Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

Hals und Kopf zusammen geleimet und gereimet/ nennet"
solche straks ein Gedicht und sich einen Poeten/ rühmet/"
er habe es mit einer Schwansfeder geschrieben/ die er in"
dem Brunnen der Musen eingetaucht. Wie aber ein Aff"
kein Mensch ist/ ob er wol jhm unter allen Thieren am"
gleichsten; Also sind auch sölche Reimenschmied mit jhren"
Ganskielen nichts weniger/ als was sie sich dünken lassen."
Wer kein Midas ist/ wird die gelehrte Leyer deß Apollo von"
einem groben Lüdel- und Düdelsack wol zu unterscheiden"
wissen. Bauren aber sind/ die ein gutes Lied deswegen ver-"
achten/ weil es auch ein ungeschikter Bauer singet.

22.

Ich kan demnach nicht sehen/ warüm man diese
so rühmliche Spracharbeit nicht loben und lieben solte. Und
thun E. Durchl. ein dero wolanständig- und hochlöbliches
Werk/ in dem sie die hierunter-bemuhete wackere Geister mit
dero hochgewogenheit zu begnädigen/ und also nochmehr auf-
zumuntern/ geruhen. Ich weiß/ die Poeten/ welche ohne das
ein dankbares Volk sind/ werden/ Dero solche hohe Gnaden
mit jhrer ewigen Kunst zu erwiedern/ unvergessenseyn/ und
dero Tugendtreflichkeiten/ zu unvergänglichen Andenken/ in
die Tafel der Unsterbligkeit einzutragen/ ihre Sorge seyn las-
sen. Die Prinzessin liesse jhr Wolgefallen ob diesen deß Eu-
bulus
Reden mit einem freundlichen Lächlen vermerken/
bey sich selber schwerende/ zu erwähnter Verewigung jhres
Ehrenruhms die Teutonischen Musen jhro mit tausender-
ley Gnaden genugsam zu verbinden. Was sagt aber ihr mir
sagte sie zu der Noris/ von euren Schäfern? Habt jhr keine
Nachricht von jhnen?

23.

Genugsam/ Durchleuchtigste Princessin/ gab sie
zur Antwort. Dann wie solten mir diese Leut unbekannt
seyn/ durch die ich eine Zeit hero so Weltbekannt worden.
Der Anfänger jhrer Genoßschaft heist Strefon/ welcher

sonst

Hals und Kopf zuſammen geleimet und gereimet/ nennet„
ſolche ſtraks ein Gedicht und ſich einen Poeten/ ruͤhmet/„
er habe es mit einer Schwansfeder geſchrieben/ die er in„
dem Brunnen der Muſen eingetaucht. Wie aber ein Aff„
kein Menſch iſt/ ob er wol jhm unter allen Thieren am„
gleichſten; Alſo ſind auch ſoͤlche Reimenſchmied mit jhren„
Ganskielen nichts weniger/ als was ſie ſich duͤnken laſſen.„
Wer kein Midas iſt/ wird die gelehrte Leyer deß Apollo võ„
einem groben Lüdel- und Duͤdelſack wol zu unterſcheiden„
wiſſen. Bauren aber ſind/ die ein gutes Lied deswegen ver-„
achten/ weil es auch ein ungeſchikter Bauer ſinget.

22.

Ich kan demnach nicht ſehen/ waruͤm man dieſe
ſo ruͤhmliche Spracharbeit nicht loben und lieben ſolte. Und
thun E. Durchl. ein dero wolanſtaͤndig- und hochloͤbliches
Werk/ in dem ſie die hierunter-bemůhete wackere Geiſter mit
dero hochgewogenheit zu begnaͤdigẽ/ und alſo nochmehꝛ auf-
zumuntern/ geruhen. Ich weiß/ die Poeten/ welche ohne das
ein dankbares Volk ſind/ werdẽ/ Dero ſolche hohe Gnaden
mit jhrer ewigen Kunſt zu erwiedern/ unvergeſſenſeyn/ und
dero Tugendtreflichkeiten/ zu unvergaͤnglichen Andenkẽ/ in
die Tafel der Unſterbligkeit einzutragen/ ihre Sorge ſeyn laſ-
ſen. Die Prinzeſſin lieſſe jhr Wolgefallen ob dieſen deß Eu-
bulus
Reden mit einem freundlichen Laͤchlen vermerken/
bey ſich ſelber ſchwerende/ zu erwaͤhnter Verewigung jhres
Ehrenruhms die Teutoniſchen Muſen jhro mit tauſender-
ley Gnaden genugſam zu verbinden. Was ſagt aber ihr mir
ſagte ſie zu der Noris/ von euren Schaͤfern? Habt jhr keine
Nachricht von jhnen?

