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Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765.

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In Engeland waren auch die vortreflichsten Männer schon bey langen
Zeiten her dahin beflissen, daß sie allerhand Automata von dergleichen Art an
den Tag gegeben, unter solchen verdienet desjenigen als eines Planeten In-
strumentes vor andern zu gedenken, welches vor einigen Jahren ein gar ge-
schickter Künstler in Londen, Iohann Rowly, verfertiget, er ist aber bey sol-
chem absonderlich auf die Vorstellung der untern Planeten samt der Erde
und ihrem Begleiter, dem Monde, bedacht gewesen, damit man alle Phä-
nomena nach ihrer Bewegung, wie sie der Kopernikanischen Hypothese ge-
mäß ist, ad oculum zeigen könnte. Um dieses richtig zu bewerkstelligen, stell-
te er in die Mitte, wo die Sonne ihre Stelle hat, eine kleine brennende Lam-
pe, und liesse obbesagte Planeten mit Beyhülfe verschiedener Räder in ihren
Orbitis herum gehen, so kunnte man innerhalb einer Stunde, alle Erschei-
nungen, die vorkummen mögen, vornemlich aber die unterschiedene Phasen
dieser Planeten mit vielen Vergnügen betrachten, und aus jenen auf der um
ihren Mittelpunct zugleich sich herumdrehenden Erdkugel die Abwechslun-
gen der Jahrszeiten, auch der Täge und Nächte, und anderes mehr gar leiche
erlernen. Diese schöne Erfindung hat bey der Königl. Societät in Londen
grossen Beyfall gefunden, weil dieses Werk alles so schön und richtig zeiget,
daß es nicht besser seyn könnte.

Zum Beschluß dieses Capitels ist keinesweges mit Stillschweigen zu
übergehen noch ein sonderbar künstliches astronomisches Avtomatum, an wel-
chen ein Clericus in Wien, Nahmens Leonhard Reisch nebst seinem Bru-
der, 20. Jahr lang gearbeitet, biß er selbiges zur Vollkommenheit gebracht,
da er nemlich daran mit Zuziehung sehr vieler Räder, indeme man eine Axe
mit einer Korbel herumdrehete, hunderterley astronomische Vorstellungen,
die man sonsten mehrentheils gar mühsam berechnen muste, auf eben so vielen
auf unterschiedliche Art getheilten Scheiben, vermöge ihrer Zeiger sehr rich-
tig vor jede Zeit von aussen her anwiese: Man kunnte aber in diesem vor-
treflichen Kunstwerk zugleich auf die verlangte Zeit auf obbesagten Scheiben
gar curieus anzeigen, z. E. allerhand Stunden, die Tags und Nachtlängen,
den Monatstag, den Tag in der Woche, die goldene Zahl, die Epacten,
die Sonntagsbuchstaben, die bewegliche und unbewegliche Feste, die Bewe-
gung und die Lage der Fixsterne, das Apogäum und die Anomaliam coä-
quatam der Sonne und des Monds, die loca geocentrica der Sonne und
der Planeten, die Loca heliocentrica, Loca Apheliorum, Nodorum, Distan-
tias a. Nodis, und die Latitudines der Planeten, absonderlich auch noch
bey dem Monde die Variationem Tychonicam, die Neu- und Vollmonde
samt seinen Quadraturen, die duplicatas Solis distantias so wol von dem
Apogäo als Perigäo des Monds, die Lunationes vom Anfange der Welt,
und noch viel anderes, also daß man bey Umdrehung obbemeldeter Axe auf
jedes Jahr mit leichter Mühe, so man das Verlangte von den gehörigen

In Engeland waren auch die vortreflichſten Männer ſchon bey langen
Zeiten her dahin befliſſen, daß ſie allerhand Automata von dergleichen Art an
den Tag gegeben, unter ſolchen verdienet desjenigen als eines Planeten In-
ſtrumentes vor andern zu gedenken, welches vor einigen Jahren ein gar ge-
ſchickter Künſtler in Londen, Iohann Rowly, verfertiget, er iſt aber bey ſol-
chem abſonderlich auf die Vorſtellung der untern Planeten ſamt der Erde
und ihrem Begleiter, dem Monde, bedacht geweſen, damit man alle Phä-
nomena nach ihrer Bewegung, wie ſie der Kopernikaniſchen Hypotheſe ge-
mäß iſt, ad oculum zeigen könnte. Um dieſes richtig zu bewerkſtelligen, ſtell-
te er in die Mitte, wo die Sonne ihre Stelle hat, eine kleine brennende Lam-
pe, und lieſſe obbeſagte Planeten mit Beyhülfe verſchiedener Räder in ihren
Orbitis herum gehen, ſo kunnte man innerhalb einer Stunde, alle Erſchei-
nungen, die vorkummen mögen, vornemlich aber die unterſchiedene Phaſen
dieſer Planeten mit vielen Vergnügen betrachten, und aus jenen auf der um
ihren Mittelpunct zugleich ſich herumdrehenden Erdkugel die Abwechslun-
gen der Jahrszeiten, auch der Täge und Nächte, und anderes mehr gar leiche
erlernen. Dieſe ſchöne Erfindung hat bey der Königl. Societät in Londen
groſſen Beyfall gefunden, weil dieſes Werk alles ſo ſchön und richtig zeiget,
daß es nicht beſſer ſeyn könnte.

