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Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

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Sie nun mehr mit jhren eigenen Kriegsmitteln/ weil Ihre
meinsten und besten Stände und Städte entweder in seiner
Gewalt/ oder in seiner Pflicht und Schatzung waren. Mit
den übrigen hatte er es dahin gebracht/ daß sie jhr entweder
aus Armut nicht helffen konden/ oder aus Forcht nicht dorff-
ten. Solcher gestalt wurde jhre Renterey geschmälert/ jhr
Land verwüstet und entfremdet/ jhre getreue Unterthanen
ausgemärgelt/ und/ welches das ärgste/ durch dieses Unwe-
sen alle Laster eingeführet. Ihre Feldereyen schwummen im
Blut/ jhre schönste Paläste lagen in der Asche/ jhre beste
Schätze waren verloren/ und deß Feinds Beute worden.

3.

Das dreysigste c und letzte von den angedrohetenc das Jahr
nach C. g.
1648.

Jammerjahren/ ware nun herbey: noch niemals aber hatte
es sich mit diesem Traurspiel zu verlangtem frölichen Ende
so schlecht angelassen. Beyderseits Abgeordnete handleten
nunmehr in das fünffte Jahr/ d wegen eines gütlichen Ver-d die Frie-
den shand-
lungen ha-
ben sich an-
gefangen zu
Hamburg/
An. 1643
15 Decem.
und sich ge
endet zu
Osnabruck
Ann. 1648.
14 Octob.

trags: es ware aber so wenig geschaffet/ als wann man al-
lererst angefangen. Die befindlichen Hindernissen aus dem
Wege zu thun/ schiene unmuglich; länger fortzukriegen/ ge-
fährlich; nach deß Feindes Bedingungen aufzuhören/
schimpfflich. Die Hoffnung selber/ die sonsten die allerun-
glückseligsten begleitet/ verliesse diese hochbedrangte Fürstin.
Hundert Augen waren zu wenig/ ein einiges Hülffmittel zu
ersehen. Das gewisseste ware/ daß mit dem äussersten Un-
tergang eines oder andern Theils jhre Noht endlichen auf-
hören würde/ weil Sie bis auf den letzten Blutstropffen jhre
Hoheit zu verfechten/ beständig gesinnet ware.

4.

Sie hatte einen betrauten Raht/ Namens Eubu-
lus/ einen Mann von hohem Verstande und vieler Erfah-
rung/ auch wol belesen in den alten und neuen Zeitgeschich-
ten. Mit diesem ersprachete Sie sich zuweilen/ üm jhres
Kummers zuvergessen/ und belustigte sich mit seinen verstän-

digen
B 2

Sie nun mehr mit jhren eigenen Kriegsmitteln/ weil Ihre
meinſten und beſten Staͤnde und Staͤdte entweder in ſeiner
Gewalt/ oder in ſeiner Pflicht und Schatzung waren. Mit
den uͤbrigen hatte er es dahin gebracht/ daß ſie jhr entweder
aus Armut nicht helffen konden/ oder aus Foꝛcht nicht dorff-
ten. Solcher geſtalt wurde jhre Renterey geſchmaͤlert/ jhr
Land verwuͤſtet und entfremdet/ jhre getreue Unterthanen
ausgemaͤrgelt/ und/ welches das aͤrgſte/ durch dieſes Unwe-
ſen alle Laſter eingeführet. Ihre Feldereyen ſchwummen im
Blut/ jhre ſchoͤnſte Palaͤſte lagen in der Aſche/ jhre beſte
Schaͤtze waren verloren/ und deß Feinds Beute worden.

3.

Das dreyſigſte c und letzte von den angedrohetenc das Jahr
nach C. g.
1648.