23.

Genugſam/ Durchleuchtigſte Princeſſin/ gab ſie
zur Antwort. Dann wie ſolten mir dieſe Leut unbekannt
ſeyn/ durch die ich eine Zeit hero ſo Weltbekannt worden.
Der Anfaͤnger jhrer Genoßſchaft heiſt Strefon/ welcher

ſonſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0065" n="15"/>
Hals und Kopf zu&#x017F;ammen geleimet und gereimet/ nennet&#x201E;<lb/>
&#x017F;olche &#x017F;traks ein Gedicht und &#x017F;ich einen Poeten/ ru&#x0364;hmet/&#x201E;<lb/>
er habe es mit einer Schwansfeder ge&#x017F;chrieben/ die er in&#x201E;<lb/>
dem Brunnen der <hi rendition="#fr">Mu&#x017F;en</hi> eingetaucht. Wie aber ein Aff&#x201E;<lb/>
kein Men&#x017F;ch i&#x017F;t/ ob er wol jhm unter allen Thieren am&#x201E;<lb/>
gleich&#x017F;ten; Al&#x017F;o &#x017F;ind auch &#x017F;o&#x0364;lche Reimen&#x017F;chmied mit jhren&#x201E;<lb/>
Ganskielen nichts weniger/ als was &#x017F;ie &#x017F;ich du&#x0364;nken la&#x017F;&#x017F;en.&#x201E;<lb/>
Wer kein <hi rendition="#fr">Midas</hi> i&#x017F;t/ wird die gelehrte Leyer deß <hi rendition="#fr">Apollo</hi> vo&#x0303;&#x201E;<lb/>
einem groben Lüdel- und Du&#x0364;del&#x017F;ack wol zu unter&#x017F;cheiden&#x201E;<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en. Bauren aber &#x017F;ind/ die ein gutes Lied deswegen ver-&#x201E;<lb/>
achten/ weil es auch ein unge&#x017F;chikter Bauer &#x017F;inget.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>22.</head><lb/>
          <p>Ich kan demnach nicht &#x017F;ehen/ waru&#x0364;m man die&#x017F;e<lb/>
&#x017F;o ru&#x0364;hmliche Spracharbeit nicht loben und lieben &#x017F;olte. <hi rendition="#aq">U</hi>nd<lb/>
thun <hi rendition="#fr">E.</hi> Durchl. ein dero wolan&#x017F;ta&#x0364;ndig- und hochlo&#x0364;bliches<lb/>
Werk/ in dem &#x017F;ie die hierunter-bem&#x016F;hete wackere Gei&#x017F;ter mit<lb/>
dero hochgewogenheit zu begna&#x0364;dige&#x0303;/ und al&#x017F;o nochmeh&#xA75B; auf-<lb/>
zumuntern/ geruhen. Ich weiß/ die Poeten/ welche ohne das<lb/>
ein dankbares Volk &#x017F;ind/ werde&#x0303;/ Dero &#x017F;olche hohe Gnaden<lb/>
mit jhrer ewigen Kun&#x017F;t zu erwiedern/ unverge&#x017F;&#x017F;en&#x017F;eyn/ und<lb/>
dero Tugendtreflichkeiten/ zu unverga&#x0364;nglichen Andenke&#x0303;/ in<lb/>
die Tafel der <hi rendition="#aq">U</hi>n&#x017F;terbligkeit einzutragen/ ihre Sorge &#x017F;eyn la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Die Prinze&#x017F;&#x017F;in lie&#x017F;&#x017F;e jhr Wolgefallen ob die&#x017F;en deß <hi rendition="#fr">Eu-<lb/>
bulus</hi> Reden mit einem freundlichen La&#x0364;chlen vermerken/<lb/>
bey &#x017F;ich &#x017F;elber &#x017F;chwerende/ zu erwa&#x0364;hnter Verewigung jhres<lb/><hi rendition="#fr">E</hi>hrenruhms die Teutoni&#x017F;chen Mu&#x017F;en jhro mit tau&#x017F;ender-<lb/>