Zum Beſchluß dieſes Capitels iſt keinesweges mit Stillſchweigen zu
übergehen noch ein ſonderbar künſtliches aſtronomiſches Avtomatum, an wel-
chen ein Clericus in Wien, Nahmens Leonhard Reiſch nebſt ſeinem Bru-
der, 20. Jahr lang gearbeitet, biß er ſelbiges zur Vollkommenheit gebracht,
da er nemlich daran mit Zuziehung ſehr vieler Räder, indeme man eine Axe
mit einer Korbel herumdrehete, hunderterley aſtronomiſche Vorſtellungen,
die man ſonſten mehrentheils gar mühſam berechnen muſte, auf eben ſo vielen
auf unterſchiedliche Art getheilten Scheiben, vermöge ihrer Zeiger ſehr rich-
tig vor jede Zeit von auſſen her anwieſe: Man kunnte aber in dieſem vor-
treflichen Kunſtwerk zugleich auf die verlangte Zeit auf obbeſagten Scheiben
gar curieus anzeigen, z. E. allerhand Stunden, die Tags und Nachtlängen,
den Monatstag, den Tag in der Woche, die goldene Zahl, die Epacten,
die Sonntagsbuchſtaben, die bewegliche und unbewegliche Feſte, die Bewe-
gung und die Lage der Fixſterne, das Apogäum und die Anomaliam coä-
quatam der Sonne und des Monds, die loca geocentrica der Sonne und
der Planeten, die Loca heliocentrica, Loca Apheliorum, Nodorum, Diſtan-
tias a. Nodis, und die Latitudines der Planeten, abſonderlich auch noch
bey dem Monde die Variationem Tychonicam, die Neu- und Vollmonde
ſamt ſeinen Quadraturen, die duplicatas Solis diſtantias ſo wol von dem
Apogäo als Perigäo des Monds, die Lunationes vom Anfange der Welt,
und noch viel anderes, alſo daß man bey Umdrehung obbemeldeter Axe auf
jedes Jahr mit leichter Mühe, ſo man das Verlangte von den gehörigen

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[111/0123] In Engeland waren auch die vortreflichſten Männer ſchon bey langen Zeiten her dahin befliſſen, daß ſie allerhand Automata von dergleichen Art an den Tag gegeben, unter ſolchen verdienet desjenigen als eines Planeten In- ſtrumentes vor andern zu gedenken, welches vor einigen Jahren ein gar ge- ſchickter Künſtler in Londen, Iohann Rowly, verfertiget, er iſt aber bey ſol- chem abſonderlich auf die Vorſtellung der untern Planeten ſamt der Erde und ihrem Begleiter, dem Monde, bedacht geweſen, damit man alle Phä- nomena nach ihrer Bewegung, wie ſie der Kopernikaniſchen Hypotheſe ge- mäß iſt, ad oculum zeigen könnte. Um dieſes richtig zu bewerkſtelligen, ſtell- te er in die Mitte, wo die Sonne ihre Stelle hat, eine kleine brennende Lam- pe, und lieſſe obbeſagte Planeten mit Beyhülfe verſchiedener Räder in ihren Orbitis herum gehen, ſo kunnte man innerhalb einer Stunde, alle Erſchei- nungen, die vorkummen mögen, vornemlich aber die unterſchiedene Phaſen dieſer Planeten mit vielen Vergnügen betrachten, und aus jenen auf der um ihren Mittelpunct zugleich ſich herumdrehenden Erdkugel die Abwechslun- gen der Jahrszeiten, auch der Täge und Nächte, und anderes mehr gar leiche erlernen. Dieſe ſchöne Erfindung hat bey der Königl. Societät in Londen groſſen Beyfall gefunden, weil dieſes Werk alles ſo ſchön und richtig zeiget, daß es nicht beſſer ſeyn könnte. Zum Beſchluß dieſes Capitels iſt keinesweges mit Stillſchweigen zu übergehen noch ein ſonderbar künſtliches aſtronomiſches Avtomatum, an wel- chen ein Clericus in Wien, Nahmens Leonhard Reiſch nebſt ſeinem Bru- der, 20. Jahr lang gearbeitet, biß er ſelbiges zur Vollkommenheit gebracht, da er nemlich daran mit Zuziehung ſehr vieler Räder, indeme man eine Axe mit einer Korbel herumdrehete, hunderterley aſtronomiſche Vorſtellungen, die man ſonſten mehrentheils gar mühſam berechnen muſte, auf eben ſo vielen auf unterſchiedliche Art getheilten Scheiben, vermöge ihrer Zeiger ſehr rich- tig vor jede Zeit von auſſen her anwieſe: Man kunnte aber in dieſem vor- treflichen Kunſtwerk zugleich auf die verlangte Zeit auf obbeſagten Scheiben gar curieus anzeigen, z. E. allerhand Stunden, die Tags und Nachtlängen, den Monatstag, den Tag in der Woche, die goldene Zahl, die Epacten, die Sonntagsbuchſtaben, die bewegliche und unbewegliche Feſte, die Bewe- gung und die Lage der Fixſterne, das Apogäum und die Anomaliam coä- quatam der Sonne und des Monds, die loca geocentrica der Sonne und der Planeten, die Loca heliocentrica, Loca Apheliorum, Nodorum, Diſtan- tias a. Nodis, und die Latitudines der Planeten, abſonderlich auch noch bey dem Monde die Variationem Tychonicam, die Neu- und Vollmonde ſamt ſeinen Quadraturen, die duplicatas Solis diſtantias ſo wol von dem Apogäo als Perigäo des Monds, die Lunationes vom Anfange der Welt, und noch viel anderes, alſo daß man bey Umdrehung obbemeldeter Axe auf jedes Jahr mit leichter Mühe, ſo man das Verlangte von den gehörigen

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Zitationshilfe: Bion, Nicolas: Dritte Eröfnung der neuen mathematischen Werkschule (Übers. Johann Gabriel Doppelmayr). Bd. 3. Nürnberg, 1765, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bion_werkschule03_1765/123>, abgerufen am 21.11.2024.