſtedt in Helmſtädt Anlaß gegeben, daß
er noch ein anderes, das nur in einigen Stücken mit dem Hugenianiſchen
übereinkommt, in den meiſten aber davon ganz unterſchieden iſt, ausgeſon-
nen, gleichwie ſeine Anno 1714. zu Helmſtädt hievon herausgegebene Ve-
ſchreibung ſolches gar richtig zeiget, dabey auch noch von andern dergleichen
künſtlichen Inſtrumenten Nachricht giebet. Sonſten findet man auch unter
andern die in Holland gemacht worden, eine treffliche und groſſe Sphäre, die
vermög verſchiedener Räder die Bewegungen der Planeten nach der Koper-
nikaniſchen Hypotheſe gar deutlich vorſtellet, und vorjetzo zu Leiden in der
Bibliothek als eine groſſe Zierde derſelben ſich befindet.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0122" n="110"/>
der Kopernikani&#x017F;chen Hypothe&#x017F;e zeiget, mit einem Uhrwerk verfertiget, von<lb/>
&#x017F;olcher i&#x017F;t in des Abts Vallemont Tractat, la Sphere du monde betitelt, und zwar<lb/>
aus de&#x017F;&#x017F;en IV. Capitel, und dem beygefügten Kupfer, ein mehrers zu er-<lb/>
&#x017F;ehen. </p>
        <p>Thomas Haye und Martinot haben ebenfalls allda zu Anfang die&#x017F;es<lb/>
Jahrhunderts eine bewegliche Sphäre von Me&#x017F;&#x017F;ing und vergoldet, 26.<lb/>
biß 27. Zoll im Durchme&#x017F;&#x017F;er gar kün&#x017F;tlich con&#x017F;truiret, in welcher nach dem<lb/>
Tychoni&#x017F;chen Sy&#x017F;tem, indeme die er&#x017F;te Bewegung bey Umdrehung der<lb/>
Weltaxe mit der Sphära alle 24. Stunden von Morgen gegen Abeno ver-<lb/>
richtet wird, die Bewegung der Sonne und des Mondes, nach eines jeden<lb/>
Periode, durch den Zodiacum mit Zeyhülfe einiger Gegenräder &#x017F;ich erge-<lb/>
ben, von die&#x017F;er i&#x017F;t &#x017F;o wol in denen Journeaux des Scavans, als in den Memoi-<lb/>
ren de Trevoux des 1701. Jahrs ein mehrers zu finden. </p>
        <p>In Holland war man auch nicht wenig begierig, dergleichen Kun&#x017F;t-<lb/>
&#x017F;tücke inzwi&#x017F;chen an den Tag zu legen, dann es lie&#x017F;e Anno 1682. der vor-<lb/>
trefliche Herr Chri&#x017F;tian Hugen eine gar herrliche Machinam Planetariam<lb/>
auf &#x017F;ein Angeben im Durchme&#x017F;&#x017F;er von zween Schuhen, und einem halben<lb/>
Schuh hoch verfertigen, in welcher alle Hauptplaneten nach der Ordnung,<lb/>
wie es das Kopernikani&#x017F;che Sy&#x017F;tem erfordert, in ihren auf einer me&#x017F;&#x017F;mgen<lb/>
Scheibe ausge&#x017F;chnittenen Bahnen bey einer be&#x017F;ondern Räder&#x017F;tructur eine<lb/>
&#x017F;o präci&#x017F;e Bewegung hatten, daß &#x017F;ie nicht allein auch neb&#x017F;t dem Monde ih-<lb/>
re periodi&#x017F;che Zeiten, &#x017F;ondern auch gar ihre Anomalias richtig hielten, &#x017F;o daß<lb/>
man innerhalb 20. Jahren keine be&#x017F;ondere Differenz von dem Himmel &#x017F;püh-<lb/>
ren kunnte. Die 5. Nebenplaneten des Saturni, und die 4. des Jupiters,<lb/>
waren zwar auch beyge&#x017F;üget, jedoch, weilen deren Orbitä allhier gar zu klein<lb/>
vorge&#x017F;tellet werden mu&#x017F;ten, von keiner Bewegung, unterde&#x017F;&#x017F;en hat doch die&#x017F;e<lb/>
Ma&#x017F;chine in An&#x017F;ehung der Hauptplaneten den Vorzug vor vielen andern,<lb/>
die wegen der gar richtigen Bewegung &#x017F;olcher nicht beykommen mögen. Ein<lb/>
mehrers i&#x017F;t von die&#x017F;er in denen operibus po&#x017F;thumis des Herrn Autors zu fin-<lb/>
den, allwo &#x017F;ie auch in Kupfer zu &#x017F;ehen. Eben die&#x017F;es Kun&#x017F;twerk hat lange<lb/>
Zeit hernach Herrn Docter Hoppen&#x017F;tedt in Helm&#x017F;tädt Anlaß gegeben, daß<lb/>
er noch ein anderes, das nur in einigen Stücken mit dem Hugeniani&#x017F;chen<lb/>
übereinkommt, in den mei&#x017F;ten aber davon ganz unter&#x017F;chieden i&#x017F;t, ausge&#x017F;on-<lb/>
nen, gleichwie &#x017F;eine Anno 1714. zu Helm&#x017F;tädt hievon herausgegebene Ve-<lb/>
&#x017F;chreibung &#x017F;olches gar richtig zeiget, dabey auch noch von andern dergleichen<lb/>