ley Gnaden genug&#x017F;am zu verbinden. Was &#x017F;agt aber ihr mir<lb/>
&#x017F;agte &#x017F;ie zu der <hi rendition="#fr">Noris/</hi> von euren Scha&#x0364;fern? Habt jhr keine<lb/>
Nachricht von jhnen?</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>23.</head><lb/>
          <p>Genug&#x017F;am/ Durchleuchtig&#x017F;te Prince&#x017F;&#x017F;in/ gab &#x017F;ie<lb/>
zur Antwort. Dann wie &#x017F;olten mir die&#x017F;e Leut unbekannt<lb/>
&#x017F;eyn/ <choice><orig>dnrch</orig><corr>durch</corr></choice> die ich eine Zeit hero &#x017F;o Weltbekannt worden.<lb/>
Der Anfa&#x0364;nger jhrer Genoß&#x017F;chaft hei&#x017F;t <hi rendition="#fr">Strefon/</hi> welcher<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;on&#x017F;t</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0065] Hals und Kopf zuſammen geleimet und gereimet/ nennet„ ſolche ſtraks ein Gedicht und ſich einen Poeten/ ruͤhmet/„ er habe es mit einer Schwansfeder geſchrieben/ die er in„ dem Brunnen der Muſen eingetaucht. Wie aber ein Aff„ kein Menſch iſt/ ob er wol jhm unter allen Thieren am„ gleichſten; Alſo ſind auch ſoͤlche Reimenſchmied mit jhren„ Ganskielen nichts weniger/ als was ſie ſich duͤnken laſſen.„ Wer kein Midas iſt/ wird die gelehrte Leyer deß Apollo võ„ einem groben Lüdel- und Duͤdelſack wol zu unterſcheiden„ wiſſen. Bauren aber ſind/ die ein gutes Lied deswegen ver-„ achten/ weil es auch ein ungeſchikter Bauer ſinget. 22. Ich kan demnach nicht ſehen/ waruͤm man dieſe ſo ruͤhmliche Spracharbeit nicht loben und lieben ſolte. Und thun E. Durchl. ein dero wolanſtaͤndig- und hochloͤbliches Werk/ in dem ſie die hierunter-bemůhete wackere Geiſter mit dero hochgewogenheit zu begnaͤdigẽ/ und alſo nochmehꝛ auf- zumuntern/ geruhen. Ich weiß/ die Poeten/ welche ohne das ein dankbares Volk ſind/ werdẽ/ Dero ſolche hohe Gnaden mit jhrer ewigen Kunſt zu erwiedern/ unvergeſſenſeyn/ und dero Tugendtreflichkeiten/ zu unvergaͤnglichen Andenkẽ/ in die Tafel der Unſterbligkeit einzutragen/ ihre Sorge ſeyn laſ- ſen. Die Prinzeſſin lieſſe jhr Wolgefallen ob dieſen deß Eu- bulus Reden mit einem freundlichen Laͤchlen vermerken/ bey ſich ſelber ſchwerende/ zu erwaͤhnter Verewigung jhres Ehrenruhms die Teutoniſchen Muſen jhro mit tauſender- ley Gnaden genugſam zu verbinden. Was ſagt aber ihr mir ſagte ſie zu der Noris/ von euren Schaͤfern? Habt jhr keine Nachricht von jhnen? 23. Genugſam/ Durchleuchtigſte Princeſſin/ gab ſie zur Antwort. Dann wie ſolten mir dieſe Leut unbekannt ſeyn/ durchdnrch die ich eine Zeit hero ſo Weltbekannt worden. Der Anfaͤnger jhrer Genoßſchaft heiſt Strefon/ welcher ſonſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/65
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/65>, abgerufen am 21.11.2024.