Birken, Sigmund von: Pegnesische Gesprächspiel-Gesellschaft von Nymfen und Hirten. Nürnberg, 1665.Die verwandelte Dafne. und entträget ihm das Fleisch. So es auch beschaffen ware/ mit dem Gott/ und mit der Nymfe. Jedem schnelle Flügel macht'/ ihr die Furcht/ und ihm die Hoffnung. Die- ser Jagt Cupids lacht. Der Verfolger/ doch zuletzt die Verfolgte übereilet: weil das Kind/ das ihn entzündt/ seine Fittich' ihm ertheilet. Er lässt sie nit mehr verschnaufen/ kommet schnaufend nun heran: daß sie seinen starken Odem auf dem Rücken fühlen kan. Er streckt schon die Hände aus/ seinen schö- nen Raub zufassen. Sie ermüdet/ kan nit mehr/ als erstaunen und erblassen/ von dem Flucht-Lauf überwunden. Vatter Peneus! (fängt sie an/) Fluten-Gott! hilf deiner Tochter! wann ein Fluß auch helfen kan. Diese Schönheit/ meiner Ehr Mörderinn/ verschling/ O Erde! oder schaffe/ daß mein Leib etwas/ des man schonet/ werde! Kaum war dieser Wunsch gesprochen: da er- starrt das schöne Kind. ihre Arme plötzlich Aeste[/] ihre Haare Blät- ter sind. es er- D
Die verwandelte Dafne. und enttraͤget ihm das Fleiſch. So es auch beſchaffen ware/ mit dem Gott/ und mit der Nymfe. Jedem ſchnelle Fluͤgel macht’/ ihr die Furcht/ und ihm die Hoffnung. Die- ſer Jagt Cupids lacht. Der Verfolger/ doch zuletzt die Verfolgte uͤbereilet: weil das Kind/ das ihn entzuͤndt/ ſeine Fittich’ ihm ertheilet. Er laͤſſt ſie nit mehr verſchnaufen/ kommet ſchnaufend nun heran: daß ſie ſeinen ſtarken Odem auf dem Ruͤcken fuͤhlen kan. Er ſtreckt ſchon die Haͤnde aus/ ſeinen ſchoͤ- nen Raub zufaſſen. Sie ermuͤdet/ kan nit mehr/ als erſtaunen und erblaſſen/ von dem Flucht-Lauf uͤberwunden. Vatter Peneus! (faͤngt ſie an/) Fluten-Gott! hilf deiner Tochter! wann ein Fluß auch helfen kan. Dieſe Schoͤnheit/ meiner Ehr Moͤrderinn/ verſchling/ O Erde! oder ſchaffe/ daß mein Leib etwas/ des man ſchonet/ werde! Kaum war dieſer Wunſch geſprochen: da er- ſtarrt das ſchoͤne Kind. ihre Arme ploͤtzlich Aeſte[/] ihre Haare Blaͤt- ter ſind. es er- D
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Die verwandelte Dafne.
und enttraͤget ihm das Fleiſch. So es auch
beſchaffen ware/
mit dem Gott/ und mit der Nymfe. Jedem
ſchnelle Fluͤgel macht’/
ihr die Furcht/ und ihm die Hoffnung. Die-
ſer Jagt Cupids lacht.
Der Verfolger/ doch zuletzt die Verfolgte
uͤbereilet:
weil das Kind/ das ihn entzuͤndt/ ſeine Fittich’
ihm ertheilet.
Er laͤſſt ſie nit mehr verſchnaufen/ kommet
ſchnaufend nun heran:
daß ſie ſeinen ſtarken Odem auf dem Ruͤcken
fuͤhlen kan.
Er ſtreckt ſchon die Haͤnde aus/ ſeinen ſchoͤ-
nen Raub zufaſſen.
Sie ermuͤdet/ kan nit mehr/ als erſtaunen
und erblaſſen/
von dem Flucht-Lauf uͤberwunden. Vatter
Peneus! (faͤngt ſie an/)
Fluten-Gott! hilf deiner Tochter! wann ein
Fluß auch helfen kan.
Dieſe Schoͤnheit/ meiner Ehr Moͤrderinn/
verſchling/ O Erde!
oder ſchaffe/ daß mein Leib etwas/ des man
ſchonet/ werde!
Kaum war dieſer Wunſch geſprochen: da er-
ſtarrt das ſchoͤne Kind.
ihre Arme ploͤtzlich Aeſte/ ihre Haare Blaͤt-
ter ſind.
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