kün&#x017F;tlichen In&#x017F;trumenten Nachricht giebet. Son&#x017F;ten findet man auch unter<lb/>
andern die in Holland gemacht worden, eine treffliche und gro&#x017F;&#x017F;e Sphäre, die<lb/>
vermög ver&#x017F;chiedener Räder die Bewegungen der Planeten nach der Koper-<lb/>
nikani&#x017F;chen Hypothe&#x017F;e gar deutlich vor&#x017F;tellet, und vorjetzo zu Leiden in der<lb/>
Bibliothek als eine gro&#x017F;&#x017F;e Zierde der&#x017F;elben &#x017F;ich befindet. </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0122] der Kopernikaniſchen Hypotheſe zeiget, mit einem Uhrwerk verfertiget, von ſolcher iſt in des Abts Vallemont Tractat, la Sphere du monde betitelt, und zwar aus deſſen IV. Capitel, und dem beygefügten Kupfer, ein mehrers zu er- ſehen. Thomas Haye und Martinot haben ebenfalls allda zu Anfang dieſes Jahrhunderts eine bewegliche Sphäre von Meſſing und vergoldet, 26. biß 27. Zoll im Durchmeſſer gar künſtlich conſtruiret, in welcher nach dem Tychoniſchen Syſtem, indeme die erſte Bewegung bey Umdrehung der Weltaxe mit der Sphära alle 24. Stunden von Morgen gegen Abeno ver- richtet wird, die Bewegung der Sonne und des Mondes, nach eines jeden Periode, durch den Zodiacum mit Zeyhülfe einiger Gegenräder ſich erge- ben, von dieſer iſt ſo wol in denen Journeaux des Scavans, als in den Memoi- ren de Trevoux des 1701. Jahrs ein mehrers zu finden. In Holland war man auch nicht wenig begierig, dergleichen Kunſt- ſtücke inzwiſchen an den Tag zu legen, dann es lieſe Anno 1682. der vor- trefliche Herr Chriſtian Hugen eine gar herrliche Machinam Planetariam auf ſein Angeben im Durchmeſſer von zween Schuhen, und einem halben Schuh hoch verfertigen, in welcher alle Hauptplaneten nach der Ordnung, wie es das Kopernikaniſche Syſtem erfordert, in ihren auf einer meſſmgen Scheibe ausgeſchnittenen Bahnen bey einer beſondern Räderſtructur eine ſo präciſe Bewegung hatten, daß ſie nicht allein auch nebſt dem Monde ih- re periodiſche Zeiten, ſondern auch gar ihre Anomalias richtig hielten, ſo daß man innerhalb 20. Jahren keine beſondere Differenz von dem Himmel ſpüh- ren kunnte. Die 5. Nebenplaneten des Saturni, und die 4. des Jupiters, waren zwar auch beygeſüget, jedoch, weilen deren Orbitä allhier gar zu klein vorgeſtellet werden muſten, von keiner Bewegung, unterdeſſen hat doch dieſe Maſchine in Anſehung der Hauptplaneten den Vorzug vor vielen andern, die wegen der gar richtigen Bewegung ſolcher nicht beykommen mögen. Ein mehrers iſt von dieſer in denen operibus poſthumis des Herrn Autors zu fin- den, allwo ſie auch in Kupfer zu ſehen. Eben dieſes Kunſtwerk hat lange Zeit hernach Herrn Docter Hoppenſtedt in Helmſtädt Anlaß gegeben, daß er noch ein anderes, das nur in einigen Stücken mit dem Hugenianiſchen übereinkommt, in den meiſten aber davon ganz unterſchieden iſt, ausgeſon- nen, gleichwie ſeine Anno 1714. zu Helmſtädt hievon herausgegebene Ve- ſchreibung ſolches gar richtig zeiget, dabey auch noch von andern dergleichen künſtlichen Inſtrumenten Nachricht giebet. Sonſten findet man auch unter andern die in Holland gemacht worden, eine treffliche und groſſe Sphäre, die vermög verſchiedener Räder die Bewegungen der Planeten nach der Koper- nikaniſchen Hypotheſe gar deutlich vorſtellet, und vorjetzo zu Leiden in der Bibliothek als eine groſſe Zierde derſelben ſich befindet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

ECHO: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-10-09T11:08:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-10-09T11:08:35Z)
ECHO: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-10-09T11:08:35Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde beibehalten.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen und Zeilen hinweg werden beibehalten.
  • Marginalien werden jeweils am Ende des entsprechenden Absatzes ausgezeichnet.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/122
Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/122>, abgerufen am 19.05.2024.