Jammerjahren/ ware nun herbey: noch niemals aber hatte
es ſich mit dieſem Traurſpiel zu verlangtem froͤlichen Ende
ſo ſchlecht angelaſſen. Beyderſeits Abgeordnete handleten
nunmehr in das fuͤnffte Jahr/ d wegen eines guͤtlichen Ver-d die Frie-
den shand-
lungen ha-
ben ſich an-
gefangẽ zu
Hamburg/
An. 1643
15 Decem.
und ſich ge
endet zu
Oſnabꝛuck
Ann. 1648.
14 Octob.

trags: es ware aber ſo wenig geſchaffet/ als wann man al-
lererſt angefangen. Die befindlichen Hinderniſſen aus dem
Wege zu thun/ ſchiene unmůglich; laͤnger fortzukriegen/ ge-
faͤhrlich; nach deß Feindes Bedingungen aufzuhoͤren/
ſchimpfflich. Die Hoffnung ſelber/ die ſonſten die allerun-
gluͤckſeligſten begleitet/ verlieſſe dieſe hochbedrangte Fuͤrſtin.
Hundert Augen waren zu wenig/ ein einiges Huͤlffmittel zu
erſehen. Das gewiſſeſte ware/ daß mit dem aͤuſſerſten Un-
tergang eines oder andern Theils jhre Noht endlichen auf-
hoͤren wuͤrde/ weil Sie bis auf den letzten Blutstropffen jhre
Hoheit zu verfechten/ beſtaͤndig geſinnet ware.

4.

Sie hatte einen betrauten Raht/ Namens Eubu-
lus/ einen Mann von hohem Verſtande und vieler Erfah-
rung/ auch wol beleſen in den alten und neuen Zeitgeſchich-
ten. Mit dieſem erſprachete Sie ſich zuweilen/ uͤm jhres
Kummers zuvergeſſen/ und beluſtigte ſich mit ſeinen verſtaͤn-

digen
B 2
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[3/0053] Sie nun mehr mit jhren eigenen Kriegsmitteln/ weil Ihre meinſten und beſten Staͤnde und Staͤdte entweder in ſeiner Gewalt/ oder in ſeiner Pflicht und Schatzung waren. Mit den uͤbrigen hatte er es dahin gebracht/ daß ſie jhr entweder aus Armut nicht helffen konden/ oder aus Foꝛcht nicht dorff- ten. Solcher geſtalt wurde jhre Renterey geſchmaͤlert/ jhr Land verwuͤſtet und entfremdet/ jhre getreue Unterthanen ausgemaͤrgelt/ und/ welches das aͤrgſte/ durch dieſes Unwe- ſen alle Laſter eingeführet. Ihre Feldereyen ſchwummen im Blut/ jhre ſchoͤnſte Palaͤſte lagen in der Aſche/ jhre beſte Schaͤtze waren verloren/ und deß Feinds Beute worden. 3. Das dreyſigſte c und letzte von den angedroheten Jammerjahren/ ware nun herbey: noch niemals aber hatte es ſich mit dieſem Traurſpiel zu verlangtem froͤlichen Ende ſo ſchlecht angelaſſen. Beyderſeits Abgeordnete handleten nunmehr in das fuͤnffte Jahr/ d wegen eines guͤtlichen Ver- trags: es ware aber ſo wenig geſchaffet/ als wann man al- lererſt angefangen. Die befindlichen Hinderniſſen aus dem Wege zu thun/ ſchiene unmůglich; laͤnger fortzukriegen/ ge- faͤhrlich; nach deß Feindes Bedingungen aufzuhoͤren/ ſchimpfflich. Die Hoffnung ſelber/ die ſonſten die allerun- gluͤckſeligſten begleitet/ verlieſſe dieſe hochbedrangte Fuͤrſtin. Hundert Augen waren zu wenig/ ein einiges Huͤlffmittel zu erſehen. Das gewiſſeſte ware/ daß mit dem aͤuſſerſten Un- tergang eines oder andern Theils jhre Noht endlichen auf- hoͤren wuͤrde/ weil Sie bis auf den letzten Blutstropffen jhre Hoheit zu verfechten/ beſtaͤndig geſinnet ware. c das Jahr nach C. g. 1648. d die Frie- den shand- lungen ha- ben ſich an- gefangẽ zu Hamburg/ An. 1643 15 Decem. und ſich ge endet zu Oſnabꝛuck Ann. 1648. 14 Octob. 4. Sie hatte einen betrauten Raht/ Namens Eubu- lus/ einen Mann von hohem Verſtande und vieler Erfah- rung/ auch wol beleſen in den alten und neuen Zeitgeſchich- ten. Mit dieſem erſprachete Sie ſich zuweilen/ uͤm jhres Kummers zuvergeſſen/ und beluſtigte ſich mit ſeinen verſtaͤn- digen B 2

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/53>, abgerufen am 21.11.2024.