Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

jhr seyt Zeug der Trehnengüsse
und der Seufzerheissen Noht.

O jhr Unstern-volle Sternen/
Götter/ wie daß jhr von fernen
also grausam an mich setzt?
rief die Mutter voll Erbarmen/
als der Sohn aus jhren Armen
in das Sterben ward versetzt.
In den Tagen voll Betrüben
wurd kein liebes Vieh getrieben
von dem Anger an den Fluß:
keines von dem Kräutergrase
von dem Strande/ trank und ase.
Dafnis Tod war jhr Verdruß.
Es beseufzet dein Entwerden/
Dafnis/ neben unsren Heerden
der sonst-wilde Löwenschlund;
daß davon die Wälder sagen
und die Thäler helfen klagen
und nachächzet Echo Mund.
Dafnis hat der frechen Tiger
der sonst- ungezämten Krieger
wilde Sinnen zahm gemacht.
Dafnis führte Pallas Lanze
so/ daß er mit einem Kranze
sie geadelt heimgebracht.
Wie die Trauben jhren Reben/
Reben Bäumen Zierde geben/
und das Rindervieh der Herd/
und die Saat den fetten Auen/
und
L

jhr ſeyt Zeug der Trehnenguͤſſe
und der Seufzerheiſſen Noht.

O jhr Unſtern-volle Sternen/
Goͤtter/ wie daß jhr von fernen
alſo grauſam an mich ſetzt?
rief die Mutter voll Erbarmen/
als der Sohn aus jhren Armen
in das Sterben ward verſetzt.
In den Tagen voll Betruͤben
wurd kein liebes Vieh getrieben
von dem Anger an den Fluß:
keines von dem Kraͤutergraſe
von dem Strande/ trank und aſe.
Dafnis Tod war jhr Verdruß.
Es beſeufzet dein Entwerden/
Dafnis/ neben unsren Heerden
der ſonſt-wilde Loͤwenſchlund;
daß davon die Waͤlder ſagen
und die Thaͤler helfen klagen
und nachaͤchzet Echo Mund.
Dafnis hat der frechen Tiger
der ſonſt- ungezaͤmten Krieger
wilde Sinnen zahm gemacht.
Dafnis führte Pallas Lanze
ſo/ daß er mit einem Kranze
ſie geadelt heimgebracht.
Wie die Trauben jhren Reben/
Reben Baͤumen Zierde geben/
und das Rindervieh der Herd/
und die Saat den fetten Auen/
und
L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg rendition="#fr" type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0125" n="73"/>
              <l>jhr &#x017F;eyt Zeug der Trehnengu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
              <l>und der Seufzerhei&#x017F;&#x017F;en Noht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>O jhr <hi rendition="#aq">U</hi>n&#x017F;tern-volle Sternen/</l><lb/>
              <l>Go&#x0364;tter/ wie daß jhr von fernen</l><lb/>
              <l>al&#x017F;o grau&#x017F;am an mich &#x017F;etzt?</l><lb/>
              <l>rief die Mutter voll Erbarmen/</l><lb/>
              <l>als der Sohn aus jhren Armen</l><lb/>
              <l>in das Sterben ward ver&#x017F;etzt.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>In den Tagen voll Betru&#x0364;ben</l><lb/>
              <l>wurd kein liebes Vieh getrieben</l><lb/>
              <l>von dem Anger an den Fluß:</l><lb/>
              <l>keines von dem Kra&#x0364;utergra&#x017F;e</l><lb/>
              <l>von dem Strande/ trank und a&#x017F;e.</l><lb/>
              <l>Dafnis Tod war jhr Verdruß.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Es be&#x017F;eufzet dein Entwerden/</l><lb/>
              <l>Dafnis/ neben unsren Heerden</l><lb/>
              <l>der &#x017F;on&#x017F;t-wilde Lo&#x0364;wen&#x017F;chlund;</l><lb/>
              <l>daß davon die Wa&#x0364;lder &#x017F;agen</l><lb/>
              <l>und die Tha&#x0364;ler helfen klagen</l><lb/>
              <l>und nacha&#x0364;chzet Echo Mund.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Dafnis hat der frechen Tiger</l><lb/>
              <l>der &#x017F;on&#x017F;t- ungeza&#x0364;mten Krieger</l><lb/>
              <l>wilde Sinnen zahm gemacht.</l><lb/>
              <l>Dafnis führte Pallas Lanze</l><lb/>
              <l>&#x017F;o/ daß er mit einem Kranze</l><lb/>
              <l>&#x017F;ie geadelt heimgebracht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Wie die Trauben jhren Reben/</l><lb/>
              <l>Reben Ba&#x0364;umen Zierde geben/</l><lb/>
              <l>und das Rindervieh der Herd/</l><lb/>
              <l>und die Saat den fetten Auen/</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#fr">L</hi> </fw>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">und</hi> </fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0125] jhr ſeyt Zeug der Trehnenguͤſſe und der Seufzerheiſſen Noht. O jhr Unſtern-volle Sternen/ Goͤtter/ wie daß jhr von fernen alſo grauſam an mich ſetzt? rief die Mutter voll Erbarmen/ als der Sohn aus jhren Armen in das Sterben ward verſetzt. In den Tagen voll Betruͤben wurd kein liebes Vieh getrieben von dem Anger an den Fluß: keines von dem Kraͤutergraſe von dem Strande/ trank und aſe. Dafnis Tod war jhr Verdruß. Es beſeufzet dein Entwerden/ Dafnis/ neben unsren Heerden der ſonſt-wilde Loͤwenſchlund; daß davon die Waͤlder ſagen und die Thaͤler helfen klagen und nachaͤchzet Echo Mund. Dafnis hat der frechen Tiger der ſonſt- ungezaͤmten Krieger wilde Sinnen zahm gemacht. Dafnis führte Pallas Lanze ſo/ daß er mit einem Kranze ſie geadelt heimgebracht. Wie die Trauben jhren Reben/ Reben Baͤumen Zierde geben/ und das Rindervieh der Herd/ und die Saat den fetten Auen/ und L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/125
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/125>, abgerufen am 26.11.2024.